National Report – Vorsicht, Fälschung!

Linktipp

06.08.2016 Falschmeldungen sind ärgerlich. Wirklich doof ist es allerdings, wenn es Enten mit Ansage sind und wir Journalisten dennoch darauf hereinfallen.
Autor: Clemens Gerlach
An mahnenden Hinweisen mangelt es nicht. „Klar, sollst du die Nachricht als Erster haben, aber als Erstes muss die richtig sein.“ So lautet seit jeher der Slogan der US-Agentur United Press. Ohne genaue Quellenangabe muss die folgende, vermutlich einfach nur aus Volkes Munde stammende Weisheit auskommen: „Diese Geschichte ist zu gut, um wahr zu sein.“ Im Englischen wirken die beiden Sprüche eindringlicher, daher hier noch einmal zwecks besserer Verinnerlichung die Originale. Achtung! Kann es losgehen? Okay: „Get it first, but first get it right.“ Aye aye, Sir! Und nun noch: „Too good to be true.“

Trotz dieser hinlänglich bekannten Warnungen, die jeder in der Medienbranche Tätige kennt oder schon mal gehört hat, passiert es leider immer wieder, dass wir Journalisten Falschmeldungen aufsitzen. Da geraten wir zum Beispiel völlig aus dem Häuschen, wenn wir erfahren, dass die Kalorienbombe Schokolade super zum Abnehmen ist (Foto Schokoladentorte: firo Sportphoto/Augenklick). Raus mit der Nachricht, bevor ein anderer schneller ist. Wird schon stimmen die These, stammt ja vom „Institute of Diet and Health“. Nun ja, hätte klappen können: Die Wahrscheinlichkeit, bezüglich der nicht wirklich existierenden Institution richtig zu liegen, betrug immerhin 50 Prozent.

Dass wir Journalisten sehr schnell mit dem Finger am Abzug sind und zu häufig alles rausballern, was wir (nicht) haben, machen sich inzwischen Unternehmen zunutze. Diese lancieren bewusst Falschmeldungen, weil diese später dank Social Media schnell Verbreitung finden. Stichwort: Viralität (leider nicht Vitalität). So landen dann die armen User auf obskuren Seiten und machen dank Werbeklicks deren Betreiber reich. Das ist natürlich in jeder Beziehung total verwerflich, funktioniert aber 1a.

Anscheinend finden viele News-Konsumenten, dass Schnelligkeit vor Schlüssigkeit geht. Sonst würde dieses total ernsthafte Geschäft mit den Fake-Nachrichten nicht blendend funktionieren. Die US-Seite National Report tut gar nicht erst so, als ob deren Meldungen echt seien. Alles ausgedachter Kram. Das Zeug ist allerdings so teuflisch gut auf seriös gemacht, dass sich sogar die New York Times leimen ließ.

Insofern müssen es die Site-Macher für die gehetzte Journalistenzunft künftig noch deutlicher herausstellen. Vorbild könnte Orson Welles sein. Der renommierte Regisseur („Citizen Kane“) und Schauspieler („Der dritte Mann“) nannte sein letztes großes Werk, ein Pseudo-Dokumentarfilm, „F wie Fälschung“ (Foto DVD-Cover: Arthaus Filmverleih).

Dieser Artikel stammt aus der Juni-Ausgabe des sportjournalist, die direkt beim Meyer & Meyer Verlag bestellt werden kann. Mitglieder des VDS können sich das Heft als PDF im Mitgliederbereich kostenlos herunterladen.