Joachim „Paua“ Neusser wird 80 Jahre alt – Ein Vollblutjournalist

Verband Westdeutscher Sportjournalisten

06.01.2022 Am 6. Januar vollendet Joachim „Paua“ Neusser sein 80. Lebensjahr. Der Lintorfer, Mitglied im Verband Westdeutscher Sportjournalisten, hat über mehr als vier Jahrzehnte den SID maßgeblich geprägt.
Autor: Ralph Durry
Es gibt unzählige lustige und nette Anekdoten, die ich in den letzten Jahrzehnten mit Joachim „Paua“ Neusser erlebt habe. Immer wieder frotzelt er gerne und dann fällt auch das für ihn typische „du Schellfisch“. Erst vor Kurzem hatte ich das Vergnügen, zusammen mit „Paua“ und unseren besseren Hälften ein paar Tage an der Loire bei Catherine und Rainer Kalb zu verbringen. Die Tage waren einfach zu kurz, um all die Themen zu besprechen, die uns bewegen. Denn der Mann, der in seinen weit mehr als vier Jahrzehnten Agentur-Geschichte geschrieben hat, schwelgt gerne in Erinnerungen, die besonders seine SID-Zeit betreffen.

Und natürlich wird der Lintorfer auch wieder auf die untrennbar mit seinem Namen verbundene Anekdote über den Heiermann, den er den Kollegen angeblich für einen Einstieg in die nachgedrehten Geschichten geboten haben soll, angesprochen. Er selbst bestreitet dies bis zum heutigen Tag vehement, aber je häufiger die Schmonzette erzählt wird, umso größer erscheint doch die Wahrscheinlich, dass an der Geschichte mehr als ein Fünkchen Wahrheit dran sein könnte (Logo: Verband Westdeutscher Sportjournalisten).

„Live-Diktieren aus dem Stegreif kannst du sowieso besser“

Wahr ist aber jene Geschichte, die ich bei der Fußball-WM 1990 in Italien selbst miterlebt habe. Nach dem Halbfinale in Neapel zwischen Italien und Argentinien, das die Südamerikaner im Elfmeterschießen für sich entschieden, musste am nächsten Tag die Nachberichterstattung im WM-Pressezentrum in Napoli fertiggestellt werden. Auch „Paua“ hatte trotz nicht gerade überragender technischer Fertigkeiten seinen Text im Laptop vollendet und wollte gerade übermitteln, als das Gerät seinen Geist aufgab und nicht mehr zu starten war.

Kurzerhand sagte ich „Paua“, er solle in der Zentrale in Neuss anrufen und den Text diktieren. Neussers Einwand, dass er ja nicht mehr vom Laptop ablesen könne, widerlegte ich mit dem Spruch: „Live-Diktieren aus dem Stegreif kannst du sowieso besser.“ Gesagt, getan, „Paua“ diktierte der Aufnahme Ruth Lamers den Text – mit Punkt, Komma und allem, was dazugehört.

Wenn der Druck am höchsten war, konnte „Paua“ am besten abliefern

Denn wenn der Druck am allerhöchsten war, konnte „Paua“ am besten abliefern, lief im Fußballstadion, in der Handballhalle, beim Tischtennis oder wo er sonst im Einsatz war, beim Live-Texten zur Höchstform auf. Selbst kippende Spiele – wer sich im Handball auskennt, weiß, dass die Spiele meist in letzter Sekunde entschieden werden –, waren für Neusser kein Problem. Im Gegenteil!

Und wohl kaum ein Journalistenkollege hatte schon damals ein so gutes Telefonregister mit allen wichtigen Kontakten. „Paua“ hatte alle Telefonnummern, und alle kannten ihn. So kitzelte er aus launig beginnenden Telefonaten mit den Gesprächspartnern, ob Spieler, Trainer oder Funktionär, sehr häufig die exklusive Nachricht heraus, die dem SID gut zu Gesicht stand.

Wahrung des Vertrauens, das ihm entgegengebracht wurde

Neusser, stets ein Vollblutjournalist wie er im Buche steht, war aber auch stets die Zuverlässigkeit in Person. Bei allem Ehrgeiz, die Story als Erster zu haben, stand immer die Wahrung des Vertrauens, das ihm entgegengebracht wurde, im Vordergrund. Aber alles wäre nicht möglich gewesen, wenn ihm seine liebe Frau Reinhild, die ihm drei wunderbare Söhne geschenkt hat, während seines erfüllten Berufslebens den Rücken nicht freigehalten hätte. Das hat „Paua“ immer gewusst und auch entsprechend gewürdigt.

So, lieber „Paua“: Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute zum 80. Geburtstag. Bleibe gesund, weiter so neu- und wissbegierig, und genieße die Zeit im Kreis deiner Familie, die dank zahlreicher Enkel ja inzwischen noch größer geworden ist. Langweilig wird es dir bestimmt nicht. Bleibe wie du bist, mein alter Freund! Wir sehen – und wir hören uns.