Sebastian Hellmann neuer VWS-Präsident, Heribert Faßbender zum Ehrenpräsidenten gewählt

Verband Westdeutscher Sportjournalisten

04.04.2016 Die Ära Heribert Faßbender ging zu Ende – der neue Präsident heißt Sebastian Hellmann. Bei der VWS-Jahreshauptversammlung gab es zudem eine Rekordbeteiligung.
Autor: Ulrich Rolf Mittag
Genau 71 der insgesamt 640 Mitglieder besuchten die Jahreshauptversammlung des Verbandes Westdeutscher Sportjournalisten (VWS) am 4. April 2016 im Auditorium des Deutschen Fußball-Museums in Dortmund (alle Fotos: Klaus-Jörg Tuchel). Heribert Faßbender (74) verabschiedete sich nach 14 Jahren vom Amt des Präsidenten: „Das ist schon ein emotionaler Moment“, bekannte der langjährige WDR-Sportchef.

Faßbender war als Nachfolger des im August 2000 verstorbenen Addi Furler am 11. März 2002 in der „Arena auf Schalke“ als dessen Nachfolger gewählt worden. Zu seinem Abschied wurde er nun als zweiter Präsident nach Kurt Brumme in der Geschichte des VWS seit 1949 zum Ehrenpräsidenten gewählt. Faßbender reagierte bei der Laudatio durch Vizepräsident Johannes Krause gerührt: „Ich fühle mich sehr geehrt. Es war eine schöne Zeit.“

Zu Ehrenmitgliedern für über 50-jährige Zugehörigkeit zum VWS wurden Hartmut Reeh, Rolf Lautenbach, Hermann Tegeler und Harald Landefeld (90) ernannt, der letzte noch lebende Berichterstatter des WM Finales von 1954 und Gründungsmitglied des VWS.

Für seine Nachfolge hatte Faßbender rechtzeitig gesorgt. Sebastian Hellmann (48), der noch von ihm im Jahre 1990 beim WDR eingestellt worden war und über eine Zwischenstation bei RTL seit 1999 bei premiere, später Sky, tätig ist, war Faßbender bereits vor einigen Jahren in die Jury der Wahl zum „Champion des Jahres“ gefolgt.

„Dabei habe ich ihn gefragt, ob er sich vorstellen könne, auch beim VWS meine Nachfolge anzutreten“, so Faßbender. Dessen Vorschlag fand in Dortmund die einhellige Zustimmung der Mitglieder. „Damit haben wir auch die nötige Verjüngung des Präsidiums eingeleitet“, sagte Faßbender (Foto) anschließend und ergänzte, als er Hellmann ein Glas mit Wasser füllte: „Ich schenke Dir noch ein – das ist dann meine letzte Amtshandlung.“

Die übrigen Vorstandsposten blieben in bewährten Händen. Für Krause (Vizepräsident), Klaus Göntzsche (Finanzgeschäftsführer) und Andreas Dach (1. Beisitzer), der aus beruflichen Gründen in Berlin weilte, gab es ebenfalls einstimmige Voten. Für das Amt des zweiten Beisitzers wurden mit dem bisherigen Amtsinhaber Christian Topp und Dr. Claudia Pauli zwei Vorschläge gemacht. Nach geheimer Wahl setzte sich Topp mit knapper Mehrheit von zwei Stimmen durch.

Begonnen hatte die Sitzung nach dem Gedenken an die verstorbenen Mitglieder mit einem „Ehrungsmarathon“. Noch vor der bereits erwähnten Verleihung der Ehrenpräsidentschaft und den Ehrenmitgliedschaften gab es fünf silberne und sieben goldene VDS-Ehrennadeln für 25- und 40-jährige Mitgliedschaft. Gold erhielten Reiner Kruse, Klaus Lükewille, Manfred Osenberg, Joachim Ritzenhoff, Ulrich Werner, Wilfried Wittke und der Chronist selbst. Mit Silber wurden Barbara Merten-Kemper, Wilfried Horrmann, Ralf Ibing, Bernd Janning (in Abwesenheit) und Ralf Scholt ausgezeichnet.

