Fußball-Treff des VSHS – Alarmierende Zahlen im hohen Norden

Vereinigung Schleswig-Holsteinischer Sportjournalisten

29.07.2018 Kurz vor dem Zweitliga- und Regionalliga-Start lud die Vereinigung Schleswig-Holsteinischer Sportjournalisten erneut zum „Fußball-Treff“. Nur einer von Trainern und Sportlichen Leitern fehlte – Tim Walter, Kiels neuer Coach. Er saß noch im Flugzeug. So feierte Holstein-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth seine Premiere.
Autor: Jan-Phillip Wottge
Kurz vor dem Auftakt beim Hamburger SV bleibt Wohlgemuth gelassen im Hinblick auf den hitzigen Transfermarkt. Den Etat für die aktuelle Saison inklusive des U23-Teams bezifferte der 39-Jährige bei der dritten Auflage des „Fußball-Treffs“ mit „knapp achtstellig“. Wohlgemuths Credo: „Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen, die Qualität ist das Entscheidungskriterium. Vor zwei bis drei Monaten wäre der bessere Zeitpunkt für Transfers gewesen. Die vertragslosen Spieler helfen uns kaum weiter, die mit Vertrag kosten viel Geld.“
 
Ganz andere Sorgen hat Hans-Ludwig Meyer, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes. Er bezeichnete die Mitgliederentwicklung nach Mannschaften in DFB und SHFV als „alarmierend“. Für 2018/2019 meldeten in Schleswig-Holstein 223 Teams weniger als im Vorjahr. „Wir hatten 2017/2018 eine Saison für die Geschichtsbücher“, sagte Meyer, „doch das schlechte WM-Abschneiden wird nicht für einen Boom wie 2006 und 2014 sorgen.“

Florian Möller, Vorstand und Geschäftsstellenleiter des Regionalligisten VfB Lübeck, teilte Meyers Einschätzung im Haus des Sports in Kiel (Nationalspieler-Foto: firo sportphoto/Augenklick). „Der VfB hat erstmalig keine F-Jugend im Spielbetrieb“, sagte Möller, „das ist keine positive Entwicklung.“
 
Dass der Weg für den Meister der Regionalliga Nord in die 3. Liga ein schwerer ist, weil in den Aufstiegsspielen am Saisonende der Südmeister wartet, ist auch Daniel Jurgeleit bewusst. Mit dem SC Weiche Flensburg 08 scheiterte der Trainer in der vergangenen Saison am Nordost-Champion Energie Cottbus. „2020 sind die Chancen da, wenn der Nordmeister direkt aufsteigt. Darauf arbeiten wir hin“, sagte Jurgeleit.

Große finanzielle Unterschiede bei den Klubs der Regionalliga Nord
 
Meister sollten aufsteigen – die Diskussion nahm erneut Fahrt auf. Reenald Koch, Präsident von Eintracht Norderstedt und Vorsitzender des Regionalliga-Ausschusses im Norddeutschen Fußballverband, plädierte für eine Zweiteilung der 3. Liga und vier Regionalligen mit 16 Mannschaften als Unterbau.

„Der Norden ist in der Regionalliga das Armenhaus. Aber auch hier gibt es Vereine wie den VfL Wolfsburg II mit einem Etat von vier Millionen“, sagte Koch. Nach seinen Angaben stehen den Klubs durchschnittlich 300.000 bis 400.000 Euro zur Verfügung. Norderstedt peilt einen einstelligen Tabellenplatz an.
 
Nicht mit Platzierungen verbindet Ole Werner, Trainer von Holstein Kiel II, die Zielsetzung seines Teams. „In erster Linie wollen wir unseren Fußball erfolgreich umsetzen.“ Dies soll häufig mit Hilfe aus dem Zweitliga-Kader geschehen.