Zum Tode von Friedrich-Karl „Charly“ Brauns – Livereporter mit Leib und Seele

Verband der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg (VdSBB)

24.04.2021 Tischtennis war sein Metier. Friedrich-Karl Brauns brachte es in dieser Sportart zu wahrer Meisterschaft. Auch als Reporter zeigte er sein überragendes Können. Nun ist das Mitglied des Verbandes der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg im Alter von 83 Jahren verstorben.
Autor: Jochen Sprentzel
Der junge Reporter Friedrich-Karl Brauns, den alle nur „Charly“ nannten, war der erste, der sich während meines Praktikums beim Sender Freies Berlin 1967 um mich kümmerte. Als wir über unsere sportlichen Hobbys sprachen und Tischtennis als Gemeinsamkeit entdeckten, habe ich mich leichtsinnigerweise auf ein Spielchen mit „Charly“ eingelassen, das sehr schnell beendet war, denn er empfahl mir nach wenigen Schlägen überaus freundlich, doch erst einmal den Grundschlag zu lernen. Ich wusste ja nicht, dass „Charly“ Brauns ein Berliner Spitzenspieler war.

Bald bewunderte ich nicht nur sein sportliches Können, sondern vor allem seine Fähigkeiten als unglaublich vielseitiger Hörfunkreporter. Ein Wortakrobat. Neben Tischtennis auch bei vielen anderen Sportarten wie Tennis, Leichtathletik, Fechten, moderner Fünfkampf und Handball. Er war ein Meister der plastischen Schilderung. So wurde „Charly“, geboren am 15. Juli 1937, nicht nur zu einer der bedeutendsten Stimmen Berlins, sondern auch in der ARD ein gefragter Mann (Brauns-Foto: privat).

Er war auf allen Kontinenten bei Welt- und Europameisterschaften sowie mit besonderer Leidenschaft bei zahlreichen olympischen Spielen unterwegs. In Montreal 1976 hielt es ihn vor Begeisterung nicht mehr auf seinem Kommentatorenplatz, als Thomas Bach die Goldmedaille im Fechten gewann. „Charly“ sprang über die Barriere auf die Planche, um den Olympiasieger so schnell wie möglich zu interviewen. Das fanden die Ordner gar nicht witzig und nahmen den übereifrigen Reporter fest.

Fähigkeiten voll entfaltet, wenn er unlimitiert kommentieren durfte

Aus dem Gefängnis heraus machte „Charly“ Brauns per Telefon eine legendäre Reportage. Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht, ein Livereporter mit Leib und Seele. Als gegen Ende seiner Karriere kurze Zusammenfassungen vermehrt verlangt wurden, hatte er Probleme, die oft geforderten 90 Sekunden einzuhalten. „Charly“ konnte seine Fähigkeiten voll entfalten, wenn er unlimitiert kommentieren durfte.

So zum Beispiel bei den German Open der Tennisdamen, wo er den kometenhaften Aufstieg der jungen Steffi Graf in zahlreichen Sondersendungen wort- und stimmgewaltig begleitete. Er war meinungsstark bis zur Sturheit, aber nie verbissen. Im Gegenteil. Er meisterte selbst schwierige Situationen mit viel Humor. Der DDR-Flüchtling konnte sich beispielsweise über groteske Banalitäten seiner Stasi-Akte köstlich amüsieren (Logo: Verband der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg).

In den vergangenen Jahren hatte „Charly“ zunehmend gesundheitliche Probleme. Trotzdem wollte er auch in diesem Sommer wieder mit seiner Frau Anita auf Reisen gehen. Die beiden haben sich als junge Tischtennisspieler kennengelernt und viele Jahrzehnte harmonisch zusammengelebt. „Charlys“ letzte Reise geht jetzt in eine andere Richtung als geplant. Er ist am 2. April gestorben. Wir werden ihn sehr vermissen.     

Jochen Sprentzel ist ehemaliger Sportchef des RBB und SFB