Nachruf auf Hermann-Josef „Jupp“ Gras – Legendärer Tausendsassa

Verein Saarländische Sportjournalisten (VSS)

11.12.2019

Er war ein Mann der Zahlen. Er kannte alles und jeden. Am 16. November ist Hermann-Josef „Jupp“ Gras, Mitglied im Verein Saarländische Sportjournalisten, verstorben. Er wurde 77 Jahre alt.

Autor: Dominique Rossi

Als ich vor rund 20 Jahren mein Volontariat bei der Saarbrücker Zeitung begann, gab mir der damalige Sportchef Günter Wettlaufer folgenden Tipp mit auf den Weg: „Wenn Sie mal gar keine Geschichten haben, dann rufen sie den Gras Jupp’ an. Der hat immer welche.“

Schon damals war Hermann-Josef „Jupp“ Gras, geboren am 3. April 1942, eine lebende Legende. Dabei war er kein Sportjournalist von Hause aus. Wegen einer Ausbildung im öffentlichen Dienst verschlug es den Rheinländer vor mehr als 50 Jahren an die Saar. Sein Arbeitgeber war das Arbeitsamt, sein Job die Statistiken.

Jupp war ein Mann der Zahlen. Und der Bilder. Seine Passion war der Fußball, seine Liebe der 1. FC Saarbrücken. Er kannte alles und jeden. Legendär seine Einwürfe auf den wöchentlichen Pressekonferenzen, wenn er haarklein darlegte, dass der letzte Sieg gegen diesen und jenen Gegner schon eine halbe Ewigkeit zurücklag (Logo: VSS).

Nebenberuflich war Jupp als Reporter für die Bild-Zeitung unterwegs, schoss zudem jahrzehntelang Fotos. So kam er auch zu uns Sportjournalisten. Er gehörte einfach dazu. Als sein FCS im April 1977 mit 6:1 gegen die Bayern gewann, durfte er als einziger Medienmann an der Feier in einem Nachtclub teilnehmen. Teilweise reiste Jupp sogar mit dem Mannschaftsbus zu Spielen – heute undenkbar.

Geburtstage, Hochzeiten und Feiern – irgendwie war Jupp überall

Im kleinen Saarland bekannt wurde er aber auch dadurch, dass er sich es zur Aufgabe gemacht hatte, runde Geburtstage von mehr oder wenigen prominenten Menschen mit einer Annonce in der SZ zu würdigen. „Viele Grüße in Dein gudd Geburtstagsstubb wünscht Gras Jupp“, hieß es dann auf saarländisch.

Irgendwie war Jupp überall. Geburtstage, Hochzeiten und Feiern fotografierte er, selbst wenn er nicht eingeladen war. Böse nahm ihm das niemand. Selbst in den vergangenen Jahren, als seine körperlichen Kräfte mehr und mehr schwanden, versorgte er die Teilnehmer der FCS-Pressekonferenzen mit dem legendären Butterkuchen.

Jupp starb, wie er gelebt hatte – ein bisschen geheimnisvoll

Jupp lebte ein Leben in der Öffentlichkeit, aber ließ an seinem Privatleben kaum jemanden teilhaben. Uns fiel seine plötzliche Abwesenheit zwar auf, aber es war schwer, Informationen zu bekommen. Nach einem tragischen Unfall lag er einige Tage im Koma. Erst kurz vor seinem Tod am 16. November sickerte die traurige Nachricht durch. Jupp starb, wie er gelebt hatte. Ein bisschen geheimnisvoll.

Er, der über Jahrzehnte ein Tausendsassa im Saar-Fußball war, wünschte sich eine anonyme Bestattung im engsten Familienkreis. So konnten wir nicht einmal Abschied nehmen. Aber wir haben in den vergangenen Wochen oft von ihm gesprochen. Jupp, Du fehlst!

Dominique Rossi ist Geschäftsführer des Vereins Saarländische Sportjournalisten