Nachruf auf Klaus Nessesohn – Unkonventionell und liebenswert

Verein Saarländische Sportjournalisten (VSS)

08.12.2019 Seine große Liebe galt dem Frauenfußball. Lieblingsklub war die Borussia aus seiner Heimatstadt Neunkirchen. Am 7. November 2019 ist Klaus „Nessie“ Nessesohn gestorben. Das Mitglied des Vereins Saarländische Sportjournalisten wurde 70 Jahre alt.
Autor: Roman Bonnaire
Klaus Nessesohn stammt aus Neunkirchen. Als Jugendlicher erlebte er in seiner Heimatstadt Mitte der 1960er-Jahre seine Borussia in der Fußball-Bundesliga. Das hat ihn geprägt: Mit seinem phänomenalen Gedächtnis konnte er detailliert eine Unmenge von Geschichten aus dieser Zeit wiedergeben.

Leider erlebte er als junger Reporter bei der Saarbrücker Zeitung dann auch den allmählichen Abstieg des Vereins aus dem Ellenfeld, in dem Spieler wie Stefan Kuntz oder Augustine Azuka „Jay-Jay“ Okocha groß geworden sind (Logo: Verein Saarländische Sportjournalisten).

Nachdem er sich eine gesundheitliche Auszeit nehmen musste, blieb der Weg zurück zur Zeitung verschlossen. Über eine Maßnahme des Arbeitsamtes kam Nessesohn, geboren am 6. Januar 1949, für ein Jahr ins Hörfunkarchiv des Saarländischen Rundfunks.

Mit seiner speziellen Akribie stellte er wieder eine Ordnung her

Seine Aufgabe war die Auswertung ungesichteter Hörfunkbänder aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Mit seiner speziellen Akribie stellte er langsam, aber sicher dort wieder eine Ordnung her. Die Dokumentare unseres Hauses können ihm heute noch dankbar sein. Im Anschluss an die Maßnahme gab ihm Werner Zimmer die Chance, wieder journalistisch zu arbeiten.

Vom einfachen Hörfunkbeitrag in 60 Sekunden wurde er später auch im Fernsehen aktiv. Seine große Liebe galt dem Frauenfußball. Sprachlich hatte er mit Herbert Zimmermann und Charly Scholz seine Vorbilder, er formulierte blumig und teils pathetisch. Seine Borussen nannte er nach der Schließung der letzten Hütte in seiner Heimatstadt konsequent nur noch die „Ex-Hüttenstädter“.

Schnurrbart, Kaffee und Zigarette gehörten als Markenzeichen zu „Nessie“

Neben dem Frauenfußball drehte er gerne mit seinem Kamerateam die Vereinsporträts, in denen er manch außergewöhnliche Idee umsetzte. Neben seinem charakteristischen Schnurrbart gehörten Kaffee und Zigarette als Markenzeichen zu „Nessie“, wie er genannt wurde.

2006 ging er schließlich vorzeitig in den Ruhestand und zog sofort wieder aus Saarbrücken nach Neunkirchen, wo er am 7. November im Alter von 70 Jahren verstarb. Die Reaktionen vieler Kolleginnen und Kollegen, aber auch von Zuschauern und Hörern haben uns gezeigt, dass er schon eine Marke war. Unkonventionell, aber dabei immer auch irgendwie liebenswert.