„Wir enthalten den TV-Sendern nichts vor“

Gladbach-Mediendirektor Markus Aretz im Interview – Teil III

09.10.2017 Seit 1999 leitet Markus Aretz Borussia Mönchengladbachs Medienabteilung, er ist länger dabei als jeder andere seiner Bundesliga-Kollegen. Im sportjournalist-Interview spricht der Kommunikationsdirektor, Jahrgang 1966, über die Rolle der Vereinsmedien und eine Tätigkeit, zu der er leider zu selten kommt.
 
Im ersten Teil des dreiteiligen Interviews mit Markus Aretz ging es um seine Anfänge bei Borussia Mönchengladbach und welche VfL-Spieler so intelligent waren, dass sie sich quasi als Interviewpartner aufdrängten. Der zweite Teil widmete sich unter anderem der Frage, ob die Fußballprofis heutzutage in ihren Aussagen „weichgespült“ und deshalb angepasst sind.

sportjournalist: Markus Aretz, gibt es für die Spieler spezielle Schulungen im Umgang mit den Sozialen Medien?

Markus Aretz: Es gibt keine Vorschriften, aber wir informieren die Spieler regelmäßig oder geben ihnen Tipps für die richtige Nutzung ihrer Accounts. Den jüngeren Spielern muss man das heute eigentlich nicht mehr sagen, sie sind zumeist damit aufgewachsen. Andere sind dankbar, wenn man ihnen bei Facebook, Instagram oder Twitter unter die Arme greift. Wir zeigen dann auch mal Negativbeispiele von Kollegen, die mit unglücklichen Posts für Unruhe innerhalb ihrer Mannschaft gesorgt haben oder dem Gegner sogar die Aufstellung verrieten.

sj: Was ist das Besondere an Ihrem Job?

Aretz: Ich bin jetzt seit 25 Jahren als Journalist und Pressesprecher aktiv und kein Tag war wie der andere. Jeder Tag hatte seine Überraschungen, kein Tag verlief wie vorher geplant. Das macht für mich den besonderen Reiz in diesem Job aus.

sj: Vermissen Sie etwas aus Ihrer Zeit vor dem Dasein als Pressesprecher bei einem Bundesligisten?

Aretz: Als Journalist, das Schreiben. Dafür fehlt mir leider meistens die Zeit. Als Privatmensch: einfach nur als Fan mit meinem Sohn in den Borussia-Park zu gehen, in Ruhe mein Bier zu trinken und mir das Spiel anzuschauen.

sj: Wie wird die Medienlandschaft im deutschen Fußball in 18 Jahren aussehen?

Aretz: Im Detail kann ich Ihnen das nicht beantworten. Aber das weiß ich: definitiv ganz anders als jetzt.

sj: Die Borussia verfügt mit Fohlen.TV über ein eigenes Online-TV-Format. Warum gibt es dieses Angebot bei der Fülle an unabhängigen TV-Sendern, die regelmäßig über die Borussia berichten, überhaupt?

Aretz: Mit dem Angebot in unserem Fohlen. TV liefern wir den Fans die Inhalte, die sie bei den TV-Sendern nicht sehen können, weil das für die Sender viel zu weit gehen würde. Wenn man so will, ist das ein Angebot für „Special-Interest-Fans“, für Fans, die sich für alles, aber auch alles, rund um ihren Verein interessieren (Foto Markus Aretz: firo Sportphoto/Augenklick).

sj: Geht solch ein Angebot nicht auf Kosten der Medien? Was sagen Sie zu dem Vorwurf, der Verein würde mit einem eigenen TV-Sender Informationen kontrollieren?

Aretz: Nein. Und solch ein Vorwurf geht an der Realität vorbei. Bei uns gibt es nichts, was wir den TV-Sendern vorenthalten. Jeder kann beim Training drehen und wir versuchen, jeden Interviewwunsch zu ermöglichen. Das einzige, was das Klub-TV mal exklusiv hat, ist ein Bild aus der Kabine, aber das versteht sich wohl von selbst. In Ihrem Badezimmer macht außer Ihnen ja auch sonst niemand ein Foto.

sj: Eine Frage auch an den ehemaligen Tageszeitungsjournalisten – in welchem Rahmen kann und darf ein Fußball-Verein über sich selbst berichten? Wo sind die Grenzen?

Aretz: Noch einmal – die Berichterstattung in den vereinseigenen Medien richtet sich an die Fans, die gar nicht genug Informationen bekommen können. Denen der Kurzbericht im Fernsehen oder der Artikel in der Tageszeitung nicht ausreicht. Keine Zeitung würde sich den Platz nehmen, sechs Seiten lang über Christoph Kramers Faible für alte Fußballstadien zu schreiben. Insofern stehen die Vereinsmedien nicht in Konkurrenz zu den externen Medien, sondern sie ergänzen sie.

Mit Markus Aretz sprach Alex Raack. Dieser Artikel stammt aus der Ausgabe August/September 2017 des sportjournalist, die direkt beim Meyer & Meyer Verlag bestellt werden kann. Mitglieder des VDS können sich das Heft als PDF im Mitgliederbereich kostenlos herunterladen.