Umsteigerin Ulrike Spitz – „Vergesse nie, wie ich als Sportlerin auf die Dinge geblickt habe“

Serie „Einsteiger, Aussteiger, Umsteiger“

18.02.2016 Sie war als Skilangläuferin selbst Spitzensportlerin und zudem viele Jahre als Journalistin tätig. Inzwischen hat Ulrike Spitz die Seiten erneut gewechselt – und empfindet dies als „eine Art Komplettierung“ ihres Berufslebens.
 
Ulrike Spitz ist seit dem 1. September Ressortleiterin Medien- und Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Olympischen Sportbund. Die 59-Jährige wurde Nachfolgerin von Christian Klaue, der als Pressesprecher dem neuen IOC-Präsidenten Dr. Thomas Bach nach Lausanne folgte. Die Schwarzwälderin, in Donaueschingen geboren und in Bubenbach in der Nähe des Titisees aufgewachsen, profilierte sich im Sportjournalismus vor allem in ihren 14 Jahren bei der Frankfurter Rundschau, dort zuletzt als Ressortleiterin. Nach ihrem Ausscheiden 2007 war sie bei der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) tätig, unter anderem als stellvertretende Geschäftsführerin. Seit 2010 arbeitete Ulrike Spitz als Kommunikationsberaterin und Autorin.

sportjournalist: Guten Tag, Frau Spitz. Herzlichen Glückwunsch zum neuen Job. Es war zu hören, dass Sie unter rund 50 Bewerbern ausgewählt worden sind.

Ulrike Spitz: Danke für die Glückwünsche. Ich weiß nicht, wie viele Bewerbungen es waren. Aber ich habe mich sehr gefreut, dass der DOSB mich ausgewählt hat.

sj: Was hat Sie bewogen, sich um diese Stelle zu bemühen?

Spitz: Die Position ist für mich eine der interessantesten und anspruchsvollsten im deutschen Sport mit dieser Vielfalt an Themen, für die der DOSB steht: vom olympischen und paralympischen Spitzensport bis zum Kinderturnen, von der Sportpolitik bis zur Sportgeschichte.

sj: Sie gelten als profilierte Journalistin. Wie wird man auch eine profilierte Pressesprecherin?

Spitz: Indem man die Bedürfnisse der Journalisten der verschiedenen Medien kennt und Wünsche und Anfragen so gut wie möglich zu erfüllen versucht. Indem man mit den Themen vertraut ist. Indem man schnell, aber dennoch überlegt reagiert. Indem man so offen wie möglich kommuniziert. Manchmal braucht man auch das richtige Bauchgefühl.

sj: Wie werden Sie als ehemals freie, meinungsbildende Journalistin jetzt damit fertig, dass Sie in Verlautbarungen nur die Interessen eines Verbandes zu vertreten haben?

Spitz: Mein Wechsel vom Journalismus zur Öffentlichkeitsarbeit ist ja jetzt nicht ganz aktuell. Neu ist, dass ich für den DOSB spreche. Sicher, es geht um Interessensvertretung, aber mir geht es und ging es immer um die Sache, und die Sache heißt Sport. Sport fasziniert und interessiert mich, seit ich denken kann. Natürlich habe ich jetzt eine andere Rolle. Aber ich empfinde diesen Perspektivwechsel als eine Art Komplettierung meines Berufslebens.

sj: Sie standen als Langläuferin in der deutschen Ski-Nationalmannschaft (Foto: firo/Augenklick). Gibt es Lehren, die Sie aus dieser Zeit für den neuen Job ziehen können?

Spitz: Für mich ist es bei allem, was ich mache, eine gute Basis, den Sport aus der Perspektive der Athletin erlebt zu haben. Natürlich hat sich seither viel verändert. Aber ich vergesse nie, wie ich als Sportlerin auf die Dinge geblickt habe, auch wenn meine Zeit nun doch schon drei Jahrzehnte zurückliegt.

Mit Ulrike Spitz sprach Wolfgang Uhrig