Rio de Janeiro – Stadt der Statuen

Olympia-Kolumne „Neues vom Giganten“

01.06.2016 In Rio de Janeiro gibt es ganz viel, unter anderem auch Statuen jeder Art. Es ist daher keine Frage, dass künftige Olympiahelden als Standbilder verewigt werden.
Autor: Heiner Gerhardts
Sie sitzen auf Bänken, schlendern über Wege, verharren in unverwechselbaren Posen. Einer überragend hoch, andere zentral auf Plätzen, viele mitten im Trubel. Rund 100 Statuen in Rio de Janeiro erzählen von Nationalhelden und Stadt-Originalen. Der Cristo Redentor ist als eines der neuen Weltwunder berühmt, andere wollen entdeckt werden. Oder sind es längst.

Zum Beispiel der Poet Carlos Drummond de Andrade, der gedankenversunken auf einer Bank in Höhe des Posto 6 an der Copacabana sitzt. Brasiliens bedeutendster Lyriker lässt sich geduldig für Selfies umarmen, leiht gar manch einem sein Ohr. Wenige Meter weiter schreitet man an der Seite nationaler Musiklegenden: Tom Jobim stolziert mit geschulterter Gitarre, Dorival Caymmi mit Instrumentenkasten in der Hand.

Selbst der King of Pop ist da. In bronzener Tanzpose, als Touristenmagnet der Favela Santa Marta, wo Michael Jackson 1996 für den Videoclip „They don't care about us“ drehte. Ein anderes Armenviertel, die Vila Kennedy im Stadtteil Bangu, ist stolz auf eine Replika der New Yorker Freiheitsstatue, ebenfalls geschaffen vom Franzosen Bartholdi, von der Familie Paranhos 1899 in Auftrag gegeben.

Rio hat sogar ein Manneken Pis, Manequinho genannt. Der Knabe, der Brüssels berühmter Brunnenfigur ähnelt, strullert vor dem Sitz des Sportklubs Botafogo de Futebol e Regatas. Sportler machen sich im Skulpturen-Heer dagegen rar. Dass aus der Weltmeister-Elf 1958 trotz eines Pelé oder Garrincha ausgerechnet Kapitän Bellini vor dem Haupteingang des Maracanã steht, verwundert schon.

Für einen Olympia-Heroen findet sich aber nach den Sommerspielen sicher ein geeignetes Stand-Örtchen in der „Cidade Maravilhosa“.