„Kambodscha war für mich überaus bewegend“

Macromedia/VDS-Stipendiat Max Weinhold im Interview II

01.06.2021 Vor Beginn seines Sportjournalismusstudiums an der Macromedia Hamburg reiste VDS-Stipendiat Max Weinhold durch Asien. In Kambodscha sprach er mit Angehörigen von Opfern des Völkermordes. Welche Erfahrungen er dabei gemacht hat, schildert er im zweiten und letzten Teil des Interviews aus der sportjournalist-Serie „Einsteiger, Aussteiger, Umsteiger“.
 
An der Hochschule Macromedia studiert Max Weinhold seit Oktober 2019 Sportjournalismus. Der VDS-Stipendiat, Jahrgang 1998, absolvierte zuvor ein Zeitungsvolontariat in seiner Geburtsstadt Hamburg bei der Morgenpost, an Elbe und Alster kurz Mopo genannt. Seit 2013 haben die Hochschule Macromedia und der VDS ein Stipendium vergeben. Mehrere Stipendiaten arbeiten nach Beendigung des Studiums mittlerweile in verschiedenen deutschen Sportredaktionen. Im ersten Teil des zweiteiligen Interviews ging es um den Start an der Macromedia und die großen Vorteile einer multimedialen Ausbildung.

sportjournalist: Herr Weinhold, vor Beginn des Studiums sind Sie einige Monate gereist. Was haben Sie erlebt?

Max Weinhold: Ich bin durch China mit dem Zug gefahren, war in Vietnam und Thailand. Meinen Aufenthalt habe ich in Kambodscha beendet. Die Menschen in Asien waren offen und freundlich. Sie haben mir gezeigt, mit wie wenig man zurechtkommen kann. Vor allem Kambodscha hat mich beeindruckt.

sj: Inwiefern?

Weinhold: Die gedrücktere Stimmung in diesem Land hat mich in dem Ausmaß überrascht. Ich habe deshalb mit den Menschen gesprochen. Der Völkermord in Kambodscha liegt gerade einmal 40 Jahre zurück. Ich konnte mir schwer vorstellen, was das mit Menschen macht. Geographisch, kulturell und zeitlich war das Ganze für mich weit entfernt.

sj: Wer der kambodschanische Diktator Pol Pot war und was er verbrochen hat, wussten Sie aber schon?

Weinhold: Ich hatte mich selbstverständlich vorbereitet. Es ist aber etwas anderes, ob Sie Bücher lesen oder vor Ort sind und die Schilderungen der Menschen erleben. Ein Mann hat mit mir geredet und in gebrochenem Englisch über seine Eltern berichtet, die wie Hunderttausende andere Kambodschaner ermordet wurden. Das war für mich überaus bewegend. Ich empfinde Demut und bin sehr dankbar dafür, so viele Eindrücke bekommen zu haben (Foto Max Weinhold bei MMA-Pressetraining: Sun).

sj: Sie haben ebenfalls schon Einblick in einen Bereich erhalten, der den meisten Menschen wohl zeitlebens verborgen bleiben wird. Sie sind als Model tätig. Wie kam es dazu?

Weinhold: Ich wurde von einer Agentur angesprochen und hatte Lust dazu. Hinter dem Modeln und Journalismus steht immer eine Geschichte. Es ist für mich lehrreich, mithilfe von Fotos und Videos Geschichten zu erzählen. Gestik und Mimik zählen auf dem Laufsteg oder vor der Kamera sehr.

sj: Was reizt Sie am Modeln?

Weinhold: Man macht Sachen, die man sonst nicht macht. Man trägt verrückte Klamotten, bewegt sich anders. Es macht mir Spaß, in eine Rolle hineinzuschlüpfen. Ich habe auch an Selbstbewusstsein gewonnen durch das Auftreten vor der Kamera.

sj: Die Modebranche gilt vielen als oberflächlich. Was sagen Sie zu dieser Kritik?

Weinhold: Models sind nicht eitler als andere Menschen. Das sind Eindrücke von außen, halt Klischees und Vorurteile. Man sollte grundsätzlich vorsichtig mit Vorverurteilungen sein. Meiner Erfahrung nach gibt es auch auf dem Fußballplatz und in Redaktionen Leute, die extrem viel von sich halten.

sj: Wie kriegen Sie den Mopo-Job, das Studium an der Macromedia und das Modeln unter einen Hut?

Weinhold: Anfangs habe ich das Modeln aktiver betrieben, bin in Mailand für Dolce & Gabbana gelaufen und habe für Alexander McQueen gearbeitet. Doch zuletzt habe ich wenig Modeljobs gemacht. Ich würde es mir wohl einrichten, wenn Angebote kommen. Doch die Uni hat Vorrang, und der Dienstplan für die Mopo steht. Ich sehe meine berufliche Zukunft im Journalismus.

Mit Max Weinhold sprach Clemens Gerlach (er gehörte zur Jury für die Vergabe des Macromedia/VDS-Stipendiums).

Dieses Interview stammt aus dem sportjournalist. Es wurde für die Verbreitung über die digitalen Kanäle des VDS als Zweiteiler angelegt. Hier geht es zur Bestellung von Einzelheften beim Meyer & Meyer Verlag. Mitglieder des VDS erhalten den alle zwei Monate erscheinenden sportjournalist automatisch per Post und können sich das Heft zudem im Mitgliederbereich kostenlos als PDF herunterladen. Dies gilt auch für ältere Ausgaben.