Peter Bizer zum 80. Geburtstag – Kompetent, kollegial und souverän

Verein Münchner Sportjournalisten

26.08.2022

Bei etlichen Olympischen Spielen und Fußball-Weltmeisterschaften war Peter Bizer vor Ort. Auch sonst ist das Mitglied des Vereins Münchner Sportjournalisten beruflich viel herumgekommen. Am 26. August wird der profunde Autor 80 Jahre alt.

Autor: Gerhard Waldherr

Zum ersten Mal begegnete mir Peter Bizer 1974. Nicht persönlich, logisch. Ich war 13 und Bizer schon ein bekannter Sportjournalist. Doch zur WM in der BRD hatte er ein Buch veröffentlicht. Und das gehörte zu meiner Sammlung von Fußballmemorabilia, neben Büchern von Hans Blickensdörfer und Ulfert Schröder, der Fußball-Weltgeschichte von Karl-Heinz Huba und einem Bravo-Starschnitt von Pelé.

Anfang dieses Jahres, als ich über Autoren für mein Buch „Die WM und ich“ – die Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften von 1954 bis heute, erzählt von Augenzeugen – nachdachte, erinnerte ich mich daran. Die Telefonnummer fand sich im Internet. Anruf in Hamburg. Was folgte, war ein ebenso angenehmes wie anregendes Telefonat. Wenig später schickte Bizer einen wunderbaren Text über die WM 1974 (Bizer-Foto: VMS).

Er schickte aber auch hinreißende Bilder aus seinem privaten Fundus, half mit Ratschlägen und motivierenden Zurufen, als der Herausgeber Waldherr mit seinem Projekt zwischendurch immer mal wieder haderte. Bei unseren Telefonaten lernte ich einen kompetenten, kollegialen, souveränen Profi kennen, immer begleitet von einer Haltung, für die der Engländer den schönen Begriff „Sophistication“ benutzt.

Peter Bizer wurde 1942 in Wien geboren und wuchs auf der Schwäbischen Alb auf. Er begann als Verlagskaufmann mit 60 D-Mark Monatslohn im ersten Lehrjahr. Seine journalistische Karriere startete er bei der Südwest Presse in Ulm, war ab 1970 Textchef der Münchner Sportpresseagentur Sven Simon (ist seit damals Mitglied des VMS) und ging 1975 zum stern, wo er unter anderem Sportchef und Korrespondent in Moskau war.

Danach startete Bizer für Gruner + Jahr das Magazin SPORTS. Er war – beginnend 1968 – bei zwölf Olympischen Spielen als Reporter, Pressesprecher der deutschen Mannschaft und Eventmanager. Er berichtete von den Fußball-Weltmeisterschaften 1970 und 1974.

Zudem veröffentlichte Bizer Bücher über Günter Netzer (1972), Franz Beckenbauer (1986) und Uli Hoeneß (1974 und 2014). Und er war Herausgeber respektive Co-Autor von Buchprojekten über die Sowjetunion und die Berliner Philharmoniker (Logo: VMS).

Anfang August trafen wir uns erstmals persönlich. Berlin, nahe Gendarmenmarkt. Bizer erzählte vom ersten Sportpressefest in der Münchner Olympiahalle 1973, das er gemeinsam mit Ulrich Kaiser zugunsten des VMS organisiert hatte und bei dem es einen Jux-Zehnkampf gab, den der Speerwurf-Olympiasieger Klaus Wolfermann gewann.

Besonders bewegend war an diesem Berliner Nachmittag Bizers Erzählung von der Begegnung und Verabredung zu einem Interview mit dem im KZ Bergen-Belsen geborenen israelischen Olympia-Geher Shaul Ladany am Vorabend des Anschlags vom 5. September 1972.

Bizers Zeitzeugen-Erinnerungen an die Münchner Spiele wurden vom Haus der Bayerischen Geschichte veröffentlicht. „Aber ich habe festgestellt, dass die Erinnerungen unglaublich trügen können. Was die Leute von früher erzählen, hat mit dem, was wirklich passierte, manchmal nur noch marginal zu tun.“