Klubsport verbeugt sich vor den Vereinsaktiven

Neues Magazin

21.06.2016 Das kostenlose Magazin Klubsport erscheint seit Mai in Millionenauflage. Das Ziel der Macher: den öffentlichen Blick für Vereinsthemen schärfen.
Autor: Katrin Freiburghaus
Athleten, die nicht Fußball spielen, beklagen oft, dass sie nur alle vier Jahre richtig wahrgenommen würden – wenn sie die olympische Bühne betreten. Wer die Zeitungsauslagen durchforstet, weiß aber, dass es in der Nische durchaus Publikationen gibt, die sich Sportarten im Schatten der Quotengaranten widmen. Allerdings geht es auch darin meist um die Sportler als solche: um ihre vier Wände, ihre Wettkämpfe und den Weg zur Leistung. Was aus Sicht von André Bortz bislang fehlt, ist ein Heft über ihr sportliches Zuhause.

„Jeder Athlet – auch der Spitzenathlet – hat seine Heimat in einem Verein“, sagt der Geschäftsführer des Deutschen Sportausweises (DSA). Seit Mai erscheint mit Klubsport deshalb ein Magazin, das sich ganz den Vereinen verschrieben hat. „Das ist unsere Verbeugung vor den Menschen, die dort viel Freizeit verbringen“, sagt Bortz (Foto: privat).

Das Projekt stemmt der DSA inhaltlich und finanziell in Kooperation mit dem Sportsfreund Verlag. Das erscheint folgerichtig, tritt doch auch das Magazin Sportsfreund mit dem Anspruch an, sportliche Vielfalt abzubilden. „Der DSA ist auf uns zugekommen, ob wir als Redaktion den Content liefern würden. Denn es stößt inhaltlich in einen Bereich, der von uns nicht so weit weg ist“, sagt Nico Barbat, Sportsfreund-Herausgeber und Geschäftsführer des Verlages.

Klubsport richtet sich im Selbstverständnis der Herausgeber an „Vereinssportler sowie Mitglieder aus Vereinsführung und Ehrenamt“. Dass die erste Ausgabe mit den Olympischen Spielen ausgerechnet ein Spitzensport-Thema behandelt, empfindet Bortz nicht als Widerspruch. „Jeder Athlet hat seine Vereinstrainer und seine Vereinsstrukturen. Wir wollen Hintergrundinformationen liefern. Wie kommen die Pferde nach Rio? Wer ist damit betraut?“

Bortz macht allerdings deutlich, dass es ihm nicht darum geht, mit Klubsport krampfhaft am Mainstream vorbeizuschreiben, sondern um einen alternativen Blickwinkel. Das Themen-Spektrum reicht neben rein Sportlichem von der dualen Karriere, Inklusion und Migration bis zur Vorstellung von Produkten, die für Sportler relevant erscheinen.

Entscheidend ist für Bortz, „dass wir Themen an Beispielen aus den Vereinen heraus angehen“ (Foto: firo Sportphoto/Augenklick). In Abgrenzung zu Publikationen des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) wie Sportdeutschland „soll der Content von der Basis kommen“. In der ersten Ausgabe sind dafür 52 Seiten veranschlagt, das Fernziel liegt laut Bortz bei knapp 100. Für 2016 sind zunächst zwei Ausgaben geplant, ab 2017 rechnet Bortz mit drei bis vier Heften pro Jahr.

Einen neuen Titel überhaupt zu drucken, statt ausschließlich digital an die Zielgruppe heranzutreten, brachte Bortz reichlich Unverständnis ein. „Viele haben uns für verrückt erklärt“, sagt er, „aber wir müssen auf allen Kanälen denken: Viele Menschen freuen sich immer noch über ein gedrucktes Produkt.“ Die sozialen Netzwerke und eine zugehörige Website werden parallel bestückt.

Auf der Klubsport-Homepage kann das gedruckte Heft von Vereinen kostenlos in Paketen ab 100 Stück bestellt werden. Es ist zur Auslage für die jeweiligen Vereinsmitglieder vorgesehen. Obwohl Bortz den Verkauf am Kiosk nicht gänzlich ausschließt, genießt die kostenfreie Verbreitung in hoher Stückzahl über die Vereine derzeit Priorität.

Florian Frank, Ressortleiter Marketing beim DOSB, prognostiziert Klubsport auf der Grundlage dieses Modells „voraussichtlich eine gigantische Reichweite“. Angepeilt wird eine Auflage von einer Million. Bortz spricht bezüglich der Produktionskosten von einer „relevanten, aber überschaubaren Summe“. Refinanziert werden soll diese komplett durch den Anzeigenverkauf.

Redaktionell profitiert Klubsport von seiner Unabhängigkeit. „Man hat mehr Freiheiten bei Themen, die man am Kiosk nicht bedienen würde“, sagt Barbat und spricht von „Nischensportarten“ (Foto: GES-Sportfoto/Augenklick). Bereits der Sportsfreund leiste sich „immer mal Bereiche, die etwas ferner ab sind von den Kommerzsportarten“. Mit Klubsport bekommt er neue Gesellschaft.