Klaus Schamberger zum 80. Geburtstag – „Spezi“ ist kein bisschen müde

Verein Nordbayerischer Sportjournalisten

14.03.2022 Sportjournalist, Humorist und Mundartschriftsteller: Klaus Schamberger ist nicht nur in seiner Heimatstadt Nürnberg, sondern weit über die Grenzen Nordbayerns hinaus bekannt wie der oft zitierte „bunte Hund“. Am 14. März wird „Spezi“ 80 Jahre alt.
Autor: Harald Büttner
Wer Franken kennt, der kennt auch ihn. Klaus Schambergers Tatendrang ist auch nach acht Jahrzehnten ungebrochen, erst kürzlich hat er ein neues Buch herausgebracht. „Spezi“, so sein Pseudonym als langjähriger Kolumnist bei der Nürnberger Abendzeitung, ist auch mit 80 kein bisschen müde.

Der Mensch Klaus Schamberger ist ein Musterbeispiel für Bescheidenheit. Jeder Gesprächspartner darf sich mit dem liebenswerten, authentischen Ur-Franken stets auf Augenhöhe fühlen. Irgendwelche Allüren sind ihm völlig fremd. Sein Credo lautet seit jeher, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen und die Mitmenschen so zu tolerieren wie sie sind (Logo: VNBS).

Fragt man ihn nach seinem prägnantesten Charakterzug, dann bekommt man das zu hören: „Naiv bin ich. Das war ich schon immer.“ Als kleiner Junge hatte er sich in den Kopf gesetzt, Schriftsteller zu werden: „Hinsetzen, schreiben, Bücher verkaufen, berühmt werden, das war mein Plan. Aber nach und nach hab’ ich gemerkt, dass es doch nicht ganz so einfach ist.“

Doch die Rechnung des Jubilars ist längst aufgegangen. Sich hingesetzt und geschrieben hat er quasi sein Leben lang. In der Redaktionsstube der Nürnberger AZ oder in seinem Arbeitszimmer daheim in Wendelstein, in das er sich nach wie vor gerne zurückzieht und über die Themen des Lebens sinniert, die auf der Straße liegen und die man nur aufheben muss, wie er immer wieder beteuert: „Na ja, und dann schreibt mer halt a weng.“

Unzählige Kolumnen für die AZ sind so entstanden: skurrile Begegnungen mit der fränkischen Art als „Der Spezi unterwegs“, nicht ganz frei erfundene Gerichtsverhandlungen in der Serie „Ich bitte um Milde“, liebenswerte Fußball-Schmonzetten „Am Tor der Kleinen“, also abseits seines Herzensvereins 1. FC Nürnberg. 35 Jahre lang ließ er auch die Hörer des Bayerischen Rundfunks einmal pro Woche teilhaben an seinen im Dialekt vorgetragenen geschliffenen Texten. Seit 2014 liefert Schamberger, der auch Autor zahlreicher Bücher ist, den Lesern der Nürnberger Zeitung die wöchentliche Glosse „Umgschaut“.

Auf vielen Bühnen der Region hat Schamberger das typisch fränkisch-pessimistische Lebensgefühl und vor allem die eigenwillige Sprache der an sich wortkargen Franken nach außen getragen hat. Seine Auftritte und Lesungen waren stets umjubelt. Ja, der Klaus ist, auch wenn er das gar nicht gerne hört, berühmt geworden. Auch dieser Kindheitstraum ging in Erfüllung (Foto Klaus Schamberger 2012 mit der letzten Ausgabe der Nürnberger Abendzeitung: Udo Dreier).

Wie alles begann mit der Schreiberei? Ein guter Kumpel hatte ihn vor über fünf Jahrzehnten eher zufällig mit den damaligen Machern der Abendzeitung bekannt gemacht. Anfangs schrieb er Filmkritiken. Offenbar so gute, dass man ihm schnell ein Volontariat angeboten hat. Am 1. April 1969 ging es los. Ein Aprilscherz, sagt er heute schmunzelnd.

Naiv, wie er angeblich nun mal war und ist, wollte der gelernte Kaufmann nebenbei noch Germanistik studieren, um irgendwann mal Lehrer zu werden. Doch schnell nahm ihn der Redaktionsalltag in Beschlag. Er landete im Sport. „Der damalige Sportchef Fritz Huck war der Meinung, dass ich ruhig auch darüber schreiben könnte, wenn ich eh’ jeden Samstag zum Club renne.“

Beim Club ist er von Kindesbeinen an Mitglied, dort spielte er Handball, dort lernte er seine Frau Inge, eine Hockeyspielerin, kennen, mit der er seit 53 Jahren verheiratet ist. Im Zabo erfuhr er, was Himmel und Hölle wirklich bedeuten. Bei einer seiner ersten Dienstreisen begleitete er den neunmaligen Deutschen Fußballmeister am 7. Juni 1969 zum schicksalsträchtigen letzten Saisonspiel nach Köln. Der 1. FC Nürnberg verlor 0:3 und stieg als amtierender Champion aus der Bundesliga ab (Buchcover-Abbildung: Ars Vivendi).

„Wie in Trance trabte ich allen hinterher und stand plötzlich in der Kabine“, erinnert sich Schamberger, „ich konnte aber kein Wort mitschreiben, so tragisch war das. Heimgefahren bin ich mit Trauerflor.“ All die Wirrungen rund um den Club, all die Höhen und Tiefen des früheren Rekordmeisters, hat er vor Jahrzehnten in dem legendären und oft zitierten Satz zusammengefasst: „Der Club is a Depp!“

Als sein Chef viel zu früh verstarb, wurde Klaus Schamberger Sportchef der AZ, später Chefreporter und schließlich Reaktionsleiter in Nürnberg. All das ist längst Geschichte, 2012 verschwand die fränkische Abendzeitung von der medialen Bildfläche. Schamberger bezog in Wendelstein unweit des idyllischen Alten Kanals sein Homeoffice, als dieser Begriff noch nicht wirklich salonfähig war.

„Wie ich einmal nicht der Morlock geworden bin“ heißt das jüngste Werk, das dort entstanden ist. Schamberger – Vater, Opa und inzwischen auch Urgroßvater – arbeitet darin seine Kindheit auf, die in den Kriegswirren begann. Sicherlich nicht sein letztes Buch, denn er verspricht seinen Freunden und Fans ganz fest: „Ich will schreiben, solange ich kann und darf.“