Handball-Schiri-Workshop – Regel-Reform statt Revolution

Vereinigung Schleswig-Holsteinischer Sportjournalisten (VSHS)

19.07.2016 Bundesliga-Schiedsrichter Kay Holm sieht die neuen Handballregeln nicht ganz so kritisch wie andere Protagonisten. Das wurde beim ersten Schiedsrichter-Workshop für Handball-Journalisten in Kiel deutlich, zu dem die Vereinigung Schleswig-Holsteinischer Sportjournalisten geladen hatte.
Autor: Niklas Schomburg
Die Handball-Welt beäugt fünf seit dem 1. Juli geltende Regeln kritisch. Wie sehr werden sie das Spiel verändern? „Das ist eine Reform, keine Revolution“, sagt Bundesliga-Schiedsrichter Kay Holm. Der 47-Jährige aus Hagen (Kreis Segeberg) brachte in einem ebenso unterhaltsamen wie informativen Workshop der Vereinigung Schleswig-Holsteinischer Sportjournalisten (VSHS) in Kiel 20 Medienvertretern die Änderungen näher und beleuchtete sie aus Sicht der Unparteiischen.

Gemeinsam mit dem Hamburger Matthias Brauer hat Holm fast 800 Bundesliga- und DHB-Pokalspiele geleitet. Aus seiner Sicht wird sich bei drei Neuerungen gar nicht viel verändern. Die Sonderregeln der letzten 30 Spielsekunden wurden bereits in der vergangenen Saison in den Bundesligen angewandt. Er sieht „Rot plus Strafwurf“ bei Verhinderung einer Torchance oder schnellen Spielfortsetzung positiv. „Früher profitierten die Falschen, nämlich der nächste Gegner durch die automatische Sperre eines Spielers. Jetzt profitiert die aktuell geschädigte Mannschaft.“

Die Blaue Karte ist für ihn lediglich ein Stück Transparenz: „Nach außen soll deutlich gemacht werden, dass der Roten Karte ein Bericht und damit eine Sperre folgt.“ Und auch beim passiven Spiel sieht er keine Revolution. „Das ist nicht die Änderung, die wir uns gewünscht haben“, gibt er zu, die Unparteiischen hatten sich eine festgelegte Angriffszeit gewünscht. „Wir sind etwas unglücklich darüber, dass wir das noch selbst und damit subjektiv regeln müssen“, so Holm (Gislason-Foto: GES-Sportfoto/Augenklick).

Auch die Zwangspause für auf dem Feld behandelte Spieler gilt nicht als schwerwiegende Änderung, dagegen die Neuregelung wegen des siebten Feldspielers. Hier befürchtet Kiels Trainer Alfred Gislason („Eine komische Regel, die den Handball ruinieren kann“), unfaire Teams würden bevorzugt, da eine Unterzahl durch den leichteren Wechsel von Feldspieler zu Torwart nicht mehr so schwer wiegt. Auch eine massive Beeinflussung des Abwehrverhaltens weg von offensiven Deckungsformen sei zu befürchten. Holm hält dagegen: „Es entsteht ein größerer taktischer Spielraum für die Trainer.“ Das sieht Bundestrainer Dagur Sigurdsson ähnlich: „Ich glaube, es wird sehr interessant.“