Hans Krutsch zum 90. Geburtstag – Mit der Fußball-Nationalmannschaft in der ganzen Welt unterwegs

Verein Frankfurter Sportpresse (VFS)

22.10.2017 Hans Krutsch war bei vielen großen Sportereignissen auf der ganzen Welt, vor allem im Fußball. Am 22. Oktober wird der Fotograf 90 Jahre alt.
Autor: Walter Mirwald
Früher war Hans Krutsch mit seiner Frau Anne häufig noch dabei, wenn der Verein Frankfurter Sportpresse einlud. Aber nach dem Umzug in den Markt Weilbach wurden die Begegnungen rarer. Mittlerweile hat er das Haus auf dem Berg verlassen und lebt mit seiner Frau seit einigen Jahren in einem Seniorenheim in Miltenberg am Main, freut sich über die zwei Kinder und die Enkel und genießt den Lebensabend.
 
Hans Krutsch war als Fotograf bei vielen großen Sportereignissen in der ganzen Welt. Zum Beispiel mit der Fußball-Nationalmannschaft mit Beckenbauer, Maier, Müller, Netzer und vor allem Helmut Schön, mit dem ihn eine Hassliebe verband. „Sie schon wieder, Herr Krutsch.“ Aber Hans konnte auch vortrefflich Schöns typische Redeweise und Gestik nachahmen (Foto Helmut Schön und Jupp Derwall: Fotoagentur Kunz/Augenklick). Ein großartiger Fotograf, ein wunderbarer Kollege – und eben ein Schalk, den ich seit mehr als vier Jahrzehnten kenne und schätze.
 
Die Sportredaktion der Neuen Presse, 16 Jahre meine journalistische Heimat, war im dritten Stock im Verlagshaus in der Frankenallee in Frankfurt untergebracht, die Bild-Redaktion ein Stock tiefer. Dort half ich über viele Jahre samstags bei der Produktion der Bild am Sonntag und traf den quirligen, stets fröhlichen Fotografen Hans Krutsch. Es gab immer etwas zu erzählen, es war immer lustig.

Hans Krutsch hat gespürt, wann er abdrücken sollte
 

Ich will aber unseren früheren Vorsitzenden Werner Ebert weiter erzählen lassen, der über Hans Krutsch, mit dem er in der Bild-Redaktion zusammengearbeitet hat, zu dessen 80. Geburtstag, folgendes geschrieben hat: „Den Sport beobachtet er natürlich immer noch genau, alles was Eintracht, Kickers und Lautern angeht. Nur fotografieren tut er fast gar nicht mehr. Dabei war er als Fotograf schon etwas Besonderes: Er hat gespürt, wann er abdrücken sollte. Er hat keine Fotos abgeliefert, auf denen der Ball nachträglich eingeklebt war. Und er hat immer die richtigen, die wichtigen Personen geknipst, knipsen dürfen, weil er lachen oder lächeln konnte, um mit jedem gleich in Kontakt zu kommen. Das war seine zweite große Stärke: Ob Möbelhändler, Fleischfabrikant oder Platzwart – Hans verstand sich sofort mit jedem. Manchmal erhielt er so Informationen, um die sich die Texter vergeblich bemüht hatten.“

Ausbildung als Kfz-Mechaniker, Fotograf als Autodidakt
 
Bevor Werner Bremser Hans Krutsch für den Sport anwarb, war Hans als Lokalfotograf schon gut eingeführt. Da fotografierte er die Prominenten, die nach Frankfurt kamen: Ibn Saud, Albert Schweitzer, Karl Abraham, Wernher von Braun, die Callas, die spanische Königin und den König von Jordanien – und selbst Papst Pius XII., aber den selbstverständlich im Rom. Und das alles ohne richtige Ausbildung.
 
Der Hans Krutsch, der mit zwölf Jahren zusammen mit seiner Mutter den Bauernhof im Banat bewirtschaften musste, da der Vater zum Militär eingezogen wurde, war ja in Frankfurt, wohin ihn das Kriegsende verschlagen hatte, als Kfz-Mechaniker ausgebildet worden. „Später kaufte er sich eine Kamera und knipste los, lernte sich selber an. Erfolgreich.“ Soweit Werner Ebert, der das viel besser wusste als ich.

Mir bleibt nur, im Namen des Vereins Frankfurter Sportpresse herzlich zu gratulieren.