Nachruf auf Eberhard Figgemeier – Ein berufliches Idol

Sportpresse-Club Wiesbaden-Mainz

03.03.2020 Die Berichterstattung des ZDF prägte er entscheidend. Unvergessen auch seine bewegende Livekommentierung der Brüsseler Stadionkatastrophe 1985. Am 1. März ist Eberhard Figgemeier, Mitglied des Sportpresse-Clubs Wiesbaden-Mainz, 73-jährig gestorben. Auf sportjournalist.de verabschiedet sich Christa Haas von ihrem Lehrmeister.
 
Eberhard Figgemeier war einer der großen TV-Sportjournalisten überhaupt. Für mich war er allerdings mehr: Er war mein Lehrmeister, mein Kollege, mein Kamerad und ein guter Freund von mir und meinem Mann. Er war es, der mir die Arbeit und die Freude am Beruf nahegebracht hat.

Alles fing bei den Eiskunstlauf-Europameisterschaften 1983 in Dortmund an. Er hatte organisiert, dass ich journalistisch ahnungsloser Frischling einen Probekommentar zur Kürentscheidung der Männer abliefern durfte. Danach meinte er ganz trocken: „Fachwissen okay, super Stimme, aber wir müssen verdammt viel arbeiten.“ Damit begann meine Lehrzeit.

Eberhard Figgemeier, geboren am 2. Januar 1947 und kurz „Ebbi“ genannt, war ein berufliches Idol: „der“ Livekommentator im Fußball, im Tennis und Eiskunstlaufen. Unvergessen sein Kommentar zu den Eistänzern Jayne Torville und Christopher Dean: „Gefühlvoller kann man so eine Sportart nicht präsentieren – sie streicheln das Eis.“ Das muss einem ad hoc erst mal einfallen (Figgemeier-Foto: ZDF/Carmen Sauerbrei).

Als langjähriger Programmchef für die Olympischen Winter- und Sommerspiele hat er die Sportberichterstattung im ZDF maßgeblich mitgeprägt. Das heißt aber nicht, dass er sein weiteres Leben vergaß: Es konnte noch so stressig sein, nie war er um einen guten Witz verlegen. Und seine Familie stand bei ihm immer an erster Stelle.

„Du brauchst einen klaren Kopf, das gehört auch zum Job“

Mein erster Livekommentar war die Eistanz-Entscheidung bei den Olympischen Spielen 1988 in Calgary mit meinem Lehrmeister „Ebbi“ als Redakteur neben mir. Als ich anfing, mich über einen Preisrichter aufzuregen (er sei ahnungslos, verhindere die Weiterentwicklung der Sportart etc.) klingelte das Telefon bei uns am Reporterplatz – und irgendjemand schrie!

Ich schaute verunsichert „Ebbi“ an, der mir nur mit den Fingern klar machte: „Alles super, weiter so!“ Mein Chef im IBC sah das anders und schrie mich sofort an, als ich später durch die Tür kam. „Ebbi“ meinte nur ganz cool: „Die Kleine hat recht“ und zog mich aus der Tür. Dann sagte er: „Morgen machst du eine Pause, wir fahren zum Skispringen. Du brauchst einen klaren Kopf, das gehört auch zum Job. Vergiss das nie.“

Mit sprachlichem Feingefühl richtigen Ton und richtige Worte gefunden

Ups, schon wieder was gelernt! Danach waren wir noch kurz im Deutschen Haus und erfuhren, dass dieser Preisrichter suspendiert und nach Hause geschickt worden war. Alles war gut. Ohne „Ebbi“ hätte ich diese Krise nicht so gut überstanden.

Unvergessen ist auch sein Livekommentar beim Endspiel im Fußball-Europapokal der Landesmeister zwischen dem FC Liverpool und Juventus Turin am 29. Mai 1985 im Brüsseler Heysel-Stadion. Ein Fansektor war gestürmt worden, es gab 39 Tote und 454 Verletzte. Selbst da fand er mit sprachlichem Feingefühl den richtigen Ton und die richtigen Worte.

Seine Kritik und Tipps waren immer wertvoll und fair

Ich war seine einzige Schülerin. Er war fordernd, freundlich und immer fair. Er liebte seinen Beruf über alles. Auch als Pensionär ließ er kein „aktuelles sportstudio“, das er als Redaktionsleiter mitgeprägt hatte, aus. Die langen Wintersport-Wochenenden, die er ebenfalls oft geleitet hatte, wurden akribisch selektierend im Nachhinein betrachtet, insbesondere wenn ich die Leitung hatte ... weil: Ich war ja seine Schülerin. Und seine Kritik und Tipps waren immer wertvoll und fair.

Eberhard Figgemeier hatte ein erfülltes Leben. Er starb überraschend mit 73 Jahren, das war viel zu früh! „Ebbi“, jetzt kann ich nur noch eines: Danke sagen, Danke für alles! Wir trauern mit seiner Frau und den drei Kindern.