Dieter Bracke zum 80. Geburtstag – Immer dem runden Leder hinterher

Verein Nordbayerischer Sportjournalisten (VNBS)

30.05.2020 Sehr lange und sehr intensiv engagierte sich Dieter Bracke für den Verein Nordbayerischer Sportjournalisten. Noch heute steht der frühere Vorsitzende mit Rat und Tat zur Seite. Am 30. Mai wird der Liebhaber des Fußballsports 80 Jahre alt.
Autor: Harald Büttner
Der vertikale Pass in die Schnittstelle war gut, aber in der Box fehlte der Zugriff. Die Automatismen greifen eben nicht zwischen der flachen vier und der falschen neun. Will man Dieter Bracke ganz schnell auf die Palme bringen, genügen ein paar dieser neumodischen Konstrukte des Fußballjargons. „Nicht mehr meine Welt“, wird er dann reflexartig behaupten und trotzig abwinken. Doch wirklich entziehen will sich Bracke, der am 30. Mai 80 Jahre alt wird, der Welt des Fußballs nicht – ganz im Gegenteil.
 
Fast drei Jahrzehnte lang düste der langjährige Ressortleiter und Stellvertretende Chefredakteur der Nürnberger Zeitung um die Welt, immer dem runden Leder hinterher. Über die Olympischen Spiele 1972, fünf Welt- und sechs Europameisterschaften im Fußball hat er berichtet, die Anekdoten dazu hat er in launiger  Runde stets parat (Bracke-Foto: privat).

Die großen Turniere (heute würde man „Events“ sagen, sorry, Dieter!) haben ihn auf fast alle Kontinente geführt. In Zeiten, als man mit der Nationalmannschaft unter einem Dach wohnte und abends an der Hotelbar mit dem Bundestrainer einen Plausch halten konnte. Kein Wunder also, dass ihm heute noch Franz Beckenbauer auf die Schulter klopft, Otto Rehhagel umarmt oder Lothar Matthäus mit ihm schäkert, wenn sie sich irgendwo über den Weg laufen.  
 
Das Zeitungsmachen faszinierte Bracke, in Breslau geboren und in Oberfranken aufgewachsen, seit jeher. Erst absolvierte er eine Schriftsetzerlehre, dann volontierte er bei der Oberfränkischen Volkszeitung in Hof, „wo ich ins kalte Wasser geworfen wurde und mich freischwimmen musste“. Es folgten fünf Jahre in der Lokalredaktion der Frankenpost, ehe der begeisterte Hobbyfußballer Ende der 1960er-Jahre zur Nürnberger Zeitung wechselte.
 
Die letzte deutsche Meisterschaft des 1. FCN 1968, zahlreiche Ab- und Aufstiege des Clubs, den Wandel beim benachbarten Kleeblatt: Mit konstruktiver Kritik und bissigen Kommentaren hat der gestrenge, manchmal streitbare, aber nie unversöhnliche Beobachter die Entwicklung im fränkischen Sport bewertet (Logo: VNBS).

Noch heute zieht es den (Un-)Ruheständler ins Stadion, immer häufiger aber auch zu den Plätzen der Amateure. Nicht nur, weil die Box dort meistens noch Strafraum heißt.

Bracke, dessen Stimme viele Jahre auch beim Lokalsender „Radio F“ als Fußballreporter zu hören war, engagierte sich auch in der Verbandsarbeit seines Zunft. Zwölf Jahre lang arbeitete er im Präsidium des VDS mit, fungierte bei Fußball-Weltmeisterschaften als Verbindungsmann zwischen Kolleg*innen und DFB. Rekordverdächtige 34 Jahre lang – von 1974 bis 2008 – führte er den nordbayerischen Regionalverein VNBS, dem er noch immer mit Rat und Tat zur Seite steht. Das möge bitte noch lange so bleiben.