Zum Tode von Joachim Böttcher – Die legendäre Stimme aus dem Waldstadion

Verein Frankfurter Sportpresse (VFS)

09.03.2021 Die Leichtathletik liebte Joachim Böttcher über alles. Bekannt war das VFS-Mitglied jedoch vor allem wegen seiner Radioreportagen über Eintracht Frankfurt. Am 7. März ist der frühere Journalist des Hessischen Rundfunks gestorben. Böttcher wurde 89 Jahre alt.
Autor: Walter Mirwald
Böttcher zog sich nach seiner Pensionierung 1995 ins mittelhessische Laubach zurück. Das frühere Wochenendhaus war zum Alterssitz umgebaut worden. Die Kontakte nach Frankfurt, einst die Wirkungsstätte des bekannten Hörfunk-Sportjournalisten, wurden im Laufe der Jahre immer weniger. Aber vergessen haben wir Joachim Böttcher nicht. Mir ist immer noch der Satz im Ohr: „Wir rufen Joachim Böttcher im Frankfurter Waldstadion.“

Der Hessische Rundfunk war an manchem Spieltag der Fußball-Bundesliga mein Begleiter. Heinz Eil oder Erwin Dittberner saßen im Studio, Joachim Böttcher bei der Eintracht draußen. Und es war immer wieder eine Freude, seine Stimme und seinen fachkundigen Kommentar zu hören.

Nicht nur beim Fußball, sondern auch beim Turnen und in der Leichtathletik war er auf nationalen und internationalen Parkett zuhause (Logo: VFS).

Dies waren auch die Sportarten, die ich in meiner Zeit bei der Frankfurter Neuen Presse betreute, so dass ich Joachim Böttcher häufig traf. Bei deutschen Titelkämpfen sowieso, aber auch bei Welt- und Europameisterschaften sowie Olympischen Spielen.

Joachim Böttcher, geboren am 12. November 1931, stammte aus Leipzig. Der Abiturient wurde dort mit einem Verein Jugend- und Juniorenmeister im Handball, durfte jedoch als „politisch unzuverlässig“ eingestuft nicht studieren. Er absolvierte schließlich eine Lehre als Maschinenschlosser. 1952 fuhr er einfach mit dem Zug nach West-Berlin und studierte dann bis 1957 an der Freien Universität Sport, Publizistik und Geschichte.

HR-Redaktion und zugleich Sportlehrer an Frankfurter Gymnasium

Seine erste journalistische Station war die Westfälische Rundschau in Gelsenkirchen. Von 1961 an wirkte Böttcher in der Sportredaktion des HR, war aber zugleich noch als Sportlehrer am Frankfurter Lessing-Gymnasium tätig. Einer seiner Schüler, berichtete Böttcher gerne, war Armin Kraaz, später Fußballprofi bei der Eintracht.

Joachim Böttcher liebte die Leichtathletik über alles. So lernte ich ihn auch als Leiter dieser Eintracht-Abteilung in den 1970er-Jahren kennen und schätzen. Böttcher war es, der es schaffte, dass im Riederwaldstadion eine Kunststoffbahn gebaut wurde, auf der bald darauf etliche große Sportfeste ausgetragen wurden.

„Kaum ein anderer Reporter war so viel unterwegs wie ich“

In einem unserer letzten Gespräche erinnerte sich Böttcher an ereignisreiche Jahre und sagte dankbar: „Es war eine traumhafte Zeit. Kaum ein anderer Reporter war so viel unterwegs wie ich, und kaum ein anderer durfte so viel machen wie ich.“ Etwa Olympische Sommerspiele von 1968 bis 1992 – und immer wieder die Eintracht.

Joachim Böttchers Stimme ist für immer erloschen. Der Verein Frankfurter Sportpresse wird ihn in dankbarer Erinnerung behalten. Die Trauerfeier findet wegen der Corona-Pandemie im engsten Familienkreis statt.