Nachruf auf Werner Preiß – „Liebevoll und verschmitzt“

Verband der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg (VdSBB)

06.11.2016 Mit Gelassenheit verabschiedete sich Werner Preiß aus dieser Welt. Der Geist war noch wach, der Körper aber müde. Friedlich ist der gebürtige Leipziger im Alter von 92 Jahren zu Hause in Berlin-Johannisthal für immer eingeschlafen.
Autor: Udo Wandtke
Er gehörte zu den ersten, die sich Verdienste um das Fernsehen im Osten Deutschlands erwarben. Seine journalistische Ausbildung nach der Kriegsgefangenschaft begann beim Radio in Berlin. Nächste Stationen waren die Rundfunksender in Weimar, Leipzig und Berlin. Anfang der 1960er-Jahre wechselte Werner Preiß zum Deutschen Fernsehfunk (DFF) nach Berlin-Adlershof und war dort zunächst für den Bereich „Kinder, Jugend und Sport“ verantwortlich. Als die Sportredaktion wegen des erhöhten Sendeanteils aufgestockt werden musste, gehörte er zum Stab der Redakteure.

1962 wurde Preiß einer der Vertreter für den damaligen Chefredakteur Werner Cassbaum. Neben den administrativen Aufgaben gestaltete er Reportagen und Porträts, berichtete von Welt- und Europameisterschaften sowie Olympischen Spielen. Der Einsatz von Hubschrauberkameras, die Luftbildaufnahmen ermöglichten – beispielsweise bei der Internationalen Friedensfahrt, dem größten Amateur-Radsport-Rennen – gehörte auch zu seinen Verdiensten (Foto Günter Kurtz und Werner Preiß bei der Weihnachtsfeier 2015: Regina Hoffmann-Schon).

Als Ende der 1960er-Jahre das zweite Programm des DDR-Fernsehens entstand, wurden junge Mitarbeiter für die Sportredaktion gesucht und von Werner Preiß getestet. Einer von ihnen war Dirk Thiele, heute anerkannter Reporter bei Eurosport, der über seinen Mentor von damals schrieb: „Von der Nachricht, über kleine Filme, redaktionelle Hilfsdienste – wir haben alles gelernt. Es war eine gute Schule. Er wirkte nach außen oft schroff, aber er hatte einen weichen Kern.“

Mann mit vielen Interessen – Pferdesport, Skat und Jazz

Die Kollegin Regina Hoffmann-Schon aus Berlin-Britz sagt: „Werner war ein liebevoller und verschmitzter Dino unserer Branche.“ Beide hatten sich bei Veranstaltungen im VdSBB kennen und schätzen gelernt. Regina hatte bis zum Schluss enge freundschaftliche Kontakte zu Werner Preiß und dessen Frau Christa. Sie fuhr mit ihnen in die Umgebung Berlins und unternahm Gesundheitsreisen.

Zwei von Werners Leidenschaften seien noch erwähnt: zum einen der Pferdesport – die Galopprennbahn Hoppegarten mit allen Höhen und Tiefen. Den Pferdesport hat er auch nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben 1991 bis zuletzt begleitet. Zum anderen das Skatspielen mit den Kollegen. Selten fehlte er beim Weihnachtsskat und häufig verließ er ihn als Sieger.

Und man lese und staune, der Kenner der Trabrennbahn von Berlin-Karlshorst war auch ein Fan der Karlshorster Jazzfreunde. Noch im Sommer genoss er deren Konzert mit Sängerin Uschi Brüning. Die ehemaligen Kollegen des DFF werden Werner Preiß, geboren am 3. Oktober 1924 und verstorben am 24. Oktober 2016, nicht vergessen.