Doping-Diskussion des VdSBB – „Kein sportlicher Erfolg um jeden Preis“

Verband der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg

27.10.2019 Der Verband der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg hatte in Kooperation mit dem Verein Berliner Kaufleute und Industrieller zur Diskussionsrunde „Doping – Ich kann es nicht mehr hören!“ eingeladen. Es wurde intensiv debattiert. In einem waren sich alle einig: Das Ziel muss weiterhin ein sauberer Sport sein.
Autor: Hanns Ostermann
Rund 80 Zuhörer*innen dürften sich nach der Veranstaltung zufrieden auf den Heimweg gemacht haben. Diskussion und anschließende Fragerunde im Atrium der Deutschen Kreditbank (DKB) waren kurzweilig, informativ und relativ harmonisch. Offener Streit zwischen den Protagonisten, die der Einladung des Vereines der Kaufleute und Industrieller (VBKI) und des Verbandes der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg (VdSBB) gefolgt waren, blieb bei der sechsten Ausgabe der Reihe „Sport.Politik.Berlin. – Impulse aus der Hauptstadt“ jedenfalls aus.

ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt kritisierte nicht nur korrupte Staaten, die den Spitzensport mit pharmakologischen Mitteln ins Verderben stürzten und Athleten keine andere Wahl ließen als zu dopen. Nicht nur Russland oder Kenia gehörten zu den schwarzen Schafen, auch das Internationale Olympische Komitee tue zu wenig (Logo: VdSBB).

Zugleich äußerte Seppelt aber auch Verständnis für die Lage der einzelnen Athletinnen und Athleten. „Wer zehn Jahre lang Tag für Tag hart trainiert und an seinem Leistungslimit angelangt ist, befindet sich an einer Weggabelung. Mache ich weiter wie bisher, komme international aber nicht voran? Oder hoffe ich auf die Wirkung von Epo oder anderen Substanzen, um mit der Weltelite mitzuhalten?“ Von olympischem Gold oder einem Sieg bei der Tour de France profitierten nicht nur Sportler*innen selbst, so Seppelt. Dank der öffentlichen Aufmerksamkeit bekämen unter anderem auch Sponsoren, Ärzte und Manager etwas vom „Kuchen“ ab.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann betonte in der von Michael Krons (ZDF/Phoenix) moderierten Veranstaltung vor allem die Haltung des deutschen Spitzensports. „Wir wollen keinen Erfolg um jeden Preis“, so der Unternehmer aus dem Oberallgäu. „Wir verteidigen das Fairplay als grundsätzliches Prinzip des Sports“. Zugleich gelte eine Null-Toleranz Dopern gegenüber, auch wenn die Kommerzialisierung den Sport schwer unter Druck setze.

Die Hoffnung, weniger anfällig für Doping zu sein

Hörmann begründete ein Elite-Team des deutschen Sports als Ergebnis der jüngsten Reform auch damit, diesen Athleten finanziell stärker unter die Arme greifen zu können als bisher. Verbunden sei damit die Hoffnung, weniger anfällig zu sein. Und was ist mit deutschen Meistern, die wegen mangelnder Endlauf-Perspektiven nicht für Europa- und Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele nominiert werden, wollte Seppelt wissen? „Warum sind sie nicht automatisch dabei?“ Starker Beifall deutete an, dass viele diese Haltung – trotz der internationalen Regularien – teilten.

Sehr klar und eindeutig die Position von Dominic Müser. Der Senior Manager der Anti-Doping Services der Sportradar Group aus München wünschte sich, insgesamt „proaktiver zu werden“. Noch immer seien dopende Athleten und ihre Ärzte kreativer und weiter als die Kontrolleure oder Wissenschaftler.

Ein Teil der Medien hat reagiert und berichtet über Doping

Hier fehlt eben Geld, wenn das milliardenschwere IOC der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) nur 17 von 34 Millionen Dollar zahlt, die Hälfte des jährlichen Haushalts. Dabei wäre das IOC bereit, mehr zu investieren, wenn etwa 200 Staaten dieser Erde auch tiefer in die Tasche greifen würden.

Ob die Diskussion über Doping das Verhältnis der Bevölkerung zum Sport geändert habe, blieb an diesem Abend unbeantwortet. Fest steht, dass ein Teil der Medien reagiert hat. Insbesondere der WDR mit seiner Doping-Redaktion seien mittlerweile akzeptiert, so Seppelt.