„Es könnten noch mehr Journalisten live dabei sein“

Paralympics als Startschuss

31.10.2016 Die Paralympics-Berichterstattung wird immer umfangreicher, das bewiesen zuletzt die Spiele in Rio. Es gibt aber immer noch sehr viel für den Deutschen Behindertensportverband zu tun. Im sportjournalist-Interview erklären DBS-Präsident Friedhelm Julius und DBS-Medienchefin Markéta Marzoli, was sie vorhaben.
 
sportjournalist: Frau Marzoli, Herr Beucher, wie zufrieden waren Sie mit der Berichterstattung während der Paralympics in Rio?

Friedhelm-Julius Beucher (Foto: DBS): Wir haben das ja nur mittelbar mitbekommen. Aber die Begeisterung war sehr groß, ich habe kaum etwas auszusetzen. Es gab ein paar Ausreißer, die aber medienspezifisch begründet sind. Aber die Mehrheit war top.

Markéta Marzoli: Wir haben aus Deutschland sehr viel Feedback erhalten, es wurde sehr viel berichtet. Wo mir immer das Herz aufgegangen ist, war beim Newsletter des DOSB. Da kommen wir normalerweise immer ganz unten. Während Rio waren wir immer oben mit 12, 14, 16 Meldungen. Insgesamt war die Berichterstattung völlig zufriedenstellend.

sj: Was kann oder muss sich aus Ihrer Sicht ändern?

Marzoli: Es könnten immer noch mehr Journalisten live dabei sein. Wir hatten im Dorf etwa jede Stunde irgendein Radio-Interview mit Redaktionen in Deutschland. Das ist nicht immer einfach zu organisieren. Da denkt man dann am fünften Tag schon mal: Da hätten sich die Kollegen doch auch akkreditieren und herkommen können. Da schneiden wir uns als DBS vielleicht ins eigene Fleisch, weil wir alles so bedienen.

sj: Das kommt aber doch sicher gut an?

Marzoli: Das Feedback ist enorm, dass wir alles bedienen. Wir mussten ein, zwei Sachen absagen, aber dies nur, weil Vanessa Low oder Markus Rehm kurz vor einem Wettkampf standen. Sonst haben wir alles erfüllt.

sj: Auch zur Zufriedenheit aller?

Marzoli (Foto: DBS): Der Olympic Channel hat erklärt, dass wir das liebste nationale paralympische Komitee gewesen wären, weil wir immer alle Athleten gechillt zu den Terminen gebracht hätten. Alle Athleten wären auch sehr auskunftsfreudig gewesen.

sj: Zwischen den Spielen gibt es kaum eine Berichterstattung über Behindertensport.

Beucher: Wir müssen da gegensteuern. Das heißt auch mit Angeboten. Dass uns einzelne Partner Livestreams finanzieren, ist sehr wichtig, bedient aber nur Einzelne. Wir beliefern Printmedien mit aktueller Berichterstattung. Wir leisten das mit einem überschaubaren Team. Wir müssen als Verband diese Frage des Medienvorkommens auch zu einer Zukunftsfrage machen. In einer medialen Welt herrscht ein ungeheures Nachrichtentempo, vorgegeben durch die sozialen Netzwerke. Da kannst du nicht weitermachen wie bisher. Wir haben gezeigt, dass wir es können. Dies war mit einem enormen Personalaufwand verbunden.

Marzoli: Nur, um mal einen Vergleich herzustellen: In Peking waren wir zu viert, in London mit sieben Leuten und in Rio mit 14. Wir haben jede Sportart abgedeckt, wir hatten ein Social-Media-Team mit zwei Leuten und vier Fotografen. Wir haben eine Datenbank aufgebaut, die grandios einschlägt.

sj: Discovery Channel hat die Übertragungsrechte an Olympischen Spielen übernommen. Für die Paralympics gibt es noch keine Entscheidung, wohin der Weg geht. Befürchten Sie durch die neue Rechtesituation einen Rückschlag?

Marzoli: Mein Infostand ist, dass ARD und ZDF weiter von den Paralympics berichten werden. Es ist zwar noch nichts unterschrieben, aber es sieht sehr gut aus.

sj: Das wäre eine Konstanz, die sicher in Ihrem Interesse liegt, oder?

Marzoli: Auf jeden Fall. Es ist aber eine neue Herausforderung. Bislang war es so, dass ARD und ZDF das Equipment von Olympia vor Ort gelassen haben. Jetzt müssen sie viel mehr Geld in die Hand nehmen. Das werden sie sich überlegen, aber wir hoffen, dass das klappt. Die Zusammenarbeit ist eine sehr gute und sehr enge. Wenn wir das wieder bei null starten müssten, würde ich das sehr kritisch sehen.

Das Gespräch führten Thomas Niklaus und Holger Schmidt

Das Interview in voller Länge finden Sie in der Oktober-Ausgabe des sportjournalist, die direkt beim Meyer & Meyer Verlag bestellt werden kann. Mitglieder des VDS können sich das Heft als PDF im Mitgliederbereich kostenlos herunterladen.