Nachruf auf Günter Kollmann – Redakteur der ersten Stunde

Verein Frankfurter Sportpresse

26.01.2020 Bei der Deutschen Presse-Agentur war Günter Kollmann einer der Gründerväter. Er liebte zudem den Jazz und die Stadt Frankfurt. Am 13. Januar ist das VFS-Mitglied im Alter von 93 Jahren verstorben.
Autor: Hartmut Scherzer
Im vergangenen Sommer hatten wir noch seinen 93. Geburtstag in einem noblen Restaurant eines Romantik-Hotels in der Nähe von Überlingen gefeiert. Günter Kollmann war gut drauf.

Noch immer pflegte der einstige Sportchef des Frankfurter dpa-Büros ganz allein seine 20 Jahre jüngere, schwer kranke Frau und führte den Haushalt. Inge ist durch die Krankheit Multiple Sklerose auf den Rollstuhl angewiesen.

Günter, der immer noch Auto fuhr, duldete keine Pflege in seinem Haus am Bodensee, das Erbe seiner Frau. „Zwischen den Jahren“ haben wir noch telefoniert. Inge sagte, Günter schwächele, sei immer müde und schlafe Logo: Verein Frankfurter Sportpresse).

Dennoch hat er zurückgerufen und wir haben geplaudert. Zu Beginn des neuen Jahres habe er einen Arzttermin. Silvester kam er ins Krankenhaus. Dort ist Günter Kollmann am 13. Januar für immer eingeschlafen.

Der Agentur-Vollprofi war ein pflichtbewusster und zuverlässiger Allrounder

Günter Kollmann, geboren am 28. Juli 1926, war Agentur-Vollprofi, der zu den Gründervätern der Deutschen Presse-Agentur 1949 zählte. Schon bei deren Vorgänger, der von den amerikanischen Besatzern gegründeten DENA (Deutsche Nachrichtenagentur) in Bad Nauheim, hatte der junge Frankfurter einen Job. Anfangs als Copy-Boy, dann als Übersetzer, nachdem Kollmann aus anderthalbjähriger britischer Kriegsgefangenschaft in Antwerpen geflohen war und sich ohne Papiere bis Bad Nauheim durchgeschlagen hatte.

Bis zur Rente war der Redakteur der ersten Stunde der dpa treu geblieben. Kollmann war ein pflichtbewusster und zuverlässiger Allrounder, der von sechs Olympischen Spielen berichtet hat.  Motorsport war seine Spezialdisziplin.

Die lebenslustige Frohnatur kam wie ein französischer Bohemien daher

Mit seinem „Moustache“, mit einer Gauloise im Mundwinkel, mit seinem natürlichen Charme kam die lebenslustige Frohnatur wie ein französischer Bohemien daher, der als Schlagzeuger den Jazz über alles liebte. Der „hundertprozentige“ Frankfurter genoss die Ebbelwoi-Geselligkeit in Sachsenhausen und Seckbach, spielte in der Frankfurter Presse-Mannschaft den robusten Stopper oder den tollkühnen Torwart. Was ihm am Lebensabend fehlte, war Frankfurt.

Mit dem Tod Günter Kollmanns endete die längste und innigste Freundschaft meines Lebens. Er war 24 Jahre alt und Sportreporter, ich war zwölf und Autogrammjäger, als wir uns kennenlernten.