Zum Tode von Wolf-Dieter Poschmann – Stets mit hoher Frequenz

Verein Frankfurter Sportpresse

31.08.2021 Der Sportredaktion des ZDF stand er lange vor. Seine Leidenschaft als ehemaliger Läufer galt der Leichtathletik. Am 27. August ist Wolf-Dieter Poschmann, der dem Verein Frankfurter Sportpresse angehörte, im Alter von 70 Jahren verstorben. Eine Würdigung von seinem Weggefährten Peter Leissl.
 
Wir können es alle nicht fassen! Keine drei Monate sind vergangen nach deinem 70. Da hast du mein Glückwunschvideo mit der dir eigenen Saloppheit beantwortet: „Ein Poschi wird nicht älter.“ Wie so viele andere war ich der Meinung, dass es dir gut ginge bis auf die üblichen altersbedingten Reparaturen an einem Körper, dem schon in jungen Jahren eine Menge zugemutet wurde. Und nun verlässt du uns schon so schnell, lässt Deine Frau, Deine Freunde, die vielen Kolleginnen und Kollegen zurück in stummer Trauer.

Als du Mitte der 1980er an die Tür von Europas größter Fernsehanstalt klopftest, da warst du Leichtathletikfans schon ein Begriff, als einer von Deutschlands besten Langstreckenläufern. Ein Tempomacher, der eine hohe Frequenz vorgab. An der mussten sich die Konkurrenten orientieren, wollten sie dich am Ende auf der Zielgeraden abhängen. Diese hohe Frequenz behieltst du im journalistischen Leben bei. Den Leistungsgedanken des Spitzensports übertrugst du auf deinen neuen Job. Den Sprung vom Seiteneinsteiger an die Spitze einer 100 Personen starken Sportredaktion schafftest du so in nicht einmal zehn Jahren (Logo: Verein Frankfurter Sportpresse).

Natürlich gab es Leute, die dieses hohe Tempo nicht mitgehen wollten, welches ihnen der Langstreckenläufer/Sportchef diktierte. Aber eine Anpassung an das sich rapide modernisierende Umfeld tat not. Vorbei die Zeiten von Pionieren und Privilegien. Das hattest du erkannt, das wolltest du umsetzen, mit beeindruckender, manchmal auch beängstigender Konsequenz. Im Wettbewerb mit den immer selbstbewussteren Konkurrenten aus dem privaten Sektor gelang es dir, den ZDF-Sport an der Spitze zu halten.

Die letzten zehn Jahre deines Berufslebens, seit 2006, verliefen weitaus ruhiger. Der Chef trat zurück ins Glied, den Moderator Poschmann sah man immer seltener auf dem Schirm. Vom Reporter, der mitreißen konnte wie kaum ein Zweiter, hörte man weiterhin – in der Leichtathletik, im Eisschnelllaufen, auch im Fußball. Dieser Rückzug auf Raten, nicht immer selbst betrieben, schien dich zumindest besser vorzubereiten auf den nächsten Lebensabschnitt. Nach den Olympischen Sommerspielen von Rio 2016 war dann unwiderruflich Schluss. Pläne für das „Leben danach“ gab es gewiss etliche (Foto: GES-Sportfoto/augenklick).

Von diesem Zeitpunkt an werden meine Informationen rarer: Der Pensionär Poschi aber soll weiterhin sehr sportlich unterwegs gewesen sein, zunehmend auch auf Golfplätzen. Früher waren sie ein perfekter Trainingsparcours für den Läufer, jetzt nahm er auch Schläger in die Hand. Wir sahen uns noch, wie könnte es anders sein, beim einen oder anderen Leichtathletik-Ereignis. Diese alte Liebe rostete nicht, du warst als Platzsprecher oder PK-Moderator weiterhin dicht dran an deinem Sport.

Wenn ich zurückdenke an die vielen Erlebnisse unseres 30-jährigen gemeinsamen Berufslebens, dann kommt mir vieles so vor, als sei es gestern gewesen, auch die Würdigung, welche ich vor inzwischen fünf Jahren zu Deinem 65. schrieb – in der Annahme, es würden dir noch viele Jubiläen bevorstehen. Es stimmt mich sehr traurig, dass dies nun nicht mehr der Fall ist. Um im Bilde zu bleiben: Es kommt mir vor, als wäre der Tempomacher Wolf-Dieter Poschmann an der Glocke zur letzten Runde ausgeschieden und hätte das Ziel nicht erreicht.

Farewell, lieber Poschi!