Nachruf auf Ullrich Braun – „Ich habe immer auf der Sonnenseite gelebt“

Verein Frankfurter Sportpresse (VFS)

23.02.2016

Ullrich Braun prägte die ZDF-Sportreportage und war ein hoch geschätzter Kollege. Nun ist er mit 89 Jahren gestorben.

Autor: Klaus Angermann

Mit Ullrich Braun hat wieder ein Urgestein des ZDF die „große Bühne“ verlassen. Ein Mann der ersten Stunde im legendären Tele-Sibirsk von Eschborn. Ein Sportjournalist mit Haut und Haaren. Teil der ein Dutzend Mitarbeiter zählenden Sport-Tagesredaktion, die vom 1. April 1963 an von Wim Thoelke geleitet wurde. 
 
Als der Wegbegleiter aus der Gründerzeit ihm am vergangenen 2. Januar gratulierte – zum 50. Geburtstag der ZDF-Sportreportage und weil Ullrich Braun sie als erster Moderator präsentiert hatte, verriet er mit keiner Silbe, dass er unheilbar krank sei. Nun ist er am 9. Februar, vier Monate vor seinem 90. Geburtstag, „eingeschlafen, wie er es wollte“, erzählt seine Ehefrau Heidi, zusammen mit ihm 55 Jahre lang „ein inniges Paar“.
 
Wer sich an den ZDF-Journalisten Ullrich Braun erinnert, sieht einen sportlich-eleganten Moderator vor sich. Sechs Jahre Präsentator der Sportreportage. 98 Sonntage auf dem Sender, schnörkellos, kompetent. Ein Sprachästhet, der stets das Wichtige auf dem Punkt brachte. Auch mit Witz. Wie zum Beispiel in den 30-Sekunden-Beiträgen vom „Sport aus aller Welt“. Dieses – bis heute – Markenzeichen der ZDF-Sportreportage (Foto: privat).
 
Ullrich Braun, der aus Schlesien stammte und am 12. Juli 1926 geboren wurde, war ein gelernter Zeitungsredakteur, der sich bei der Kasseler Post und  der Rheinischen Post in Düsseldorf einen so guten Namen gemacht hatte, dass ihn das ZDF 1963 für das Gründerteam der Sport-Tagesredaktion „abwarb“. Geführt vom routinierten Wim Thoelke lernten wir Anfänger in Eschborn zusammen das ABC des Fernsehens. Wir planten, diskutierten, wir produzierten und werteten aus; wir stritten um der Sache willen, lernten gemeinsam aus unseren Fehlern.

Ein umsichtiger, strenger, aber immer moderater Leiter der Sportreportage
 
So hat also Ullrich Braun den Sport im ZDF mit angeschoben – „auf dem Sender“, doch vor allem auch hinter dem Bildschirm. So war er – nach Thoelke – ein umsichtiger, strenger, aber immer moderater Leiter der Sportreportage; so gehörte er 1972 in München zum Team, das die Voraussetzungen für die Übertragungen für die Olympischen Sommerspiele schuf; so war er dann bis zu seiner Pensionierung 1989 in verantwortlicher Position koordinierend, planend für die Hauptredaktion Sport tätig.  Allzeit ein Ansprechpartner und wertvoller Ratgeber für junge Kollegen.
 
Als Pensionär lebte der Familienmensch Ullrich Braun wieder in Düsseldorf, der rheinischen Heimat seiner Ehefrau. Einer Verletzung wegen stieg er vom Hobby Tennis auf das Golfen um, das er sogar noch als 87-Jähriger spielte, aber nie, um zu triumphieren. Denn als ihm einmal im privaten Kreis ein Turniersieg winkte, schaute er vor den finalen Schlägen unruhig auf die Armbanduhr, um danach seine Konkurrenten zu verblüffen: „Ich muss leider abbrechen. Ich habe einen dringenden festen Termin – bei meinem Friseur.“
 
Ja, so war er auch, der Kollege Ullrich Braun: Er stand zu seinem Wort. Und wie zufrieden muss er gewesen sein, wenn er gegen Ende seines Lebens zu Ehefrau Heidi sagen konnte: „Ich habe immer auf der Sonnenseite gelebt.“                              
 
Klaus Angermann war von 1963 bis 1998 ZDF-Sportredakteur