Not(h)nagel der goldigen Art

Kolumne „Ansichtssache“

05.06.2016 Namenswitze sind Journalisten eigentlich verboten. Hier machen wir mal eine Ausnahme.
Autor: Wolfgang Uhrig
Neulich, in der 72. Minute der Relegation zur zweiten Fußball-Bundesliga: Würzburgs Trainer Hollerbach nimmt gegen Duisburg den Spieler Kurzweg vom Platz, für ihn kommt der Spieler Nothnagel.

Einer kurz weg, der andere als Nagel in der Not – zwei Namen im Sinne des Wortes: Die Würzburger Kickers gewinnen nach 0:1 noch 2:1 und steigen auf in die zweite Liga.

Namenswitze sind Journalisten ja eigentlich verboten. Das ist weniger eine Frage des Humors als eine Frage des Anstandes. Es gilt, die Würde eines Menschen zu schützen. Etwa wenn einer Fußballer ist und Holzfuß heißt, dafür natürlich nichts kann. Manche Namen aber haben die Aussage, dass darin ein Handeln zu erkennen ist (Uhrig-Foto: Maria Mühlberger).

Adler fliegt im Tor beim Hamburger SV, Nulle hält bei Carl Zeiss Jena den Laden dicht, Bollmann die Abwehr von Arminia Bielefeld, Ballweg heißt die Assistentin von Bundestrainerin Sylvia Neid, Goldmann ist der Trainer des Diskusriesen Harting und wie die Faust aufs Auge passt es bei den Klitschkos – sie tragen das k.o. im Namen.

Schneeloch war ein hoher deutscher Funktionär bei den letzten Olympischen Winterspielen, Goldmann ein Curler, Winterfeldt Reporter für die Berliner Zeitung. Im US-Team standen die Snowboarder Arielle Gold und Taylor Gold. Gold aber hatten sie alle nur im Namen.

Die Züricher Sonntagszeitung berichtete zu Sotschi über eine Schweizerin, die Olympia Gold heißt. Diese Freizeitsportlerin sagte, Gold bei Olympia sei für sie nie ein Ziel gewissen, sie fahre lieber unbeschwert Ski, mit ihrem Bruder – und der heißt Silver Gold.

Neulich, bei den Übertragungen von der WM im Eiskunstlaufen auf Eurosport, schwebte ein bezaubernde Geschöpf über die Bildfläche, nomen fast omen: Gracie Gold – das US-Girl wurde im Endergebnis Vierte, im Kurzprogramm war sie Erste (Gracie-Gold-Foto: sampics/Augenklick). Immerhin ein Notnagel.