Einschreiten gegen die Raudaubrüder

EM-Kolumne „C‘est la vie“

24.04.2016 Im Kampf gegen Hooligans macht EM-Gastgeber Frankreich jetzt ernst. Unlängst hat die Nationalversammlung ein Gesetz beschlossen, das Krawallmacher in die Schranken weisen soll.
Autor: Rainer Kalb
Stadionverbote können nun nicht mehr für maximal zwölf, sondern für 24 Monate, im Wiederholungsfall für 36 Monate ausgesprochen werden. Außerdem können die Profivereine sich weigern, bestimmten Personen Eintrittskarten zu verkaufen.

Die Maßnahmen betreffen vor allem den Vereinsfußball. Erst kürzlich war es beim Zweitligaspiel AC Le Havre gegen RC Lens zu Ausschreitungen zwischen Gästeanhängern und Ordnungskräften gekommen: Sitzschalen wurden aus der Verankerung gerissen und als Wurfgeschosse benutzt. Bei Auswärtsspielen des RC Lens blieben daraufhin bis auf weiteres die Gästeblöcke geschlossen.

Dieses Mittel ist auch schon häufig bei Spielen zwischen Paris St. Germain und Olympique Marseille angewandt worden. Die Südfranzosen nehmen ab der neuen Saison den Verkauf von Abos an Fanklubs wieder selbst in die Hand. In den vergangenen Jahrzehnten hatten die Fanklubs die Tickets vom Verein erhalten und dann die Abopreise selbst festgelegt, um so ihre Arbeit zu finanzieren.

Sechs der acht Fangruppen haben einer entsprechenden Vereinbarung zugestimmt, eine klagt dagegen. Marseille wollte vor allem im Hinblick auf einen eventuellen Verkauf des Vereins wieder die Verfügungsgewalt über die Eintrittskarten haben (Foto: firo Sportphoto/Augenklick).

Im neuen Gesetz steht außerdem, dass die Vereine in Zukunft auch die Daten der Zuschauer erfassen dürfen. Darüberhinaus ist geplant, Dauerkarten nur noch personalisiert zu verkaufen. Das sieht Florian Le Teuff vom nationalen Fankomitee kritisch.

Weiterhin hat die Nationalversammlung beschlossen, dass in Zukunft jeder Verein einen Fanbeauftragten haben muss. Das Sportministerium wird auch eine Anlaufstelle einrichten. So viel zur Wirklichkeit vor dem schönen Schein Europameisterschaft.