Rainer Jourdan zum 65. – Auch abseits vom großen Sport das Leben genießen

Verein Frankfurter Sportpresse (VFS)

24.01.2016 Der Blick des Fußball-Experten Rainer Jourdan ging stets auch auf die britische Insel. Am 25. Januar feiert der langjährige Redakteur der Frankfurter Neuen Presse seinen 65. Geburtstag.
Autor: Michael Lennartz
Rainer Jourdan saß schon an seinem Schreibtisch, als ich 1980 zum Volontariat in die Sportredaktion der Frankfurter Neuen Presse kam. Und das ist eine gefühlte Ewigkeit her. „Tschorden“, wie ihn Carl-Heinz Huthmacher immer aus dem Nebenraum rief und wie wir alle ihn auch heute noch nennen, machte es jedem, der neu zum FNP-Team hinzu stieß, leicht, sich einzuleben. Ein „lockerer Typ“ eben, um dessen Kopf sich damals noch eine ordentliche Matte kräuselte.

Hobby und Beruf – bei Rainer Jourdan verliefen die Grenzen da stets fließend. Speziell, wenn es um seine Lieblingsthemen ging: die Eintracht – na klar – und Manchester United sowie generell der britische Fußball. Seine Fachkenntnisse zum „Mutterland des Fußball“ waren nicht nur in der FNP-Sportredaktion gefragt (Foto: VFS).

Unzählige Male mussten wir seine Trips auf die britische Insel redaktionsverträglich in die Dienstpläne einbauen. Die dauerten schließlich immer mehrere Tage, weil er unter dem gleichen Trauma leidet, das auch den niederländischen Ex-Nationalspieler Dennis Bergkamp stets zu einem Problemreisenden machte: Flugangst. Nur als die Eintracht einst im UEFA-Pokal zu Schachtjor Donezk in die Ukraine reisen musste, zwang sich auch „Tschorden“ in einen Flieger.

Es gäbe noch vieles zu erwähnen. Sein phänomenales Eintracht-Gedächtnis, seine Vorliebe für die Spätdienste in der Redaktion, sein nur in Maßen virtuoser Umgang mit der Computer-Maus, seine Freude am Kommentieren und, und, und. Es hätten auch noch eine Menge Anekdoten hinzukommen können, wenn „RJ“ sich nicht schon 2008 aus der Alltagshektik in der Sportredaktion freiwillig zurückgezogen hätte. Am 29. Juni, am Tag des EM-Endspiels in Wien, in dem sich die deutsche Nationalmannschaft Spanien mit 0:1 geschlagen geben musste und wir beide gemeinsam den Spätdienst bestritten, absolvierte er seinen letzte Schicht.

Weiter zwei sportliche Leidenschaften – Eintracht Frankfurt und ManUnited

In den vergangenen siebeneinhalb Jahren hat sich für „Tschorden“ viel verändert. Er genießt die Zeit mit seiner Carola, abseits des journalistischen Trubels, hat sich vom Sport weitgehend entfernt. Die zahlreichen Exzesse, Korruption, Betrügereien und Manipulationen haben ihn ebenso frustriert wie ein nicht auszutrocknender Dopingsumpf. Dass man Lance Armstrong zu Beginn dieses Jahrtausends für seine Tour-Siege umjubelt hat und er heute als einer größten Betrüger der Sportgeschichte gilt, nennt er als herausragendes Beispiel für einen verlogenen Sport.

Von den Olympischen Winterspielen in Sotschi habe er sich nicht eine Sekunde im TV angesehen. Nur seinen beiden Lieblingsthemen widmet er sich immer noch mit unverminderter Begeisterung: Seit seinem Ausscheiden aus der FNP-Redaktion ist er selbstverständlich Dauerkartenbesitzer bei der Eintracht, mittlerweile im achten Jahr. Und zweimal jährlich treibt es ihn nach wie vor für jeweils rund eine Woche auf die britische Insel, um bei ManUnited (Rooney-Foto: firo/Augenklick) nach dem Rechten zu sehen – das nun sogar schon seit 37 Jahren.

Ansonsten gehört das Lesen zu seinen Hauptbeschäftigungen. Nein, nicht nur englische Tageszeitungen. Historisches und Psychologisches sind da eher seine Themen. Aktuell ist es der autobiografische Romanzyklus des norwegischen Schriftstellers Karl Ove Knausgard. Und ein besonders wichtiger Fixpunkt in seinem Leben nach dem FNP-Sport ist natürlich auch sein kleiner Hund Pika.