Ganz schnell weg, ganz doll in

Linktipp – Snapchat

15.09.2016 Vor allem die sehr jungen User stehen auf Snapchat. Sie kennen diesen Dienst noch nicht? Dann wird es aber Zeit!
Autor: Clemens Gerlach
Konzentration, bitte! In ein paar Sekunden ist dieser Satz unweigerlich weg und kann nicht noch einmal gelesen ... zu spät! Nun ja, dann eben eine andere Passage. Hat es jetzt geklappt? Inhalt gemerkt? Prima, geht doch! Ist auf Dauer aber ziemlich anstrengend, oder? Tja, wer up to date sein will, der muss dieser Tage ein gehöriges Tempo mitgehen.

In Sachen Soziale Netzwerke ist Snapchat gerade der neueste Schrei. Das Prinzip ist ziemlich simpel: Die angemeldeten User teilen Fotos, sehr kurze Videos oder Textchen – und wenige Augenblicke nach dem Konsum lösen sich diese auf. Technisch ist es möglich, die Nachrichten auf den Endgeräten, zumeist Smartphones (Foto: GES-Sportfoto/Augenklick), wieder sichtbar zu machen oder dank der neuen Memories-Funktion auch später anzugucken. Doch das grundsätzliche Phänomen bleibt: Es lebe die Flüchtigkeit!

Immer mehr junge Menschen – mit 25 Jahren gehört man schon zu den Oldies – stehen auf Snapchat (logo, stammt aus den USA). Sie nutzen diesen seit Herbst 2011 existierenden Dienst wie früher Facebook. Denn das ist inzwischen beim Nachwuchs out, obwohl es bei vielen Älteren noch nicht einmal in war. So schnell geht das heutzutage, aber das hatten wir ja schon.

Sie fragen sich möglicherweise: Was soll ich mich mit diesen neuartigen Digitaltrends beschäftigen? Nun ja, vielleicht, weil diese zum Job eines Sportjournalisten anno 2016 gehören. Glauben Sie nicht? Man muss diese Social Tools (neben Snapchat und Facebook auch Instagram oder Twitter) nicht aktiv nutzen (wie es inzwischen sehr viele Klubs und Sportler machen), aber kennen sollte man sie schon. Und versuchen zu verstehen, warum diese so erfolgreich sind.

Die eine Erklärung gibt es nicht, aber bei Snapchat hat es sehr wahrscheinlich damit zu tun, dass die jungen Menschen etwas betreiben wollen, von dem sie sicher sein können, dass ihnen die Alten das nicht gleich wieder nachmachen. Denn die Ü25-Vertreter sehen in der Regel keinen Sinn darin, Fotos, Videos oder kurze Texte zu empfangen, die in Windeseile wieder verschwinden (auch wenn der Anteil der Älteren zunimmt).

Ob Snapchat sich lange halten wird, weiß natürlich kein Mensch. Sicher ist nur eines: Facebook-Macher Mark Zuckerberg (32) hat mehrfach versucht, das Unternehmen seinem Konzern einzuverleiben. Klappte nicht. Drei Milliarden Dollar waren Snapchat-Gründer Evan Spiegel (26) als Offerte zu niedrig.

Inzwischen wird der Firmenwert auf gut das Sechsfache geschätzt. Dass es sich um einen ernsthaften Spaß handelt, belegen zwei weitere Zahlen: Täglich sind an die 100 Millionen Nutzer aktiv und schauen sieben Milliarden Videos. Snapchat? Läuft! Und Zuckerberg hat umgesattelt: Instagram, das zum Facebook-Imperium gehört, bietet neuerdings eine Funktion („Stories“) an, die wie ein Snapchat-Klon wirkt. Und für seine U21-User hat Facebook die App Lifestage gelauncht.

Dieser Artikel stammt aus der Juli-Ausgabe des sportjournalist, die direkt beim Meyer & Meyer Verlag bestellt werden kann. Mitglieder des VDS können sich das Heft als PDF im Mitgliederbereich kostenlos herunterladen.