Dietmar Schott zum 80. Geburtstag – Immer ruhig und kompetent

Verband Westdeutscher Sportjournalisten (VWS)

20.07.2017 Ohne ihn wäre der WDR-Hörfunk nicht das, was er heute ist. Dietmar Schott prägte die Berichterstattung entscheidend. Am 20. Juli wird die Radiolegende 80 Jahre alt.
Autor: Holger Dahl
Für mich gehörte er zu einer guten Autowäsche einfach dazu. Das war in den 1980ern und ich half meinem Vater an nahezu jedem Samstagnachmittag auf dem Hof bei der wöchentlichen Autopflege. Im Radio lief „Sport und Musik“ mit Moderator Dietmar Schott. Basslastige Stimme mit Wiedererkennungswert, hohe Fußballkompetenz. „Wir schalten ins Parkstadion nach Gelsenkirchen zu Werner Hansch“ – Dietmar Schott war unser Navigator durch die Bundesliga. Schon in Zeiten, als noch im Müngersdorfer Stadion oder im Westfalenstadion gespielt wurde.

Der Samstag war noch unumstößlicher Mittelpunkt der Bundesliga-Spieltage. Im WDR-Studio am Wallraffplatz stand eine Instanz der Sportberichterstattung, immer ruhig und kompetent. Wenn sich die Stimmen der Reporter überschlugen, behielt Schott den Überblick (Foto: www.cologne-info.de).

In Hamburg aufgewachsen, beim NDR in den Journalismus gestartet, dann nach Köln gewechselt, führte er die Hörer souverän durch die Stadien. Kino im Kopf in seiner reinsten und schönsten Form.

Dass ich Herrn Schott fast 20 Jahre später meinen Chef nennen durfte und er mich sogar als Reporter im Stadion anmoderierte, hätte ich bei der Autowäsche vor unserem Haus am Rande des Ruhrgebiets, in den 1980ern, nicht einmal zu träumen gewagt.

Sitzungen mit seinem Redaktions-Team – Sabine Töpperwien, Eddie Körper, Claus Peter Dötsch, Werner Hofmeister, Ludwig Hertel und Dirk Rohrberg – waren für mich als Berufseinsteiger denkwürdig.

Aus Herrn Schott wurde dann irgendwann viel später Dietmar. Anfänglich als Chef, nach seiner Amtsübergabe an Sabine Töpperwien dann noch einige Zeit der „Liga Live“-Moderator aus Leidenschaft. Über 2000 Sendungen starteten mit seiner Begrüßung hinter dem Mikrofon.

Pferde begleitet er und sie ihn durch ein spannendes Leben

Schott steht in der Tradition der großen Radiostimmen. Nachfolger von Kurt Brumme im WDR, von 1962 bis 2002 prägende Gestalt als Redakteur und ab 1988 auch als Sportchef im WDR-Hörfunk. Sein Herz gehört aber noch heute nicht nur dem Fußball im Allgemeinen und dem Hamburger SV im Besonderen. Dietmar Schott ist auch großer Basketballfreund, war selbst beim ASV Köln bis hin zur Bundesliga aktiv und von 1976 bis 1987 Manager beim BSC Saturn Köln, erlebte große Zeiten, inklusive Deutscher Meisterschaften und Europaliga-Teilnahme.

Doch Fußball und Basketball sind Dietmar nicht genug. Pferde begleitet er und sie ihn durch ein spannendes Leben. 1992 erschien sein Buch „Traben leichtgemacht“. Im Bergischen Land war er Züchter auf dem Gestüt Gut Höhnchen – immer unterstützt durch seine viel zu früh verstorbene Frau Beate. Über 350 Siege erkämpften die Schott-Pferde – er selbst ging auch in internationalen Trabrennen an den Start (Foto: www.cologne-info.de).

Diese unvergleichliche Kompetenz setzte er auch am Mikrofon um. Das begann im Jahre 1970. Damals geriet mit Adi Furler ein anderer bekannter Reporter in Gewissenskonflikte. Radio oder TV? Schließlich ging er zu seinem Chef Kurt Brumme und sagte: „Ich berichte diesmal für das Fernsehen. Du hast ja den ‚Langen’.“ Der „Lange“ – das war Dietmar Schott.

Allein den Prix d’Amérique übertrug er 32 Mal aus Paris. Für die Reportage des Rennens 1990 erhielt er unter anderem den Herbert-Zimmermann-Preis und das im Jahr des Fußball-WM-Titels für Deutschland. Es war nur einer von zahlreichen Journalistenpreisen .

Leidenschaft und Beruf gehören in der Vita von Dietmar Schott einfach zusammen. Von elf Olympischen Spielen berichtete er als WDR-Reporter in verschiedenen ARD-Teams. Der Ruhestand ist für die sportbegeisterte Radiolegende kein Grund zum journalistischen Abschied. 2008 erschien sein Porträt des Kultfußballers Will „Ente“ Lippens „Ich danke Sie“, 206 Seiten pure Unterhaltung.

Bundesligakonferenz begeistert pro Spieltag fast acht Millionen Radiohörer

In meinem persönlichen Audio-Archiv habe ich die Bigband-Erkennungsmelodie der WDR-Sendung „Sport und Musik“. Sendename und Musik sind schon länger Radiogeschichte. „WDR 2 Liga Live“ steht als Nachfolger aber noch immer in der Tradition des Vorgängers. Die große ARD-Bundesligakonferenz begeistert weiter Spieltag für Spieltag bundesweit fast acht Millionen Radiohörer.

Manchmal rufe ich die Audio-Datei mit der alten Erkennungsmelodie auf: Dann denke ich an Auto waschen in den 1980ern und meinen Begleiter Dietmar Schott – die Radiolegende.

Alles Gute zum Achtzigsten!

Das Aufmacher-Foto stammt von Klaus Göntzsche. Der Website www.cologne-info.de sind wir ebenfalls zu Dank verpflichtet – für die Überlassung der beiden Porträt-Fotos, die innerhalb des Artikels abgebildet sind.