Gratulation an Heribert Faßbender – Mr. Sportschau wird 75

Verband Westdeutscher Sportjournalisten (VWS)

30.05.2016 „Allerseits“ - wohl nur selten löst ein Wort eine so eindeutige Assoziation mit einer Person aus. Dabei hat Heribert Faßbender Sportfreunde und Kollegen im Laufe seiner außergewöhnlichen Karriere mit weitaus mehr Worten und Weisheiten erreicht. Am 30. Mai begeht er seinen 75. Geburtstag.
Autor: Johannes Krause
Zunächst war Heribert Faßbender als Radio-Reporter in der Kult-Sendung „Sport und Musik“ tätig, entdeckt von Kurt Brumme. Seine charakteristische Reporterstimme, seine klare und prägnante Sprache waren besondere Gaben, die ihn auch später während seiner Zeit als TV-Reporter und -Moderator unverwechselbar machten. Er wurde selbst Kult – und zu einer der prägendsten Persönlichkeiten des deutschen Sportjournalismus.

Bevor er 1982 Sportchef des WDR wurde, arbeitete er auch abseits des Fußballs. Faßbender moderierte den Unterhaltungsklassiker „Spiel ohne Grenzen“, das WDR-Mittagsmagazin und die Politiksendung „Blickpunkt Düsseldorf“ – letztere in seiner dreijährigen Zeit als Leiter des WDR-Landesstudios Düsseldorf (Foto: firo Sportphoto/Augenklick).

Durch diese vielfältigen Betätigungen hatte Faßbender glänzende Kontakte in alle gesellschaftlichen Bereiche des Landes NRW. Er hatte bereits ein Netzwerk, als viele Menschen noch gar nicht wussten, was das ist. Der gebürtige Ratinger kannte genau die Vielfalt seines großen Bundeslandes – auch im Sport ­–, und achtete in seinen 24 Jahren als WDR-Sportchef stets darauf, dass kleinere Sportarten zu ihrem Recht kamen. Dabei verließ sich die starke Führungspersönlichkeit auf ebenso starke Mitarbeiter, denen er Vertrauen und Verantwortung schenkte – natürlich auch zur eigenen Entlastung.

Dass er Jura studiert hat, war im Redaktionsalltag nicht zu überhören. Wenn er erschien, wurden Sitzungen „ohne schuldhaftes Zögern“ begonnen und bei der Bewertung von irgendeinem in Verdacht geratenen Sportler galt für ihn „zunächst die Unschuldsvermutung“. Der Grundsatz „in dubio pro reo“ war ihm zu Eigen – auch im Umgang mit seinen Mitarbeitern, denen er lieber bescheinigte, „auf einem guten Weg zu sein“, als sie harsch zu kritisieren. Bei unangenehmen Mitteilungen und Entscheidungen zitierte er gerne seine von ihm sehr verehrte Mutter: „Wer weiß, wofür das gut ist?“ Oft hatte er Recht. 

Wenn unumgänglich, kritisierte er intern schonungslos, nach außen stellte er sich jedoch immer vor seine Leute. Besonders gerne achtete er auf korrekte Sprache und angemessene Wortwahl bei seinen jüngeren Reporterkollegen. Wortspiele mit Namen mochte er nicht. „No jokes with names“, hieß es dann gerne (Foto: firo Sportphoto/Augenklick).

Innerhalb des ARD-Sports spielte Faßbender seine natürliche Autorität und die Macht des größten ARD-Senders gekonnt aus. Mit großem Durchsetzungsvermögen gelang es ihm häufig, Zuständigkeiten für Sportarten und Großereignisse zu seinem Sender zu holen.

Sein besonderes Interesse galt immer dem Fußball, Reiten und Tennissport. Von neun Olympischen Spielen und acht Fußball-Weltmeisterschaften berichtete Faßbender. Darüber hinaus begleitete er die große Tennis-Ära von Steffi Graf, Boris Becker und Michael Stich am Mikrofon und moderierte 20 Jahre lang die Sportschau („N'Abend allerseits“).

Viele beneideten ihn um seinen „Traumjob“, wie er gerne sagte, andere versuchten ihm nachzueifern. Sogar ein Buch erschien mit dem Titel: „So werde ich Heribert Faßbender“ – mit Zitaten aus seiner Reporterzeit. Dass der Satz „Zur Pause steht es 1:1, es könnte aber auch umgekehrt stehen“ zu seinem augenzwinkernden Humor gehörte, verstand nicht jeder.

Einer wie er polarisierte natürlich und musste als öffentliche Person mit unfairer Kritik leben. Faßbender begriff das als Preis für seine Popularität, und er pflegte das mit Sätzen wie „Hauptsache, der Name ist richtig geschrieben“ oder einem launigen „Ich bin nicht nachtragend, aber ich vergesse nichts“ zu kommentieren. Wer ihn besser kannte, der weiß, dass manches dem vielseitig interessierten und allgemein gebildeten Menschen durchaus nahe ging (Foto: Klaus-Jörg Tuchel).

Bei Dienstreisen in die Ferne bereitete er sich stets sowohl auf das Ereignis, aber auch auf den Austragungsort vor. Manchen Kollegen dürfte ein in Gedanken versunkener Heribert Faßbender, der mit einem gelben Marker einen Reiseführer durcharbeitete, noch im Gedächtnis sein. Dafür konnte man sicher sein, dass bei einem eventuellen Essen vor Ort ein Loch im Magen zu Lasten eines Loches im Geldbeutel bestens gestopft werden konnte.

Häufig ermunterte er Kollegen, sich auch für Bereiche jenseits des Sports zu interessieren, etwa für Geschichte, Kunst oder Musik. Seine besondere Vorliebe gilt dem Jazz – so dürfte ihn besonders gefreut haben, dass die Leverkusener Jazz-Tage jedes Jahr ausgerechnet in seiner Heimatstadt veranstaltet werden. Unweit des Stadions von Bayer Leverkusen, dem Verein, dem er sich nach seiner Pensionierung als Mitglied des Gesellschafterausschusses besonders verbunden fühlt.

Am 30. Mai feiert Heribert Faßbender mit seiner Frau Uta und Tochter Johanna seinen 75. Geburtstag. Dazu kommen Glückwünsche nicht nur vom VWS, dessen Präsident er 15 Jahre lang war, sondern auch von unzähligen Gratulanten aus ganz Deutschland – also gewissermaßen von „Allerseits!“.