Invasion der alten Fahrensmänner

Kolumne „Einwurf“

12.12.2015 Zweimal im Jahr mag es beim FC Bayern München im Presseraum der Allianz Arena jüngeren Kollegen so vorkommen, als befinde sich unter ihnen ein große Gruppe Abgesandter aus einem Altersheim. Wir sorgen für Aufklärung wegen der Gäste.
Autor: Wolfgang Uhrig
Sie sind leicht abgegrenzt in einem Reservat und werden behandelt wie VIPs. Menschen um die 70 plus sitzen am ausgeschilderten Tisch, säuberlich aufgelegt das Besteck auf Stoffservietten. Fehlen eigentlich nur noch Hussen um den Stuhl. Es sind handverlesene Gäste, zuletzt beim Süd-Schlager Bayern gegen Stuttgart. Mediendirektor Markus Hörwick als Gastgeber geht lächelnd von Tisch zu Tisch, grüßt, herzt. „Danke, liebe Kollegen, Ihr habt damals für den Verein Großes geleistet“, sagt er und freut sich.

Hörwick spricht zu Reportern, die vor rund 40 Jahren Dauerbegleiter waren als Berichterstatter über Bayern. Zeitzeugen wie Hans Eiberle (Süddeutsche Zeitung), Rolf Hofmann (Münchner Merkur), Klaus Müller (Bild), Edgar Fuchs (Abendzeitung). Oder Ottmar Neidhart (tz), Franz Muxeneder (Bayerischer Rundfunk), Hans Sauter (dpa), der unlängst verstorbene Ulrich Kaiser (SID), die Fotografen Inge Frinke und Fred Joch, viele andere mehr.

Haben sie doch alle nur das getan, was in den 1970er Jahren ihre Aufgabe war – berichten über die Bayern: Meister, Pokalsieger in Deutschland, in Europa. Über Maier-Beckenbauer-Müller. Aber auch über Spieler, die heute nur noch durch Dokumentationen, Bücher oder das Bayern-Museum um die Ecke in Erinnerung gerufen werden: Hadewicz, Krauthausen, Michelberger, Robl, Schneider, Wunder ...

Namen, die gestern die Geschichte vom Aufstieg der Münchner mitgeschrieben haben, aufgeschrieben durch die Geladenen von heute. Mit ihrem traditionellen Seniorentreffen schließt sich die Brücke einer gemeinsamen Zeitreise, demnächst zum zehnten Mal – eine noble Geste.