Maria Mühlberger zum 85. Geburtstag – Die Kamera mit dem Golfschläger getauscht

Verein Münchner Sportjournalisten

26.03.2022 Sie war eine herausragende Fotografin. Früh musste Maria Mühlberger Verantwortung übernehmen – beruflich wie privat. Am 26. März wird das Mitglied des Vereins Münchner Sportjournalisten 85 Jahre alt.
 
Sie kann sich nicht daran erinnern, mit welchem Motiv sie einst den Fotowettbewerb des Verbands Deutscher Sportjournalisten in der Kategorie „Schwarz-Weiß“ gewonnen hat. „Es ist ja auch schon 60 Jahre her“, sagt Maria Mühlberger, die am 26. März 85 Jahre alt wird. Ihr Archiv ist umfangreich, aber das preisgekrönte Foto nicht mehr zu finden.

In den 1960er-Jahren durften Ehefrauen nur mit Erlaubnis ihrer Ehemänner arbeiten. Bei den Sportfotografen in München, wo das Geschäft dank der beiden Fußball-Bundesligisten TSV 1860 und FC Bayern blühte, war deren Mitarbeit aber selbstverständlich; sie wurden gebraucht. Es gab die Zeitlers, die Jochs, die Rauchensteiners, die Frinkes. Und die Mühlbergers, Maria und Max, beide Seiteneinsteiger (Foto: privat).

Maria hatte zuvor als Sekretärin gearbeitet. Der Max gewann den VDS-Wettbewerb 1969, die Maria noch einmal 1975. Da war der Max schon tot, gestorben auf der Autobahn am Kindinger Berg, auf der Heimfahrt von der Fotokina in Köln. Und Maria war mit ihrem kleinen Sohn allein auf sich gestellt. Sie hat die Fotoagentur damals allein weitergeführt. Ein hartes Geschäft!

Zwar gab es ab 1968 in München fünf Tageszeitungen, aber auch viel Konkurrenz. Feste Engagements bedeuteten finanzielle Sicherheit. Maria Mühlberger fotografierte für das Sportamt der Stadt München und seit 1973 drei Jahrzehnte lang für die Olympiapark GmbH. Die Verbindung entstand durch ihren damaligen Mann Max, der Fotos für die legendären Olympiaplakate von Otl Aicher lieferte. Im Olympiapark wurde der Fotograf Martin Hangen, Beisitzer im Vorstand des VMS, ihr Nachfolger.

Schon früh engagierte sich Maria Mühlberger auch berufsständisch

Die Bilder aus Maria Mühlbergers Archiv sind immer noch gefragt. Die Olympiapark stellte anlässlich „50 Jahre Olympische Spiele“ eine CD zusammen, und Prof. Fritz Auer, 90, benötigt ihre Fotos für eine Publikation. Der ehemalige Hochschullehrer war Mitglied im Wettbewerbs- und Ausführungsteam für die Olympischen Spiele 1972. Als Architekt hat er unter anderem den Münchner Busbahnhof und das Projekt für den neuen Hauptbahnhof München gestaltet.

Schon früh engagierte sich Maria Mühlberger auch berufsständisch. 1974 wurde sie in den Aufnahmeausschuss des Vereins Münchner Sportjournalisten gewählt, 1977 zur Beisitzerin, 1979 zur Geschäftsführerin. „Aber nur für ein Jahr“, kündigte sie an. Daraus wurden mehr als drei Jahrzehnte.

Danach war sie Beisitzerin im Vorstand und Fotografen-Beauftragte. Sie akkreditierte ihre Kolleginnen und Kollegen bei Spielen im Olympiastadion und in der Arena. Von 1981 bis 1987 war sie gewählte Sprecherin der Fotografen im VDS (Logo: VMS).

Die schweren Kameras mit den langen Objektiven schleppt Maria Mühlberger schon lange nicht mehr mit sich herum. Ein kleiner Fotoapparat reiche ihr, sagt sie, und das Smartphone, „mit dem kann man inzwischen sehr gute Bilder machen“. Die Entwicklung habe allerdings zum Niedergang der Sportfotografie beigetragen. „Mit den digitalen Kameras ging es abwärts. Die kann man jedem in die Hand drücken. Einmal draufdrücken – dann rattert es 20 bis 30 Mal und man kann die beste Aufnahme raus suchen.“

Maria Mühlberger und ihr Mann Kurt genießen ihren Ruhestand auf Gran Canaria; beide spielen Golf. „Früher waren wir nur über Weihnachten da, jetzt bleiben wir von Oktober bis März“, im schönen Domizil hoch über dem Hafenstädtchen Puerto Rico. Und waren rechtzeitig zum Geburtstag wieder daheim im Münchner Stadtteil Großhadern, wohin sie der rote Staub aus der Sahara verfolgte.

Der VMS gratuliert Maria Mühlberger, einer liebenswerten Kollegin, die überall Wertschätzung genießt, ganz herzlich, und bedankt sich für ihr Engagement.

H.E.