Nachhaltigkeit gewünscht

EM-Kolumne „C‘est la vie“

12.02.2016 Die Fußball-EM in Frankreich soll nachhaltig werden. Hört sich toll an, wird aber kaum zu erreichen sein.
Autor: Rainer Kalb
„Nachhaltigkeit“ ist ein angeblich erstmals von Hans Carl von Carlowitz 1713 schriftlich festgehaltener Begriff. Dem Förster ging es um den Holzbestand in seinen Wäldern. Er wollte nicht mehr fällen, als nachgepflanzt und wachsen konnte. Jetzt hat auch die erst 1954 gegründete UEFA die „Nachhaltigkeit“ entdeckt. Die EM 2016 in Frankreich soll in deren Zeichen stehen.

Dazu gibt es vier gesellschaftspolitische Schwerpunkte - Stadionzugang für alle, rauchfreies Turnier, Respekt für Vielfalt und Fankultur – sowie vier umweltpolitische - Transport, Abfallmanagement, optimaler Energie- und Wasserverbrauch sowie Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen.

Fans und Journalisten sind gebeten, einen „Ökorechner“ auf der UEFA-Website zu nutzen, um abschätzen zu lassen, wie hoch die Umweltbelastung beim Besuch eines Spiels durch welches Verkehrsmittel ist. Mal abwarten, ob Bundestrainer Joachim Löw und seine Spieler die Bahn nehmen statt eines Charterflugzeugs, um zu ihren Spielorten zu gelangen.

Irgendwie (übersichtlich erklärt wird das nicht) will die UEFA durch geringere Umweltbelastung auch zu zusätzlichen Einnahmen kommen. Die sollen dann in Windkraftprojekte in Neu-Kaledonien, einer französischen Provinz im Pazifik, gesteckt werden. Ein gutes Gewissen muss schließlich sein.

Die Absicht ist sicherlich hehr, nur: Seit 2007 versucht die UEFA als Organisation, ihre Umweltbelastung zu verringern – jedoch: Sie schafft es nicht. Immer mehr Wettbewerbe und Tagungen erzwingen trotz der Möglichkeiten durch Videokonferenz immer mehr Reisen. Und die Aufstockung der EM von 16 auf 24 Mannschaften trägt zu allem bei – aber sicher nicht zu nachhaltigem Klimaschutz. Da hilft auch kein Ökorechner.