Nachruf auf Hans Krutsch – Als Fotograf in der ganzen Welt unterwegs

Verein Frankfurter Sportpresse (VFS)

09.04.2019 Der Verein Frankfurter Sportpresse trauert um Hans Krutsch, der nach kurzer, schwerer Krankheit 91-jährig verstorben ist. Wir nehmen Abschied von einem großartigen Fotografen und Journalisten, der in der ganzen Welt seine Arbeit geleistet hat, aber auch die Sportereignisse in der Region zu schätzen wusste.
Autor: Walter Mirwald
Hans Krutsch war bei vielen großen Sportereignissen. Zum Beispiel bei der Fußball-Nationalmannschaft mit Beckenbauer, Maier, Müller, Netzer und vor allem Helmut Schön. „Sie schon wieder, Herr Krutsch.“ Aber Hans konnte auch vortrefflich Schöns typische Redeweise und Gestik nachahmen. Ein großartiger Fotograf, ein wunderbarer Kollege – und eben ein Schalk, den ich fast fünf Jahrzehnte kannte und schätze.
 
Die Sportredaktion der Neuen Presse, 16 Jahre meine journalistische Heimat, war im dritten Stock im Verlagshaus in der Frankenallee in Frankfurt untergebracht, die Bild-Redaktion ein Stock tiefer. Dort half ich über viele Jahre samstags bei der Produktion der Bild am Sonntag und traf den quirligen, stets fröhlichen Fotografen Hans Krutsch. Es gab immer etwas zu erzählen, es war immer lustig.
 
Ich will aber unseren früheren Vorsitzenden Werner Ebert berichten lassen. Der schrieb über Hans Krutsch, mit dem er in der Bild-Redaktion zusammengearbeitet hat, zu dessen 80. Geburtstag, folgendes: „Den Sport beobachtet er natürlich immer noch genau, alles was Eintracht, Kickers und Lautern angeht. Nur fotografieren tut er fast gar nicht mehr. Dabei war er als Fotograf schon etwas Besonderes: Er hat gespürt, wann er abdrücken sollte. Er hat keine Fotos abgeliefert, auf denen der Ball nachträglich eingeklebt war.“

Und noch einmal Werner Ebert: „Er hat immer die richtigen, die wichtigen Personen geknipst, knipsen dürfen, weil er lachen oder lächeln konnte, um mit jedem gleich in Kontakt zu kommen. Das war seine zweite große Stärke: Ob Möbelhändler, Fleischfabrikant oder Platzwart – Hans verstand sich sofort mit jedem. Manchmal erhielt er so Informationen, um die sich die Texter vergeblich bemüht hatten.“ Soweit Werner Ebert.

Nimmermüder Einsatz, um die Familie über die Runden zu bringen
 
Bevor Werner Bremser den am 22. Oktober 1927 geborenen Hans Krutsch für den Sport anwarb, war der als Lokalfotograf schon gut eingeführt. Da fotografierte er die Prominenten, die nach Frankfurt kamen: etwa Albert Schweitzer, Wernher von Braun oder Maria Callas. Und das alles ohne richtige Ausbildung.
 
Stefan Krutsch, der vom Vater das Fotografenhandwerk erlernt hat, schilderte während der Trauerfeier eindrucksvoll den Lebensweg des Verstorbenen, auch wie der nach dem Zweiten Weltkrieg mittellos nach Frankfurt gekommen war. Er absolvierte eine Ausbildung zum Kfz-Elektriker bei Mercedes-Benz, arbeitete in diesem Beruf, war dazu noch als Vertreter für Haushaltsmixer unterwegs und fotografierte am Wochenende, um die Familie über die Runden zu bringen.
 
Und von den Begegnungen seines Vaters mit Sportgrößen wie dem Boxer Max Schmeling, dem Eiskunstlaufpaar Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler oder den „Helden von Bern“ berichtete Stefan Krutsch (Weltmeister-Foto: Fotoagentur Kunz/Augenklick). Einer der beruflichen Höhepunkte war für Hans Krutsch die Fußball-WM 1970 in Mexiko, die mit einer Festanstellung bei Springer belohnt wurde.
 
Viele Jahre war Hans Krutsch mit seiner Frau Anne regelmäßig dabei, wenn der Verein Frankfurter Sportpresse einlud. Aber nach dem Umzug in den Markt Weilbach und später in die Seniorenresidenz in Miltenberg wurden die Begegnungen rarer. Dort genoss Hans Krutsch seinen Lebensabend und freute sich über die zwei Kinder und die Enkel.
 
Der Verein Frankfurter Sportpresse wird Hans Krutsch, der am 13. März 2019 im Alter von 91 Jahren verstorben ist, ein ehrendes Andenken bewahren. Und ich bin stolz, dass ich ihn als einen väterlichen Freund bezeichnen darf.