Walter Schmitz zum 75. Geburtstag – Stiller Beobachter

Verein Münchner Sportjournalisten (VMS)

05.05.2021 Große Fotografen sind immer sehr leise Menschen. Sie ruhen in ihrer eigenen Welt, versteckt hinter dem Sucher ihrer Kamera. Das gilt auch für Walter Schmitz. Am 5. Mai wird das Mitglied des Vereins Münchner Sportjournalisten 75 Jahre alt.
Autor: Peter Bizer
Zwei Tage vor seinem 75. habe ich Walter Schmitz via Mobiltelefon beim Einkaufen im Hamburger Stadtteil Altona erreicht. Da wohnt er, dieser wunderbare Freund seit den gemeinsamen Jahren bei Sven Simon am Münchner Prinzregentenplatz. Vor Corona war die ganze Welt sein Zuhause gewesen. Doch nun kein Flug mehr irgendwo hin. Seinen letzten Auftrag fotografierte er für MERIAN in Costa Rica. „Ich beschäftige mich jetzt mit diversen eigenen Projekten: Jazzmusiker, Stadtteil-Architektur oder Plattenbauten und Waschbeton in Ost und West. Und ich sortiere mein Archiv.“

Walter Schmitz war gerade 20, als er sich bei Axel Springer jr. und dessen Agentur Sven Simon vorstellte, vom Fleck weg eingestellt wurde und seinen Namen in diesen ersten Jahren hinter dem Agenturnamen Sven Simon verstecken musste. So wie viele, die sich später einen eigenen und meist auch großen Namen machten (Foto: Verein Münchner Sportjournalisten).

Bei Sven Simon lernte er auch seine Frau Silvie kennen. Mit ihr zog er einige Jahre später nach Hamburg, um 1983 die renommierte Agentur Bilderberg zu gründen. Ich habe im Laufe der Jahrzehnte viele Fotografen kennengelernt. Große Fotografen sind immer sehr leise Menschen. Sie sind stille Beobachter, keine Akteure, keine Windmacher und weit weg vom glamourösen Starfotografen. Sie ruhen in ihrer eigenen Welt, versteckt hinter dem Sucher ihrer Kamera. Sie sind fanatisch auf leise Art, besessen bis zur Manie.

„Gut, wann soll ich fliegen?“

Ich kannte keinen Fotografen, den man so wenig briefen musste, so wenig erklären musste, auf was es ankommt. So einst bei SPORTS, aber auch bei GEO oder dem stern. Ich: „Walter, flieg nach Brasilien und mach was über Capoeira.“ Er: „Was ist das denn?“ Ich: „Na dieser Sport der Sklaven, mit dem sie sich einst gegen ihre Peiniger verteidigten.“ Und er: „Gut, wann soll ich fliegen?“

Dann war er weg und kam zwei Wochen später wieder mit einer hinreißenden Auswahl von Bildern zurück, von denen eines, auf dem ein heranfliegender Fuß vermeintlich den Kopf eines Jungen trifft, längst als Kunstwerk des Metiers gilt.

Spontanes „In-Beziehung-Treten“ zu einem belebten oder unbelebten Sujet

„Was mich im Wesentlichen interessiert, ist die intellektuelle und emotionale Auseinandersetzung und daraus folgend das spontane ‚In-Beziehung-Treten’ zu einem belebten oder unbelebten Sujet mithilfe einer Kamera – quasi durch
pures subjektives Sehen. Das lässt sich am besten in Serien umsetzen, in denen ich versuche, unterschiedliche Aspekte über unterschiedliche ästhetische Formen fassbar zu machen“, beschrieb Walter Schmitz gerade in einem Interview mit der Fachzeitschrift digit! seine Sichtweise.

„In dieser Zeitschrift musste ich auch meine aktuelle Jahre-Zahl lesen. Erstaunlich, dass man da richtig erschrickt.“ Dabei dürfte sich Walter Schmitz entspannt zurücklehnen: „Was für eine Freude, dass meine in Zürich lebende Tochter unglaubliches Talent als Fotografin zeigt und richtig für diesen Beruf brennt.“ Wir gratulieren beiden!