Nachruf auf Ulrich Bretall – Vielseitiger Mentor

Verband der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg (VdSBB)

28.02.2019 Der Verband der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg trauert um sein langjähriges Mitglied Ulrich Bretall. Der frühere Redakteur des Deutschen Fernsehfunks und von RTL ist im Alter von 78 Jahren verstorben.
Autor: Helmut Gerhardt
Er war ein profilierter TV-Studioredakteur und wohnte von mir fünf Hauseingänge weiter. Wir fuhren zu ehemaligen Adlershofer Fernsehzeiten oft wechselseitig mit dem Auto zum Studio. Meist entwickelte er dabei seine Vorstellungen, wie vieles umzusetzen sei. Private Dinge standen hintenan.

Seine Sendevorbereitungen in der Sportredaktion waren pointiert. Jeder seiner „Mitstreiter“ wusste genau, was von ihm erwartet wurde. Und wenn es dann während einer „Sport aktuell“-Sendung einmal meist technische Komplikationen gab (zu jener Zeit geschah das öfter), war er es, der schnell Auswege fand. Seine Arbeitsweise qualifizierte ihn von 1980 an, Schichtleiter in den Olympiastudios zu sein (Foto Ulrich Bretall, geboren am 21. Januar 1941 und gestorben am 13. Februar 2019: privat).

Ullis Weg zum Fernsehmann führte nach dem Journalistik-Studium in Leipzig über ein Volontariat bei der „Märkischen Volksstimme“ zum DDR-Fernsehen nach Adlershof. Zunächst zur Jugendredaktion, wo er 1973 Gründungsmitglied und Redakteur der populären Sendung „Rund“ wurde (unter anderem 1974 DDR-Auftritt ABBA).

In der Nachwendezeit kam er ins Berliner Studio von RTL

Bei seiner Vielseitigkeit (immer um Aktualität bemüht) und der Begegnung mit zahlreichen Spitzensportlern erwuchs sein Wunsch, in die Sportredaktion zu wechseln. Das geschah 1976. Hauptgebiet – natürlich Fußball, was bei dem ehemals Aktiven bei Rotation Babelsberg (2. Liga) auf der Hand lag.

1991 gehörte er beim Deutschen Fernsehfunk (DFF) zu den Letzten, die entlassen wurden. Als Betriebsratsmitglied war er in die Abwicklung des Senders unter Rudolf Mühlfenzl eingebunden.

In der Nachwendezeit kam er schließlich ins Berliner Studio von RTL, wurde da bald dank seiner Qualifikation Redakteur und Koordinator des Mittagsmagazins „Punkt 12“. Was ihn bei RTL beeindruckte, war die sendereigene Journalistenschule. „Für ihn die beste“, wie seine Frau Angela, eine Übersetzerin und Dolmetscherin für ungarisch und russisch, sagt.

So nahm er sich als Mentor verschiedener jungen Talente an, zum Beispiel der Moderatorin Kay-Sölve Richter. 2006 war ich zur Abschiedsparty eingeladen. Beeindruckt konnte ich ermessen, wie beliebt Ulli bei seinen jungen Kollegen war. Sie produzierten für ihn ohne sein Wissen eine Sendung „Punkt 12“, die sendereif war.

In den Erinnerungen wird er weiterleben bei uns Alt-DFFlern, bei den Kollegen vom Studio am Schiffbauerdamm und vor allem seiner Familie.