Heribert Faßbender zum 80. Geburtstag – Alles Gute allerseits

Verband Westdeutscher Sportjournalisten (VWS)

30.05.2021 Die TV-Berichterstattung hierzulande hat Heribert Faßbender entscheidend geprägt. Viele bekannte Journalisten gingen durch seine Schule. Am 30. Mai wird der ehemalige Präsident des Verbandes Westdeutscher Sportjournalisten 80 Jahre alt.
Autor: Johannes Krause
„Wiederholen Sie nichts Unnötiges, und kommen Sie möglichst direkt auf den Punkt.“ Getreu dieser Empfehlung Heribert Faßbenders vermeide ich möglichst Wiederholungen dessen, was ich vor fünf Jahren zu ähnlichem Anlass geschrieben habe. Und komme eher zu persönlichen Punkten.

Das erste Mal, dass ich Heribert Faßbender zu einem Geburtstag gratulierte, werde ich nie vergessen. Denn es war mein erster Arbeitstag als festangestellter Redakteur in der WDR-Sportredaktion, und er wurde 45 Jahre alt. Es gab Kölsch und Schnittchen vor seinem Büro, und der damalige Intendant Friedrich Nowottny kam vorbei, um ihm zu gratulieren. In seiner Rede erinnerte Nowottny an die schon damals beachtliche Karriere des Geburtstagskindes: an den Hörfunk-Reporter mit der unverwechselbaren Stimme, den Moderator von „Spiel ohne Grenzen“, den Leiter des WDR-Studios Düsseldorf und den relativ neuen WDR-Sportchef (Faßbender-Foto: firo sportphoto/augenklick).

Mit der ihm eigenen launigen Art und der Freude an Prominenz stellte Faßbender mich Neuling anschließend vor. „Das hat auch nicht jeder, dass ihn an seinem ersten Arbeitstag der Intendant persönlich begrüßt.“ Nowottny seinerseits begrüßte mich freundlich und gab mir augenzwinkernd den Tipp: „Damit sie auch in Zukunft nicht den Geburtstag ihres Chefs vergessen, denken sie immer daran: Am 30. Mai ist der Weltuntergang.“

Ihn hat die Nachkriegszeit in vielen seiner Überzeugungen geprägt

Für Nicht-Kölner: Das ist der Titel eines Gassenhauers, der an die erste Flächenbombardierung der Domstadt am 30. Mai 1942 erinnert. Davon hat der damals einjährige Faßbender in seiner Heimatstadt Ratingen natürlich nichts mitbekommen – und doch hat ihn die Nachkriegszeit in vielen seiner Überzeugungen und Prinzipien zweifellos geprägt.

Die dann folgenden 20 Jahre mit ihm als Sportchef waren für mich und viele andere Kollegen alles andere als ein Weltuntergang. Sie waren gespickt mit vielen Erlebnissen in der Welt des Sports, die typisch für den Menschen und den Chef Heribert Faßbender sein dürften. Reisen zu großen Fußball- und Tennisevents, die auf dem Hinflug stets mit einem Reiseführer und einem gelben Marker vorbereitet wurden (Logo: VWS).

Vor Ort folgte die Mischung aus professionell-umfangreicher Arbeit und kulturell-kulinarischen Genüssen. Und auf dem Rückflug stieg er immer gerne spät ins Flugzeug ein, weil er sich freute, wenn andere Passagiere ihn erkannten oder ihm gar sein berühmtes „Guten Abend allerseits“ entgegenraunten.

Faßbender traf genau die Stimmung der deutschen Zuschauer

Legendär seine Kommentierung des hitzigen Spiels Deutschland gegen die Niederlande bei der WM 1990 mit der Spuckattacke von Frank Rijkaard gegen Rudi Völler, die der argentinische Referee mit zwei roten Karten bestrafte. „Schickt den Schiri in die Pampa“ und „Koeman – der heißt schon so“. Faßbender traf damit genau die Stimmung der deutschen Zuschauer.

Die größte Aufregung unter den Zuschauern löste er sinnigerweise aus, als während eines Spiels in Dortmund seine Stimme infolge einer Erkältung kaum zu verstehen war. Die Empörung hielt sich allerdings sehr in Grenzen. Damals, als es noch keine Open-Space-Redaktionen gab, hielt ich sein Chefzimmer schon für ein Großraumbüro, weil es drei Fenster hatte.

Dort fanden Sitzungen und vertrauliche Gespräche statt und auch Kritik, speziell „an denen, die ich schätze, und die ich fördern wollte“, wie er gerne betonte. So manches Mal verließ man zerknirscht den Raum. Viele bekannte Sportjournalisten lernten in Faßbenders Redaktion: Reinhold Beckmann, Claus Lufen, Ralf Scholt, Tom Bartels, Jürgen Bergener oder Sebastian Hellmann, um nur einige zu nennen (Foto VWS-Ehrenpräsident Faßbender mit VWS-Präsident Hellmann: Klaus-Jörg Tuchel).

Aber er ließ seinen Kollegen auch Freiheiten und vertraute ihnen. In diesem Büro überzeugten ihn Anfang der 1990er-Jahre seine jungen Mitarbeiter vom Konzept einer neuen, frechen Sportsendung. Der Name „Querpass“ gefiel ihm zunächst nicht, weil er nicht offensiv genug klang. „Steilpass“ wäre vermutlich eher sein Ding gewesen, aber letztlich gefiel es ihm, dass wir uns für unsere Idee „querlegten“.

Kölsch für alle und entspannte Fachsimpelei mit dem Ex-Chef

Nach seiner Pensionierung 2006 traf ich ihn zufällig gemeinsam mit einem anderen WDR-Kollegen bei den Jazztagen in seiner Heimatstadt Leverkusen. Wie selbstverständlich – und für uns ungewohnt – holte er Kölsch für uns alle, und wir genossen die anschließende, entspannte Fachsimpelei mit unserem Ex-Chef über seine Lieblings-Musikrichtung. Ein paar Jahre später holte er mich als Vizepräsident zum von ihm geleiteten Verband Westdeutscher Sportjournalisten.

Bei diesem Anlass bot er mir das „Du“ an, über das ich mich sehr freute, denn für seine Generation war das ja durchaus eine Form der Anerkennung. 2016 trat er als Präsident des VWS zurück, unser Kontakt ist bis heute geblieben, auch in Zeiten, in denen er mit gesundheitlichen Einschränkungen zu kämpfen hatte – und das freut mich. Ungebrochen ist sein Interesse am VDS, am Sport allgemein und am WDR, für dessen Sportredaktion das Jahr 2021 ein ganz besonderes ist: 50 Jahre „Tor des Monats“, 60 Jahre „Sportschau“ und 80 Jahre Heribert Faßbender. Herzliche Glückwünsche allerseits!