Wildes Wettbieten

Fußballrechte

13.05.2016 Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat den Milliarden-Poker begonnen. Mit den Konsequenzen müssen am Ende der Fernsehzuschauer und Fußball-Interessent zurechtkommen – eventuell höhere Gebühren und Abopreise, mehr Werbung und ungewohnte Anstoßzeiten.
Autor: Gregor Derichs
Die DFL präsentierte unlängst die Ausschreibung für die Fernsehrechte der vier Bundesliga-Spielzeiten ab 2017/2018. Im Bereich des Pay-TV, der mit Abstand besten Einnahmequelle, hat das Kartellamt eine wesentliche Änderung verlangt. Sky darf nicht mehr wie bisher alle Erst- und Zweitligaspiele allein live zeigen. Der DFL wird es kaum ungelegen sein, dass dies wohl die Preisspirale antreibt. Wenn es ganz dumm läuft, braucht der Zuschauer künftig zwei Decoder, um alles zu sehen.

Die Einnahmen, die in der noch laufenden Saison laut Frankfurter Allgemeiner Zeitung 826 Millionen Euro (inklusive Auslandsvermarktung) betragen, sollen sich auf mindestens vier Milliarden Euro nur aus dem Erlös der nationalen und europäischen Rechte steigern. Selbst sechs Milliarden hält DFL-Chef Christian Seifert nicht für ausgeschlossen, womit die oft beklagte Kluft zu den Einnahmen der englischen Premier League einigermaßen erträglich würde (Foto: firo Sportphoto/Augenklick).

Insgesamt geht es um 17 Pakete, gegliedert nach Live- und so genannten Highlight-Segmenten jeweils für Free- und Pay-TV sowie dem Extra, dass drei Partien pro Spieltag exklusiv für Web-TV und mobile Endgeräte zu erwerben sind. Damit sind alle Vertriebswege genannt: frei empfangbares Fernsehen, Bezahlfernsehen, Internet und mobile Endgeräte. Der Ausgang der neuen Aktionsrunde ist deswegen noch interessanter als 2012.

Dass die Telekom, die vor vier Jahren leer ausging, Sky für umfassende Payrechte erneut attackiert, ist wahrscheinlich. Als Bewerber auf kleinere Pakete gelten Sport 1 oder Eurosport, zumal sie auch Pay-TV-Programme betreiben. Für das Free-TV ist die interessanteste Frage, ob ARD und ZDF die Sportschau beziehungsweise das Sportstudio verteidigen können. RTL hat mit den Qualispielen der Nationalmannschaft den Fußball neu schätzen gelernt.

Für andere wie Sat 1, Vox und Kabel 1 gilt: Wer raus aus der Nische, mehr Reichwerte und seine Marke schärfen will, muss ran an den Fußball. Sport 1 erreichte in dieser Saison mit der Europa League (Liverpool gegen Dortmund sahen 6,3 Millionen Fans) Quotenrekorde und ist aggressiver auf dem Markt unterwegs als früher. Das trifft auch auf Eurosport zu, das seine brandneue Diskussionssendung Kicker.tv – Der Talk mit Bundesliga-Bildern aufpeppen könnte.

Die DFL hofft, dass ein heißer, für sie sehr lukrativer Wettbewerb um die Livespiele für Internet und die mobilen Anwendungen entsteht. Hier steht Vodafone wieder vor der Tür, aber offenbar sind auch digitale Giganten wie Google oder Amazon und Twitter interessiert. Dass Apple und sogar Facebook am Start stehen, wie berichtet wurde, scheint eher unwahrscheinlich, aber auch sie sind inzwischen scharf auf Sportrechte.

Twitter mit seinem Livestreaming-Dienst Periscope überträgt NFL-Partien (Foto: firo Sportphoto/Augenklick). Facebook produziert Premier-League-Formate. Amazon ist schon Partner der DFL beim Angebot, historische Liga-Videos abrufen zu können. Auch die britische Perform Group, die anstelle von Sky in der Saison 2016/2017 die Premier League über spox.com sendet, dürfte in Frankfurt vorstellig werden.

Die Bundesliga live bei Amazon oder Google? Das mag sich für manchen widersinnig anhören, ist es aber keineswegs. Amazon ist nicht nur ein Online-Kaufhaus, sondern bietet wie Netflix Streaming von Formaten, die früher dem Fernsehen vorbehalten waren. Damit setzen diese Firmen letztlich auch Sky mehr unter Druck, als es die klassischen TV-Sender tun.

Fernsehen funktioniert eben immer besser auch außerhalb der alten Satelliten- oder Kabelübertragung. Dass noch mehr Geld den deutschen Fußball (noch) besser macht, darf bezweifelt werden. Wahrscheinlicher ist, dass am Ende des Milliarden-Pokers eine weitere Zersplitterung des Bundesliga-Sender-Schemas steht.