Wolf-Dieter Poschmann zum 65. Geburtstag – Stets ein Tempomacher

Verein Frankfurter Sportpresse (VFS)

21.05.2016 Pensionär Poschi? Das sind zwei Wörter, die – abgesehen vom Wohlklang der Alliteration – das größte Gegensatzpaar darstellen, das ich mir vorstellen kann. Zumindest vorstellen konnte, bis vor kurzem.
Autor: Peter Leissl
Und doch: Nicht weit hinter dem Horizont deines 65. Geburtstags, den du am 22. Mai feierst, dämmert dieses ominöse Datum. Schreckt es dich noch, dich, den Macher, den Unermüdlichen? Wird dir die Feierlaune verdorben durch das nahe Ende deiner beruflichen Karriere? Das sollte nicht passieren. Schließlich darfst du, Wolf-Dieter Poschmann, sagen wir lieber: Poschi, auf ein mehr als 30-jähriges Berufsleben zurückblicken. Ein wahrlich bewegtes und ertragreiches. Ein Rückblick mit mehr Stolz als Wehmut, das will ich hoffen.
 
Das ZDF war dein Leben, zumindest für zwei Drittel der beruflichen Laufbahn würdest du selbst wohl diesen in Stein gemeißelten Satz unterschreiben. Als du vor ziemlich genau 30 Jahren an die Tür von Europas größter Fernsehanstalt klopftest, da kannte man dich schon aus anderem Zusammenhang. Einer von Deutschlands besten Langstreckenläufern warst du, ein Tempomacher, der eine hohe Frequenz vorgab. An der mussten sich die Konkurrenten orientieren, wollten sie dich am Ende auf der Zielgeraden abhängen (Foto: GES-Sportfoto/Augenklick).
 
Die hohe Frequenz behieltest du im journalistischen Leben bei. Den Leistungsgedanken des Spitzensports übertrugst du auf deinen neuen Job. Den Sprung vom Seiteneinsteiger an die Spitze der rund 100 Personen starken Redaktion schafftest du damit in nicht einmal zehn Jahren.
 
Natürlich schafftest du dir damit Neider. Auch gab es Leute, die dieses hohe Tempo nicht mitgehen wollten oder konnten. Aber eine Anpassung an das sich rapide ändernde Umfeld war auch im ZDF-Sport Mitte der 1990er-Jahre notwendig geworden. Vorbei die Zeiten von Pionieren und Privilegien! Das hattest du erkannt, das wolltest du umsetzen, mit beeindruckender, manchmal schier beängstigender Konsequenz. Im Wettbewerb mit immer zahlreicher werdenden Konkurrenten auf dem TV-Markt sollte das ZDF damit zumindest in der Spitzengruppe bleiben. Ich denke, es ist dir gelungen.
 
Die letzten zehn Jahre deines Berufslebens verliefen weitaus ruhiger. Der Chef trat zurück ins Glied, den Moderator Poschmann sah man immer seltener auf dem Bildschirm. Vom Reporter, der begeistern konnte wie kaum ein Zweiter, konnte man sich weiter mitreißen lassen, sei es in der Leichtathletik, im Eisschnelllaufen, auch im Fußball. Dieser Rückzug auf Raten, nicht immer selbst betrieben, hat dich doch zumindest besser vorbereitet auf das, was kommen wird in Deinem nächsten Lebensabschnitt (Foto mit Karl-Heinz Feldkamp: Fotoagentur Kunz/Augenklick).
 
Man hört: Golfplätze, die du früher als trefflichen Querfeldein-Parcours zum Joggen nutztest, wirken jetzt auf andere Weise anziehend. Auch du also ein „Follower of Fashion“? Ich erinnere mich noch gut an unseren Pfützen-Lauf vom Olympiastadion in Rom zum Hotel unter sintflutartigem Regen. Fast 30 Jahre her ist das mittlerweile. Oder an eine gemeinsame Fahrradfahrt im Mittelrheintal, die du wegen fortwährender Plattfüße abbrechen musstest. Das liegt auch beinahe zwei Dekaden zurück. Mit dir gemeinsam einen Flight über 18 Grüns hinweg zu bilden – dagegen sträube ich mich noch.
 
Wahrscheinlicher dürfte ein Zusammentreffen im Stadion sein. Du wirst ja der Leichtathletik bestimmt die Treue halten und im Innenraum als Platzsprecher fungieren. Überhaupt sollte man das Wort vom „Ruhestand“ im Zusammenhang mit dir eher nicht in den Mund nehmen (Foto: Fotoagentur Kunz).
 
Noch jedoch liegt ein erlebnisreiches Quartal vor dir: Die beiden Großereignisse Fußball-EM und Olympische Sommerspiele bieten die perfekte Bühne zum Abschied. Du wirst sie als Belohnung begreifen, ohne es dabei an professioneller Vorbereitung mangeln zu lassen. Dann wird auch unsere 30-jährige Zusammenarbeit beendet sein.
 
Du merkst: einen Glückwunsch zum 65. loszuwerden, ohne an die Zeit danach zu denken, das ist – mir zumindest – schier nicht möglich. Eines lass dir noch gesagt sein: Ich werde mich sträuben, in drei Monaten gleich wieder einen ähnlichen Artikel zu schreiben. Happy Birthday also, alter Kumpel!