Zum Tode von Bernhard „Berni“ Fleiß – Ein ausgesprochener Teamplayer

Verband der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg (VdSBB)

01.09.2020 Bernhard Fleiß, den alle nur „Berni“ nannten, liebte den Sport. Der rbb-Kollege, der sich nach einem schweren Unfall langsam wieder in ein normales Leben zurückgekämpft hatte, starb am 17. August unerwartet im Alter von 55 Jahren.
Autor: Andreas Witte
Im Juni 2016, während der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich, fuhr unser Redaktionskollege mit dem Fahrrad zu seiner Arbeitsstätte, dem Internationalen Sendezentrum in Paris. Plötzlich öffnete sich eine Autotür. Bernhard Fleiß, den alle nur „Berni“ nannten, stürzte kopfüber auf die Straße. Er trug keinen Helm, zog sich allerschwerste Schädelverletzungen zu, lag fünf Wochen im Koma.

Die Ärzte in der Pariser Spezialklinik hatten ihn schon aufgegeben, die Familie wachte an seinem Krankenbett. Dann regte sich „Berni“ doch, wurde im August desselben Jahres ausgeflogen, kam ins Unfallkrankenhaus Berlin (Abbildung der Traueranzeige: Tagesspiegel).

Dort kümmerten sich Ärzte und Therapeuten jahrelang um ihn, pflegten ihn, schafften es nach anschließenden Reha-Maßnahmen, Bernhard Fleiß einen Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen Wohnung zu ebnen. Es war ein kleines Wunder.

Nach so langer Zeit der Rekonvaleszenz, nach so langem Bangen und Hoffen, ist der 55-Jährige jetzt verstorben. Die Kolleginnen und Kollegen nicht nur der Sportredaktion trauern und sind tief erschüttert. Bernhard Fleiß, geboren am 27. März 1965, liebte den Sport. Er spielte als Jugendlicher selbst Fußball bei seinem Herzensklub Tennis Borussia und verrichtete seinen Job mit Hingabe.

Überragendes Arbeitsethos und selbstverständliche Kollegialität

Er arbeitete schon für den Sender Freies Berlin und später für den rbb als Sendungsplaner und verantwortlicher Redakteur zum Beispiel für „Inforadio — Die Bundesliga“, betreute die großen Berlin-Marathonsendungen auf 88.8. „Berni“ war verlässlich, kompetent, humorvoll, hatte immer auch einen Schalk im Nacken und war äußerst hilfsbereit. Er guckte nicht auf die Uhr, wenn es galt, eine Kollegin oder einen Kollegen bei deren und dessen Arbeit zu unterstützen.

So machte er sich über Berlin und Brandenburg hinaus einen Namen in der gesamten ARD. Bei zahlreichen Großereignissen wurde er für das bundesweite Team nominiert und überzeugte dabei immer wieder mit seinem überragenden Arbeitsethos und seiner selbstverständlichen Kollegialität. „Berni“ arbeitete nicht selbst als Autor, hatte aber ein unfassbar großes eigenes Audio-Archiv mit Musik, Atmo-Geräuschen und Beiträgen angelegt, das er den Storymachern immer wieder zur Verfügung stellte.

Bei Olympischen Winter- und Sommerspielen betreute er als Hauptverantwortlicher das komplette bundesweite Live-Angebot, sorgte bei Europa- und Weltmeisterschaften im Fußball als Redakteur für eine reibungslose Berichterstattung. Und eines zeichnete ihn aus: Er hatte fast immer gute Laune und sorgte auch gerne dafür, ein ausgesprochener Teamplayer, den man einfach gerne in der (ARD-)Mannschaft hatte (Logo: Verband der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg).

Als „Berni“ in Paris so schwer verunglückte, waren die Bestürzung und die Anteilnahme in der ARD allenthalben groß. So viele dachten an ihn, fühlten mit ihm, drückten ihm die Daumen, freuten sich über die sehr langsame, aber fortschreitende Genesung, schickten aufmunternde Botschaften.

Sein Unfall hatte bleibende Folgen. Bernhard Fleiß war nicht mehr in der Lage, seine alte Tätigkeit wieder aufzunehmen. Aber er hatte Freunde und Kontakte in der Redaktion. Seit einem halben Jahr hat er als Teil der Reha wieder im Sport-Planungsbüro gearbeitet, die Kolleginnen und Kollegen unterstützt und war bei geselligen Anlässen zugegen.

So viele im rbb und in der gesamten ARD waren froh, dass es eingeschränkt, ja, aber doch irgendwie wieder voranging. Sie alle sind jetzt im Schmerz vereint. Wir trauern um einen sehr geschätzten Kollegen, unser Mitgefühl gilt seinen Söhnen und seiner Familie.

Wir danken der Fürst Donnersmarck-Stiftung zu Berlin für die Erlaubnis, das Foto nutzen zu dürfen. Bernhard Fleiß war im P.A.N. ZENTRUM für Post-Akute Neurorehabilitation der Stiftung Rehabilitand.