Fuss-Noten und verbraucherfreundliche Eckbälle

Kolumne „Ansichtssache“

17.03.2016 Als TV-Kommentator ist Wolff-Christoph Fuss ein Könner. Dessen Analysen sind treffend – und dennoch wird nie jemand beleidigt.
Autor: Wolfgang Uhrig
Einmal sagte im Fernsehen der Reporter Hans-Joachim R. über die Schweizer Eiskunstläuferin Karin Iten: „Wer als Zwiebel geboren ist, kann nicht wie eine Rose blühen.“ Das fand der in der für seine Sprüche gefürchtete ARD-Mann wohl originell – und doch: Was für eine grobe Beleidigung, Herr Kollege!

Dabei kann eine Metapher Freude bereiten (Uhrig-Foto: privat). Auch im Fernsehen, wo Worte ja überflüssig sind – es sei denn, zum Unterrichten kommt Unterhaltung. Das kann auf Sky im Fußball passieren, wenn etwa der nette Herr Wasserziehr als Moderator vom Studio weitergibt ins Stadion und dann mit seinem verschmitztem Lächeln sagt: „Und nun viel Spaß mit Ihrem Reporter Wolff Fuss.“

Das ist dann kein leeres Versprechen. Als Darmstadt gegen Hannover den Ball nicht bespielte, sondern bearbeitet, spricht Fuß von „22 Spielern im Blaumann“, die auf dem Platz „Ausschuss produzieren“. Ein „Spiel ohne schweres Gerät“ ist dagegen Bayern gegen Wolfsburg, „das hat Temperatur“.

Gegen Sevilla hebt sich Mönchengladbach „in Fohlenstärke aus dem Sattel“, beim kränkelnden HSV leistet Bruno Labbadia „erste Hilfe“. Zur Wolfsburger Niederlage in Stuttgart sieht er beim Verein aus der Autostadt „erhöhte Immissionswerte – Wolfsburg hat aber Schlussphasenkompetenz“.

Lockig-flockig kommentiert und auch noch pfiffig

Zu einem schwachen Freistoß „segelt der Ball besinnlich vors Tor“, im Gegenzug landet ein „verbraucherfreundlicher Eckball“ im Strafraum, über dem „Geier kreisen“. Die „Abwehr hat Öffnungszeiten“, Fehlpässe sind „Unebenheiten in der Sozialstruktur“.

Beim VMS-Mitglied Fuss brennt es nicht lichterloh, Trauben hängen nicht hoch, der Schalter muss nicht umgelegt werden – auch wird hier nie jemand beleidigt. Wer so lockig-flockig kommentiert, kriegt dann für pfiffige „Fuss-Noten“ auch mal einen Preis, wie den kürzlich durch eine Umfrage unter deutschen Spitzensportlern.

Übrigens: Der eingangs erwähnte Kollege R. bekam damals eine Zwiebel, überreicht von einem empörten Journalisten.

Die Kolumne „Ansichtssache“ schreibt Wolfgang Uhrig für den Verein Münchner Sportjournalisten. Wir danken den VMS-Kollegen für die großzügige Überlassung des Textes.