Herbert Watterott zum 75. – Ein Leben im Fahrradsattel

Verband Westdeutscher Sportjournalisten (VWS)

21.09.2016 Herbert Watterott, die Reporterlegende der Tour de France, wird am 21. September 75 Jahre alt. Eine Würdigung seines Kollegen Günther Baumhauer.
 
Rennradfahren war und ist noch immer sein Sport Nummer 1. 41-mal hat Herbert Watterott die berühmte Frankreichrunde als WDR- Reporter kommentierend begleitet. Er kannte die Rennfahrer alle, von A bis Z, von Altig bis Zabel. Auch international war er mit den Großen des Radsports eng vertraut. Der Belgier Eddy Merckx war für „Watti” der Größte. Seine letzten Reporterjahre allerdings waren von den Dopingaffären der Profigilde und den daraus resultierenden langjährigen Sendeeinschränkungen in der ARD getrübt.

Wer als Kollege viele Jahre Zimmernachbar von Watterott (Foto: privat) war, weiß zu berichten, wie mühsam zu einer Zeit ohne Internet mit entsprechenden Info-Quellen die Vorbereitung für Live-Reportagen war. Gleich mehrere Karteikästen schleppte der Radsportreporter mit in die Sprecherkabine, um im rechten Moment den passenden Kommentar zum im Bild angebotenen Fahrer zu haben.

Als Watterott vor zehn Jahren in den Ruhestand ging, hatte er schon ein Buch geschrieben: „Tour de France – Live!“. Dieses Buch schwenkte Harald Schmidt in der Luft, während der den Autor in seiner TV-Show humorvoll ausquetschte. 30 Sekunden aus dem Hut musste Watterott ein Rennfinale kommentieren.

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Bravo! Da war er wieder: „180 Rennfahrer biegen auf die Zielgerade ein. In diesem Moment ist der rote Teufelslappen, also 1000 Meter vor dem Ziel, bereits passiert. Die Sprintermannschaften sind an der Spitze zu finden.“ Auch nach zehn Jahren lohnt es noch, die Show von damals bei YouTube anzuklicken.

Zur Blütezeit der Sechs-Tage-Rennen war der Junge aus dem Bergischen Land in Köln, Dortmund oder Berlin als sachkundiger Hallensprecher natürlich dabei. Und beim diesjährigen Rennen „Rund um Köln“ saß der Kommentier-Oldie am Bensberger Schloss zur Freude der Zuschauer auch am Mikrofon und gab Wissenswertes von sich. Sein Einsatz beim Wohltätigkeitsrennen in Oldenburg Mitte August endete dagegen mit einem Sturz und einigen Knochenbrüchen.

In seiner Heimat ist der WDR-Mann über Jahrzehnte selbst tausende Kilometer mit dem Rennrad gestrampelt. „Bergauf, bergab, da lernt man zu schätzen, was die Radsportler leisten“, sagt der Mann mit der unverkennbaren Radsportstimme.