Nach einem Imbiss ging es in die „Verlängerung“. WDR-Reporter Jürgen Bergener interviewte in bewährter Weise den „Triple-Präsidenten“ Dr. Reinhard Rauball (Foto rechts). Der Chef der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und des BV Borussia Dortmund sowie kommissarischer Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) stand Rede und Antwort. „Die meisten von Ihnen kenne ich ohnehin schon seit den 1970er Jahren“, stellte Rauball zu Beginn mit einem Blick ins Plenum fest, um sich dann einige Statements entlocken zu lassen.

Wie etwa zum DFB: „Wir müssen in unserem eigenen Beritt verlorenes Vertrauen wieder zurückgewinnen.“ Das, so Rauball, wird die wichtigste Aufgabe der neu zu bestimmenden Führungscrew aus Präsident, Generalsekretär und Finanzchef sein. Die Wahl soll am 15. April (also eineinhalb Wochen nach der VWS-Versammlung) beim außerordentlichen DFB-Bundestag erfolgen.

Zum Weltverband sagte Rauball: „Ich erwarte, dass durch die Statutenänderungen das Vertrauen in die FIFA wieder hergestellt wird, was sich aber über Jahre hinziehen wird. Dass Gianni Infantino, der neue Präsident, willens ist, dies zu erledigen, nehme ich ihm zu 100 Prozent ab.“ Zum Thema Aufstockung der Zahl der Teilnehmer an Welt- und Europameisterschaften bezog Rauball (Foto mit Harald Landefeld, links) klipp und klar Stellung: „Eine Aufblähung auf 40 oder mehr Nationen tut dem Sport nicht gut.“

Auf die Frage zum Thema Neuvergabe der Fernsehrechte und ob es die ARD-Sportschau weiterhin wie in der bisherigen Form geben wird, antwortete Rauball: „Kein Verein hat sich bisher bei mir gemeldet und gesagt, dass er mit weniger zufrieden wäre.“

Aus dem Plenum kam noch die Frage nach den angedachten Montagspielen der ersten Liga. Rauball dazu: „Wenn fünf Teams in der Europaliga engagiert sind, kommen die für Freitag- und Samstagspiele nicht in Frage. Da gibt es gar keine andere Lösung. Das ist der Situation geschuldet und nicht der Versuch, mehr Geld zu verdienen.“

Schließlich waren auch zwei Akteure des legendären ersten Europapokalsiegs einer deutschen Mannschaft Gesprächspartner des WDR-Mannes Bergener. Wenige Wochen vor der 50-jährigen Wiederkehr ihres 2:1-Erfolges im Jahre 1966 nach Verlängerung im Glasgower Hampden-Park gegen den FC Liverpool am 5. Mai 1966 erinnerten sich Kapitän Wolfgang Paul (76) und Torwart Hans Tilkowski (80) (Foto oben rechts) an das Spiel.

„Man darf nicht vergessen, dass wir 120 Minuten auf schwerem Boden spielen mussten. Auswechseln war ja nicht erlaubt“, so der Mittelläufer, der sich regelmäßig mit seinen verbliebenen Mitspielern trifft. „Das Wetter sprach nicht für uns, aber wir hatten keine Angst vor Liverpool. Uns ging es darum, den Sieg mit nach Hause zu nehmen“, so Tilkowski. Zwar ging es damals nicht mit dem LKW über den Borsigplatz, doch Paul erinnert sich an die Begeisterung der Fans. „Die haben uns auf der Fahrt im offenen Cabrio vom Westhofener Kreuz in die Stadt zu Tausenden zugejubelt.“

Unter Führung von Medien- und Kommunikationschef Knut Hartwig ging es am Ende noch auf Erkundung durch das in den ersten Monaten sehr gut angenommen Museums. Dessen Direktor, Manuel Neukirchner (Foto oben), hatte die VWS-Mitglieder begrüßt und überraschte dabei mit dem leidenschaftlichen Vortrag des Originaltextes einer Faßbender-Reportage der 1970er Jahre vom Spiel Schalke 04 gegen Arminia Bielefeld.

Der neue Präsident Sebastian Hellmann verabschiedete erstmals in neuer Funktion viele sichtlich erfreute und zufriedene VWS-Mitglieder. Ein neues Stück Geschichte des 1949 in Dortmund wiedergegründeten VWS hat begonnen. Wieder in Dortmund.

Weitere Fotos von der Veranstaltung finden Sie hier.