Wilhelm Johannson zum 80. Geburtstag – Vom Banker zum Sportreporter

Verein Bremer Sportjournalisten (VBS)

06.09.2017 Bei Radio Bremen war er eine Institution. Dabei stammte Wilhelm Johannson aus Hamburg. Am 6. September wird der Reporter mit der sonoren Stimme 80 Jahre alt.
Autor: Heinz Fricke
Der Mann ist zu beneiden: 80 Jahre alt, und nichts tut ihm weh. Der langjährige Sportreporter von Radio Bremen, Wilhelm Johannson, geboren am 6. September 1937, geht noch zweimal in der Woche Golf spielen – 18 Löcher, natürlich ohne E-Cart, dafür gerne mit Ehefrau Renate.
 
Ansonsten sind die beiden viel auf Reisen, die meist so terminiert sind, dass weder wichtige Golf-Events noch die Vorstandssitzungen des Vereins Bremer Sportjournalisten (VBS) darunter leiden. Dort ist Wilhelm Johannson seit vielen Jahren im Vorstand tätig.
 
So war es vor allem sein Verdienst, dass der inzwischen international renommierte ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt bereits zweimal zu einem Diskussionsabend in Bremen war. „Aus alter Freundschaft zu Wilhelm habe ich das noch hinbekommen“, erzählte Seppelt beim vergangenen Mal.
 
Denn man kennt sich und versteht sich bestens aus gemeinsamen Schwimmer-Zeiten. Seppelt wie Johannson waren jahrzehntelang als ARD-Reporter am Beckenrand dabei, wenn irgendwo auf der Welt um Medaillen geschwommen wurde. Noch heute ist Wilhelm Johannson dankbar für diese Zeiten (Foto Franziska van Almsick in Sydney 2000: Fotoagentur Kunz/Augenklick).
 
„Ich habe für kleines Geld die große Welt kennenlernt“, formuliert er es in Erinnerung an unzählige Welt- und Europameisterschaften sowie sechs Olympische Spiele zwischen 1972 in München und 2000 in Sydney, wobei er im Nachhinein die australische Metropole für das eindrucksvollste Erlebnis seiner beruflichen Laufbahn hält.
 
Er ist in diesen Beruf sozusagen auf dem zweiten Bildungsweg gekommen. Denn Wilhelm Johannson ist Banker, etliche Jahre war er Filialleiter eines Kreditinstituts. Bis der gebürtige Hamburger eines Tages las, dass der NDR Nachwuchsreporter suchte. Wilhelm Johannson, als Kicker beim Bramfelder SV aktiv, bewarb sich beim damaligen Sportchef Herbert Zimmermann, wurde zum Vorsprechen gebeten und erfuhr anschließend, dass er erst einmal seinen Hamburger Dialekt ablegen solle.

Johannson wurde angenommen – und blieb doch erst einmal Bankkaufmann
 
Doch was er so ins Mikrofon sagte, muss wohl angekommen sein, jedenfalls wurde ihm eine Schauspiellehrerin zum Sprechunterricht zugewiesen. Dann war erst einmal Pause. Doch 1967 teilte der NDR dem Bankkaufmann Johannson mit, bei Radio Bremen werde eine Stelle frei. Wilhelm Johannson bewarb sich, wurde angenommen und blieb doch erst einmal Bankkaufmann. Schließlich berichtete er als freier Reporter von den Sportereignissen. Bis es 1982 doch mit der Festanstellung klappte, da verließ Wilhelm Johannson den Bankschalter für immer.
 
Doch da hatte er sich in der Hörerschaft von Radio Bremen schon einen Namen gemacht: Seine sonore Stimme, die sowohl Distanz wie auch Sachlichkeit vermittelte, seine fachliche Kompetenz in unzähligen Interviews wurden zum Markenzeichen. Und so ganz nebenbei: Er hat seinen Heimatverein Werder Bremen von 1971 bis 2002 als Reporter begleitet, etliche Europacup-Spiele meist im Duett mit Walter Jasper kommentiert.
 
Selbst mit Otto Rehhagel – nicht gerade ein Reporter-Freund – kam er klar. Auch wenn der ihm anno 1991 mal sagte: „Bis 65 würde ich nie arbeiten, dann bin ich schon lange in Rente.“ Zwei Jahrzehnte später, als „König Otto“ immer noch auf der Trainerbank saß und mal wieder in Bremen war, erinnerte ihn Rentner Johannson an die einstige Prophezeiung. Worauf Rehhagel schnell das Thema wechselte.