Hoffen auf ein friedliches Turnier

EM-Kolumne „C‘est la vie“

01.05.2016 Die Furcht vor Terroranschlägen ist groß. Das gilt auch für die Fußball-EM in Frankreich. Es wird für die Zuschauer viele Einschränkungen geben. Die Fans wollen sich den Spaß aber nicht verderben lassen.
Autor: Rainer Kalb
Es muss, leider, noch einmal über Terrorismusgefahr bei der Europameisterschaft in Frankreich geschrieben werden. Martin Kallen, Österreicher, aber nicht für Stacheldraht an den Grenzen verantwortlich, bei der UEFA für die Organisation des Turniers zuständig, die Katze aus dem Sack gelassen.

Ja, die Franzosen haben Angst. Ja, bei konkreten Hinweisen wie in Hannover am 17. November vergangenen Jahres vor der Partie Deutschland gegen Niederlande werden Spiele abgesagt. Ja, sie werden am Tag danach in einer anderen Stadt ausgetragen. Ja, es kann deswegen zu Geisterspielen kommen, weil kein Zuschauer in einer Nacht quer durch Frankreich reisen kann.

Das Schlimmste stand schon zu befürchten, als ein Präfekt – also eine Art Regierungsbezirkspräsident – den Anhängern des FC Basel verbot, zu einem Europapokalspiel nach St. Etienne zu kommen. Damit wurden, indem eine Grenze dicht gemacht wurde, dem Tod des Fußballs alle Schleusen geöffnet.

Es muss daran erinnert werden, dass, als 1954 französische Journalisten den Europapokal der Landesmeister (heute: Champions League) erfanden, das erste Spiel zwischen Sporting Lissabon und Partizan Belgrad stattfand. Das kommunistische Jugoslawien und das rechte Portugal unterhielten keine diplomatischen Beziehungen. Trotzdem spielten die beiden Länder gegeneinander – so wie Palästina manchmal gegen arabische oder jüdische Mannschaften spielt (Foto eines französischen Polizisten: GES-Sportfoto/Augenklick).

Und heute, 62 Jahre später, soll so etwas nicht mehr möglich sein, nur weil Fußball kein Spiel mehr ist, sondern eine Bühne? Entsetzlich! Fußball überwindet Grenzen? Seit dem 13. November 2015, seit Frankreich gegen Deutschland offenbar nicht mehr. Die Angst frisst den Fußball auf. Wird er noch siegen? Das Leitmotiv des DFB-Ehrenpräsidenten Egidius Braun „Fußball – mehr als ein 1:0“ ist brüchiger denn je.