Werner Köster zum 75. Geburtstag – Er lebt Netzwerke

Verein Hamburger Sportjournalisten (VHS)

24.12.2020 In seinem langen Berufsleben hat Werner Köster schon vieles getan. Journalist, Veranstalter und Manager. Franziska van Almsick etwa entdeckte er. Am 24. Dezember wird das Mitglied des Vereins Hamburger Sportjournalisten 75 Jahre alt.
 
Er war der Gründungs-Chefredakteur der Sport-Bild. Zeitgleich aber blieb er auch Ressortleiter der Sport-Bundesredaktion der Bild, die damals noch in Hamburg angesiedelt war. Über diese Zeit und auch danach ranken sich unzählige Geschichten mit dem Sauerländer Eisenbahner-Sohn. Die folgende stimmt: Werner Köster hatte sich in unmittelbarer Nähe des Springer-Hauses ein Hotelzimmer gemietet. Sein Leben hatte sich (harmlos formuliert) in dieser Zeit auf die beiden Jobs fokussiert.

Als er nach geraumer Zeit wieder einmal zur Familie nach Reinbek kam, hatte Ehefrau Rita das Haus weitgehend umgebaut. Er nahm das stoisch – wie so oft. Den eher schweigsamen Mann aus dem Bindestrich-Ort Neheim-Hüsten erschüttert wenig (Logo: Verein Hamburger Sportjournalisten).

In Werner Kösters großer Zeit bei der Bild-Gruppe wurden Franz Beckenbauer, Boris Becker und Max Merkel an das Boulevardblatt gebunden. Köster führte viele dieser Gespräche. Er lebt Netzwerke. Wer mit ihm zusammen arbeitete, der traf auf einen Perfektionisten mit unglaublicher Detailfreude. Was ihn nicht davon abhielt, ellenlange Texte auf zwei wesentliche Sätze zu redigieren. Wenn nötig, auch auf nur einen Satz.

Um 1990 herum endete die Köster-Zeit bei Springer. Als Finale organisierte er am 27. März 1990 in Dresden das auf Sat.1 live übertragene Fußballspiel einer deutsch-deutschen Mannschaft gegen eine „Welt-Elf“. Bundeskanzler Helmut Kohl erschien Sekunden vor dem Anpfiff, schritt ohne Absprache auf den Rasen, dort stellte ihm Fritz Walter die Mannschaften vor.

Unzählige Events mit seinem 24-Stunden-Team organisiert

Das minutiös geplante TV-Konzept geriet aus den Fugen. Es führte zu einem frühzeitigen Abpfiff des Spiels, was vor allem Wolfgang Overath nur schwer zu vermitteln war. Werner Köster saß derweil mit Gunther Emmerlich beim Radeberger Pils. Der Bass der Semperoper und TV-Entertainer hatte zum Auftakt bei strömendem Regen als „August der Starke“ kostümiert im Sattel eines Pferdes (ein Sturz auf den Holzbohlen wurde mit Mühe verhindert) das Dynamo-Stadion kurzerhand wieder in „Rudolf Harbig-Stadion“ umgetauft.

Köster und Emmerlich hatten ihre Freude an dieser Idee. Um das Fußballspiel herum hatten Köster und das bis heute verbundene 24-Stunden-Team weitere unzählige Events organisiert – alle Erlöse sollten dem Wiederaufbau des Dresdner Schlosses zugutekommen. Bei Springer war für Werner Köster zu diesem Zeitpunkt vieles, eigentlich fast alles ausgereizt. Es folgte der Wechsel zu Dresdner Morgenpost und Berliner Kurier (Foto Franziska van Almsick 1996: firo sportphoto/Augenklick).

Anfang der 1990er-Jahre ist ihm dann Franziska van Almsick über den Weg gelaufen. Im Verlagshochhaus ist eines Tages auf einer alten Schreibmaschine des Kollegen Hans-Rolf „Burt“ Bacharach der erste Vertrag mit der Schwimmerin verfasst worden; deren Eltern Jutta und Bernd van Almsick hatten Vertrauen zu Werner Köster gefunden.

Für ihn war es das Signal zum Ausstieg aus der Medienszene. Werner Köster war der Motor der Karriere der charismatischen Schwimmerin zu einem Medienstar. Auch die Boxerin Regina Halmich formte das Köster-Team zu einem gefragten Medienprodukt. Werner Köster war auch für unzählige Kolleginnen und Kollegen der Steigbügelhalter ihrer Karrieren. Dieser so besondere Mensch wird am 24. Dezember 75 Jahre alt.

Mit großem Respekt und Dank für unzählige gemeinsame Stunden und Tage

Klaus Göntzsche