Hamburg will Olympia-Debakel vergessen machen

Podiumsdiskussion beim VHS

19.10.2016 Olympische Spiele wollte die Hamburger Bevölkerung nicht. Das negative Votum war ein Schock für die Politiker. Doch hängenlassen gilt nicht, betonte der Innen- und Sportsenator der Hansestadt auf einer Podiumsdiskussion des Vereins Hamburger Sportjournalisten.
Autor: Albert Mehl
Nicht „Hamburg, meine Perle“, vielmehr „Hamburg, meine Pleite“ müsste es heißen dieser Tage an Elbe und Alster. Das eindeutige Votum der Bevölkerung gegen Olympische Spiele in der Hansestadt, der Abschied von drei Profi-Erstligisten in den Mannschaftssportarten und dann ganz aktuell die bereits drängenden Abstiegssorgen bei den Fußballern des HSV und des FC St. Pauli. Eine Bilanz, die zu Depressionen Anlass geben könnte.

„Ein blutendes Herz kann ich nicht abstreiten“, sagt so auch der Hamburger Ruderer Eric Johannesen (Foto: rscp/Augenklick) aus dem Deutschland-Achter, der in London Gold und in Rio Silber geholt hat. Aber im Laufe der von Matthias Steiner (NDR) moderierten Podiumsdiskussion im Anschluss an die außerordentliche Jahreshauptversammlung des VDS nähert sich der Mann aus dem Maschinenraum des Vorzeigebootes der Ruderer der Meinung seines Innen- und Sportsenators an. „Die Sportentwicklung geht weiter“, kennt Andy Grote (SPD) kein Trübsal.

Der Jurist, seit einem dreiviertel Jahr im Amt, will sich auch gar nicht groß mit Vergangenheitsbewältigung aufhalten. „Wenn wir die Wahl heute wiederholen, gibt es kein anderes Ergebnis. Wir brauchen eine andere Situation für den Spitzensport in Deutschland“, blickt er diesbezüglich über den Hamburger Tellerrand hinaus. Und sieht im Blick auf den eigenen Tellerinhalt Perspektiven.

„Active City“ heißt das neue Konzept, das von den Planungsständen der Olympia-Bewerbung ausgehend, den Sport in Hamburg weiterentwickeln soll. „Wir wollen das positive Erbe mitnehmen“, sagt Grote, dass der Sport noch stärker in der Hansestadt verankert werden soll. Hamburg sei weiter extrem gut aufgestellt in Sachen Sport, scheut der 48-Jährige keinen Vergleich mit anderen deutschen Kommunen.

Beachvolleyball, Hockey, Segeln, Rudern und Rollstuhlbasketball als Schwerpunkte

So stünden demnächst vier Veranstaltungen „auf höchstem Niveau“, vor allem aus den Ausdauersportarten, auf dem Programm. Und bei der von Bund und Deutschem Olympischen Sportbund (DOSB) angestrebten größeren Konzentration ist in Hamburg schon klar, wohin die Fähre gehen soll. Beachvolleyball, Hockey, Segeln und Rudern bei den olympischen Sportarten sowie Rollstuhlbasketball als paralympische Disziplin – das sind die Schwerpunkte, auf die die Hansestadt setzen will. Ein großes Fragezeichen gibt es hingegen bei der Zukunft des Schwimmens vor Ort.

Auch der 28 Jahre alte Johannesen, der nach acht Jahren Spitzensport sich erst einmal ein Jahr stärker auf seine berufliche Ausbildung konzentrieren will, unterstützt diese Initiative. „Im Spitzensport müssen wir diesen Weg gehen. Alle Top-Nationen fahren ein zentrales System“, ergänzt er unmissverständlich.

Johannesen sagt aber auch: „Der Breitensport ist ein wichtiger Faktor zur Imageverbesserung des Sports.“ Dem pflichtet Andy Grote bei. „Wir wollen auch in Zukunft große Veranstaltungen hierher holen. Nicht nur für den Spitzensport, sondern auch für den Breitensport“, gibt der Sportsenator die Richtung vor. Ein funktionierendes Konzept sei am Entstehen, erklärt er optimistisch. „Hamburg, meine Perle“ – das soll auch bald wieder auf den Sport zutreffen.