Organisator Klaus Dobbratz – „Wir veranstalten eine ideelle, immaterielle Wahl“

70. Mal „Sportler des Jahres“

03.11.2016 Zum 70. Mal werden die Sportler des Jahres gekürt. Im sportjournalist-Interview erklärt Organisator Klaus Dobbratz von der Internationalen Sport-Korrespondenz, was die Wahl so besonders macht.
 
Die Sportjournalisten entscheiden. Und das beim „Sportler des Jahres“ zum 70. Mal. In der zweiten November-Woche verschickt die ISK die Stimmscheine samt Vorschlägen für die Sparten „Sportlerin/Sportler/Mannschaft des Jahres“ – per Brief an alle Mitglieder und direkt an die Redaktionen. Über die Online-Plattform www.sdj.de geht es am schnellsten. Die große Gala steigt am 18. Dezember in Baden-Baden, wie in den vergangegen Jahren auch überträgt das ZDF.

sportjournalist: Herr Dobbratz, gibt es zum Jubiläum etwas Besonderes?

Dobbratz (Foto: GES-Sportfoto/Augenklick): Geplant ist ein Programmpunkt mit früheren Siegern. Sie werden noch einmal ihren Auftritt auf der Bühne haben.

sj: Wer wird in Baden-Baden der älteste anwesende Preisträger sein?

Dobbratz: Ich denke Ursula Happe. Sie gewann 1956 bei den Olympischen Spielen in Melbourne die Goldmedaille im Schwimmen über 200 Meter Brust. Frau Happe beging am 20. Oktober ihren 90. Geburtstag. Bei den Männern ist es der 85 Jahre Heinz Fütterer, der 1954 in Japan 10,2 Sekunden über 100 Meter lief und damit den Weltrekord der Legende Jesse Owens einstellte. Außerdem wurde Fütterer 1954 Doppel-Europameister über 100 und 200 Meter.

sj: Wer hatte eigentlich die Idee zum „Sportler des Jahres“?

Dobbratz: Kurt Dobbratz, mein Vater. Er wollte das Sportjahr Revue passieren lassen und befragte dazu seine Kollegen aus 20 Redaktionen, wo nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 mit der Lizenz der vier Siegermächte schon wieder gearbeitet werden durfte. Aus den Antworten zu dieser Rückblende ist ihm die Idee gekommen, einen Sportler und eine Sportlerin des Jahres auszurufen.

sj: Ist es vorgekommen, dass jemand Antrittsgeld verlangt hat?

Dobbratz: Auch das gab es, aber nur ein einziges Mal. Das Management hatte angefragt. Wir konnten diesen Wunsch natürlich nicht akzeptieren, so etwas würden wir auch nie machen. Wir veranstalten eine ideelle, immaterielle Wahl und die ist nun mal nicht mit Geld verbunden. Selbstverständlich werden die Kosten für Übernachtung und Anreise übernommen.

sj: Wie schaffen Sie es eigentlich, aus den Siegern bis zum Abend ein großes Geheimnis zu machen?

Dobbratz: Außer mir kennt nur eine Person vom ZDF und nur eine aus dem Wahlbüro das Ergebnis.

sj: Kommt es vor, dass jemand nur dann zusagt, wenn er sein Ergebnis kennt?

Dobbratz: Ja, das sind dann Sportler, die finanziell einer anderen Liga angehören und extrem gefragt sind. Das muss man akzeptieren. Wir versuchen, den Sportlern aber doch sanfte Hinweise zu geben: dass sie in der engeren Wahl sind. Schließlich schickt man keinen Privatflieger los, um jemanden abzuholen, der am Ende Fünfter ist. Aber es gibt keine Aussage über die Plätze eins, zwei oder drei.

sj: Und wer ist „Sportler des Jahres 2016“?

Dobbratz: Das entscheiden jetzt die VDS-Mitglieder. Ich tippe mal auf Titelverteidiger Jan Frodeno, Florian Hambüchen, Sebastian Brendel, Michael Jung oder Nico Rosberg, wenn er noch Weltmeister wird. Lassen wir uns überraschen. Ein spannendes Jahr!

Mit Klaus Dobbratz sprach Wolfgang Uhrig

Das Interview in ganzer Länge finden Sie in der November-Ausgabe des sportjournalist, die direkt beim Meyer & Meyer Verlag bestellt werden kann. Mitglieder des VDS können sich das Heft als PDF im Mitgliederbereich kostenlos herunterladen.