Ottmar Neidhardt zum 75. Geburtstag – Der ewige Tenniscrack

Verein Münchner Sportjournalisten (VMS)

01.09.2019 Bei der tz war er eine Institution, auf dem Tennisplatz ist er es heute noch. Am 1. September wird Ottmar Neidhardt 75 Jahre alt. Der Verein Münchner Sportjournalisten gratuliert.
Autor: Claudius Mayer und Margit Conrad
Jetzt ist er 75 – und nach wie vor fit wie ein Tennisschuh. Der weiße Sport auf rotem Sand, wie es zu den journalistischen Zeiten von Ottmar Neidhardt hieß – längst hat sich zwar nicht die Unterlage, aber die Farbe des Outfits geändert –, fasziniert ihn nach wie vor. Vielmehr: Er lebt ihn aus, er praktiziert, ja zelebriert ihn. Und deshalb ist er immer noch auf internationalen Turnieren unterwegs. Im September startet er etwa bei den Seniors ITF in Kroatien, und diesmal logischerweise in der Kategorie oder Altersklasse 75 plus.
 
Für alle, die ihn kennen und im Laufe der Berufsjahre, aber auch aufgrund der persönlichen Freundschaft schätzen gelernt haben – kein Wunder. Wenn er allerdings heutzutage seine tz-Redaktion besucht, wird er sich wundern: Abgesehen davon, dass viele seiner damaligen Kollegen – er verließ die Redaktion kurz bevor er 60 wurde –, nicht mehr da sind, hat sich im digitalen Zeitalter sehr, sehr viel verändert.

Dennoch bleiben die Erinnerungen an das Arbeitsleben eines Sportjournalisten, das Claudius Mayer zu dessen 70. Geburtstag im folgenden Text nicht treffender hätte beschreiben können, und das wir mit seinem Einverständnis aktualisiert haben (Neidhardt-Foto: privat).
 
„Helmut, an Wein!“ – wenn diese Aufforderung durch das Großraumbüro der tz-Redaktion hallte, dann wussten alle, dass der Andruck für die Abendausgabe geschafft war. Und dass man endlich zum etwas entspannteren Teil des Tages übergehen konnte.

Es war die Zeit, als in den Redaktionen dieser Welt noch gequalmt und getrunken wurde. Ottmar Neidhardt war zwar Nichtraucher, aber ein guter Tropfen aus dem Kühlschrank von Chefredakteur Helmut Stegmann gehörte dazu, wenn er mit den Kollegen aus der Sportredaktion den Tag Revue passieren ließ und die Planungen für die kommende Ausgabe besprach.
 
Am 1. September feiert Ottmar, seit langem Mitglied im Verein Münchner Sportjournalisten, seinen 75. Geburtstag. Bestimmt wird er, wenn er nicht gerade auf dem Tennisplatz steht, in einer ruhigen Minute auf die Jahre zurückblicken, die er im Pressehaus Bayerstraße von 1970 bis 2001 bei der tz verbracht hat, die letzten 14 davon als Chef der Sportredaktion. Was seine Aufgabe dabei besonders erschwert hat: Er wohnte – und zwar immer noch – in Hausham am Schliersee, und er besaß keinen Führerschein.
 
Nicht immer fuhr noch ein Zug bis Hausham, wenn es in der Redaktion spät für den Ottmar wurde (Logo-Abbildung: VMS). Sei es, weil er Europacupspiele seines FC Bayern in die Zeitung hieven musste, Olympische Spiele bis tief in die Nacht dauerten, Länderspiele anstanden oder der TSV 1860 in der Bayernliga unter Flutlicht gegen den SV Lohhof ranmusste.
 
All das war immer Chefsache. Mit dem üblichen Spruch – je nach Fahrplan – von Ottmar am Telefon: „Geh, Gabi, hoi mi in Tölz ab.“ Und Gabi, seine bessere Hälfte, übrigens wie er sehr tennisbegeistert, fuhr dann los und holte ihn am jeweiligen Bahnhof ab. Was die Sache wirklich amüsant werden lässt: Kurz, nachdem er bei der tz aufgehört hatte, machte Ottmar mit fast 60 Jahren den Führerschein.

Match in der Karibik gegen den ehemaligen US-Verteidigungsminister
 
Neben dem Fußball zählten vor allem Tennis und der alpine Skisport zu seinen journalistischen Leidenschaften. Wobei der gebürtige Oberpfälzer selbst nie auf Brettern einen Berg hinuntergefahren ist. Was er mit einer besonders innigen Bekanntschaft zu Rosi Mittermaier und Christian Neureuther aber mehr als kompensierte. Im Tennis allerdings konnte ihm keiner was vormachen. Ottmar nahm an zahlreichen Journalisten-Weltmeisterschaften teil, zuletzt 2013 als deutscher Teamchef in Piestany (Slowakei), wo er mit der Österreicherin Brigitta Rieger im Mixed-Wettbewerb den dritten Platz belegte.
 
Auch im Urlaub frönte Neidhardt, wann immer es irgendwie ging, diesem Hobby. Einmal, auf irgendeiner Insel in der Karibik, bat er an der Hotelrezeption, ob man für ihn einen Tennisgegner besorgen könne. Wenig später kam ihm auf dem Court ein älterer Herr in kurzen Hosen entgegen und begrüßte ihn: „Hello, my name is Caspar.“ Es handelte sich um Caspar Weinberger, den ehemaligen US-Verteidigungsminister. Egal. Ottmar nahm jeden, der ihm vor den Schläger kam. Wenn es hätte sein müssen, auch den nordkoreanischen Justizminister.
 
Und wenn er am 1. September seinen 75. Geburtstag mit seiner lieben Frau Gabi feiert, dann ist er dankbar über die gute Gesundheit, die ihm auch heute noch das Tennisspiel ermöglicht. Und er freut sich, dass es eine Enkelin Isabella gibt (vier Monate jung), der Nachwuchs von seinem Sohn. Wie er heißt? Ottmar – wie auch sonst.