VdSBB-Diskussionsveranstaltung – Bei Vereinen Tendenz zur Abschottung

Verband der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg

08.04.2018 Miteinander oder gegeneinander? Auf jeden Fall bleibt das Verhältnis von Sportjournalisten und Fußball-Profiklubs schwierig. Das zeigte sich deutlich beim Jour Fixe des Verbandes der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg (VdSBB).
Autor: Hanns Ostermann
„Wir müssen den gesellschaftlichen Wandel begreifen, in dem wir uns befinden“, sagte gegen Ende einer spannenden Diskussion Hertha-Kommunikationschef Marcus Jung. „Ich bin Max“, hatte er sich zuvor in den Räumen des Tagesspiegel vorgestellt, „diesem Wandel müssen wir uns stellen. Wie können wir damit umgehen?“
 
Jung ist Diplom-Sportlehrer und Journalist, er arbeitete unter anderem für den WDR, RTL und Sky, bevor er die Seiten wechselte und beim VfB Stuttgart als Medienverantwortlicher wirkte. Der 49-Jährige, seit September 2016 für Hertha BSC aktiv, beobachtet verstärkt, dass die Recherche auf der Strecke bleibt. „Sie gehört zu den Ausnahmen journalistischer Arbeit.“ Stattdessen würde voneinander abgekupfert.
 
Jung war nicht der einzige, der bei der Veranstaltung des VdSBB Spielarten des heutigen Sportjournalismus scharf kritisierte. Auch Horst Bläsig, Chefredakteur der Fußball-Woche, erinnerte daran, welcher Unfug beim vorigen Trainerwechsel des 1. FC Union zu lesen gewesen sei. Allerdings: Wie offen und offensiv gehen die Klubs mit Krisen um? Reichte eine einfache Presseerklärung, als Jens Keller beim Zweitligisten gehen musste?
 
Christian Arbeit, Geschäftsführer Kommunikation des 1. FC Union, gab zu, dass er sich in diesem Fall ein anderes Vorgehen gewünscht hätte, aber er sei natürlich weisungsgebunden. Und trotzdem: „Eigentlich brauchen wir die Medien nicht“, sagte er, der als 12-Jähriger 1986 erstmals an der Seite seines Vaters das Stadion „An der Wuhlheide“ kennengelernt hatte.

Der 1. FC Union mauert häufig
 
„Wir erreichen über unsere eigenen Kommunikationswege mehr als über die Zeitungen. Ihr macht uns zu einem Kultklub des Ostens, unser eigenes Bild ist ein anderes“, stellte Arbeit fest. Der 1. FC Union sei ein „zugespitztes Produkt“, Mainstream käme nicht infrage. Der kritische Diskurs, so Arbeit, fände „in der Familie“ statt. Einer der leidtragenden Journalisten dieser pointierten Zuspitzung der derzeitigen Situation ist Matthias Koch. Seit vielen Jahren berichtet er über Union.

„Recherchen werden erschwert“, sagte Koch nicht nur einmal. Während die Trainer der anderen Mannschaften für Gespräche zur Verfügung stünden, sei das bei den Berlinern die Ausnahme. Nachfragen machten häufig wenig Sinn, weil nicht zurückgerufen würde, auch nicht von Sportdirektor Helmut Schulte. Warum Journalisten nicht bei Fantreffen dabei sein dürfen, blieb vielen der mehr als 20 Teilnehmer der Diskussionsveranstaltung ein Geheimnis.

Immerhin sind beide Seiten miteinander im Gespräch
 
Hertha BSC schnitt bei diesem Problemen besser ab, so der Eindruck von Morgenpost-Redakteur Jörn Meyn. Im Umgang mit der Presse habe es unter Jung einen „Kulturwandel“ gegeben. Während früher nur Argwohn und fehlender Respekt zu spüren gewesen sei, habe sich das geändert. „Lob ja, Absolution nein“, fasste er seine Beobachtungen bezüglich der Hertha zusammen.
 
Deutlich wurde an diesem Abend: Journalisten und Vereinsverantwortliche arbeiten weiter teilweise gegeneinander, das Miteinander fällt wegen der unterschiedlichen Interessen schwer. „Die leben doch in einer Blase“, sagte am Ende ein langjähriger Beobachter der Szene relativ verbittert. Schade, dass er das nicht laut gesagt hatte, die Veranstaltung hätte noch mehr Fahrt aufgenommen. Immerhin sind beide Seiten miteinander im Gespräch, so schwer das mitunter auch fällt. Und das ist wenigstens etwas.